Gier.Macht.Gewalt
Masterthesis Wintersemester 2023/24

Herausgegeben vom Fachgebiet Entwerfen und Gebäudetypologie (Prof.'in Anett-Maud Joppien)

Die Planungsaufgabe sah ein Pflanzenforschungszentrum auf dem Gelände eines ehemaligen Reiterhofes am südöstlichen Rand des Dorfes Morschenich. Das Zentrum sollte ein Büro, Grenzfeldlabore, Gewächshäuser und integrierte Versuchsflächen für moderne und digital optimierte Landwirtschaft.

RAUM Bildung

Das Thema Kolonialismus und der Umgang damit spielt in letzter Zeit eine größere Rolle in der Gesellschaft. Der Entwurf eines Zentrums für die Aufarbeitung und Aufklärung des internationalen Kolonialismus soll dabei helfen einen Umgang mit dem Thema zu finden und Menschen Raum und Möglichkeiten zu schaffen miteinander zu diskutieren. Das Zentrum basiert auf der Idee einer raumbildenden Struktur, die durch ihre Form unterschiedliche Räume und Situationen im Außenraum schafft. In unterschiedliche Zonen können Menschen sich mit dem Thema beschäftigen und niederschwellig Diskussionen führen. An das raumbildende Element schmiegen sich vier Volumina, die jeweils den einzelnen Zonen zugeordnet werden. In den Volumen selbst kann sich nochmal vertieft mit dem Thema auseinandergesetzt werden. Das raumbildende Element bespielt im Außenraum den vorgelagerten Platz und wird im Innenraum zur Erschließung. Die Materialität beschränkt sich auf beigen Stampflehm für die Volumina, weißes Textil, Holz für das Tragwerk und Hochlochziegel für das Raumbildende Element. Der Hochlochziegel wird, um die unterschiedlichen Prinzipien im Innen- und Außenraum zu betonen, um 90 Grad gedreht. Dadurch bekommt das Element im Außenraum eine deutlich andere Erscheinung als im Innenraum. Jeder und jede kann das Zentrum besuchen und sich aus unterschiedlichen Richtungen und in seinem Tempo dem Thema annähern, um so ein stärkeres Bewusstsein für den Kolonialismus und seine Folgen zu erhalten.

Ausgezeichnet mit dem Fachbereichspreis für die beste Masterthesis und mit dem Förderpreis der Zeitschrift „wettbewerbe aktuell“

Fachbereichspreis für die beste Masterthesis im Wintersemester 2023/24

Anna Witkowska erhält den Fachbereichspreis für ihre Arbeit zum Thema „Gier.Macht.Gewalt. International center for research on colonialism“, hrsg. vom Fachgebiet Entwerfen und Gebäudetechnologie (Prof.’in Anett-Maud Joppien).
Im Rahmen der Masterthesis sollte für den Lissaboner Stadtteil Belem ein multifunktionaler Stadtbaustein entworfen werden, der dem Thema Kolonialismus einen sichtbaren Raum im öffentlichen Leben gibt und als Katalysator für eine kritische und dennoch konstruktive Betrachtung und Reflexion des europäischen Kolonialismus dient.
Das von Anna Witkowska entworfene Cultural Resonance Center ist nicht nur ein starres Gebäude, sondern ein gemeinschaftsorientierter Ort der Begegnung und des Dialogs, dessen Ziel es ist, dem kolonialen Erbe eine sichtbare Plattform im öffentlichen Leben zu geben.
Die Fassaden werden zu Leinwänden, die Künstler:innen aus der Community eine Plattform für kollektive Kunstinstallationen bietet. Das kulturelle Erbe soll mit Stolz nach außen getragen werden. Die partizipative Gestaltung ermöglicht eine kontinuierliche Erneuerung und Reflexion der Thematik.
Als Kulturmanufaktur soll das Center als zentraler Dreh- und Angelpunkt der aktuellen Diskussion dienen und ein Zentrum bilden, das nicht nur Geschichte aufarbeitet, sondern – wortwörtlich – eine optimistische Zukunft skizziert, geprägt von Respekt, Verständnis und gemeinsamer Verantwortung.
Besucher:innen können sich einem Vortrag in den Ausstellungshallen anschließen, im Hof den interkulturellen Markt durchstöbern oder sich einfach nur im Schatten der berankten Gitterstrukturen niederlassen. Als lebendiger Stadtbaustein funktioniert das Gebäude hier gleichermaßen wie eine Maschine sowie ein lebendiger Organismus.
Die Struktur ist im Baukastenprinzip konzipiert und dimensioniert, dass der Großteil der Bauteile vorgefertigt und in standardisierten 40-Fuß-Containern transportiert werden kann. Nicht lokal vorhandene Ressourcen oder Bauteile können im Ausland beschafft werden und dann zwischen Zentraleuropa und der iberischen Halbinsel ein über das Bahnnetz transportiert werden.

Ausgezeichnet mit dem Fachbereichspreis für die beste Masterthesis

Ein Ort zum Sichtbarmachen. Zum Verstehen, Nachfragen, Reflektieren, Austauschen, Zusammenkommen. Ein Ort, der verbindet und ein Zeichen setzt.
Der Entwurf entsteht im kulturgeprägten Stadtteil Belém in Lissabon.
Das Gebäude besteht aus zwei Solitären, einem Turm und einem zurückgesetzten Riegel, welche als Ensemble die unterschiedlichen Raumanforderungen abbilden. An die prägnante Achse entlang des Mosteiro dos Jerónimos und des Museu de Marinha wird der Turm gesetzt.
Im Turm befinden sich das Auditorium sowie Räume für temporäre Ausstellungen und Dauerausstellungen, während der Riegel Seminarräume, Bibliothek, Raum für ForscherInnen, das Archiv, temporären Wohnraum für ForscherInnen und ein Restaurant beherbergt. Das offene Erdgeschoss des Turms ermöglicht die Verflechtung mit dem Stadtraum und verringert die Barriere zum Auditorium, welches niederschwellig und einfach erreichbar als Ort des Austausches und als Fundament der Informationsvermittlung – in den darüberliegenden Ausstellungsräumen – einen Mittelpunkt im Stadtraum bildet.