Hans Lehmberg

Prof. Dr. Hans Lehmberg

(*1911 in Münster – †1993 in Marburg) Lehrte an der TH Darmstadt von 1966-1975

Hans Lehmberg hat als erster Körperpflege-Professor an der TU Darmstadt wesentlich zur Aufwertung von ästhetischen, kultur- und geisteswissenschaftlichen Aspekten im Lehramt an beruflichen Schulen im Berufsfeld Körperpflege beigetragen. Indem er die Verbindungslinien zwischen Kunst- und Kulturgeschichte und dem Friseurhandwerk in Forschung und Lehre herausstellte und im Lehrplan implementierte, schuf er die Basis für den heutigen Arbeitsbereich Mode & Ästhetik. Diese Verknüpfung spiegelt sich in seinen Publikationen, aber auch in den verwendeten Unterrichtsmaterialien und seiner jahrzehntelang zusammengetragenen Sammlung von Ausgaben der Frisurenzeitschrift Clivia, Frisurenbüchern sowie einer großen Dialehrsammlung, die sowohl die Geschichte des Frisurenhandwerks als auch Kunstwerke mit dem Schwerpunkt Mode und Frisuren dokumentieren. Lehmberg hat dem Arbeitsbereich Mode und Ästhetik seinen gesamten Nachlass mit zahlreichen Quellen zur Historie der Ästhetik von Frisur und Haar sowie zum Körperpflege-Unterricht im wissenschaftlichen Kontext hinterlassen.

Nachdem Hans Lehmberg sein Studium in Göttingen absolviert hatte und dort promoviert worden war, wurde er 1958 Dozent am Staatlichen Berufspädagogischen Institut in Frankfurt. Der Fachbereich, an dem Lehmberg tätig war, wechselte 1966 seinen Standort an die Technische Hochschule in Darmstadt. Dort war er in den Bereichen der Berufspädagogik sowie im Fachgebiet Körperpflege zunächst als Oberstudienrat tätig, bevor er 1972 zum Professor ernannt wurde. Die berufspädagogische Begründung und Neuausrichtung der Friseur*innen-Ausbildung und des Lehramts war ihm ein wichtiges Anliegen. Insbesondere förderte er die Bereiche Gestaltung und ästhetische Geschmacksbildung mit geisteswissenschaftlicher und kunsthistorischer Fundierung. Die Praxisnähe seiner wissenschaftlichen Arbeit zeigte sich unter anderem durch seine Mitarbeit im Hessischen Kultusministerium, dem Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks und dem Bundesinstitut für Berufsbildung. Ebenso arbeitete Hans Lehmberg mit dem Darmstädter Haarkosmetikhersteller Wella zusammen und schuf so die Voraussetzungen für die später erfolgte Etablierung der Wella-Stiftungsdozentur und -professur.

In Kooperation mit Wella bot Lehmberg Gestaltungslehrgänge für seine Studierenden an. Neben Kenntnissen der elementaren Grundformen und deren Bedeutung für die Frisurengestaltung betont Lehmberg die Relevanz historischer Grundlagen für die ästhetische Bildung, welche vor allem im Frisurenhandwerk wichtig waren, wie anhand der Grafik zur „schwungvollen Frisurenwelle“ (Abb. 3) und ihrer Herleitung aus dem Goldenen Schnitt sichtbar wird. Die vielfältigen kultur- und kunstwissenschaftlichen Materialien des Gestaltungslehrgangs aus den Jahren 1950-69 sind digitalisiert und im Bildarchiv Prometheus einsehbar. Als Ziel des Lehrgangs Gestaltung formulierte Hans Lehmberg:

„Die jungen Friseure sollen erkennen, dass ihre berufliche Leistung sich einfügt und sich einzufügen hat in umfassende Kulturansprüche des modernen Menschen.“ Hans Lehmberg, zit. n. Antoni-Komar, Irene: Für eine lebendige Schule: Hans Lehmberg und die Neubewertung der Friseurausbildung. In: Die Berufsbildende Schule, 47(1995), S.250.

Lehmbergs Parallelisierungen zwischen der Kunstgeschichte und dem Frisurenhandwerk nehmen auch einen wichtigen Platz in seinen Publikationen ein. Ganz explizit zeigen sich diese in dem Buch Haar und Frisur in der Bildenden Kunst, das zu diesem Zeitpunkt ein Desiderat aufarbeitete und ein neues Forschungsfeld eröffnete, das Kunst- und Kulturgeschichte zusammenbringt. Die bildenden Künste, aber auch Architekturvergleiche, dienen ihm zur Erarbeitung seiner Mode-Kunstgeschichte, die entscheidend für die zweite Professur für Kunstgeschichte am Arbeitsbereich Mode & Ästhetik der TU Darmstadt war.

(Nadja Friedrich/Elea Konst/Miriam Oesterreich)

Publikationsliste Hans Lehmberg, PDF (wird in neuem Tab geöffnet)

Quellen:

Archivquellen:

Technische Hochschule Darmstadt: Personal- und Studienplanverzeichnis. 1972-1976, Universitätsarchiv Darmstadt.

Dia-Lehrsammlung Wella, auf: https://prometheus.uni-koeln.de/, Zugang nur mit Anmeldung.

Literatur:

Antoni-Komar, Irene: Für eine lebendige Schule: Hans Lehmberg und die Neubewertung der Friseurausbildung. In: Die Berufsbildende Schule, 47(1995), S. 245-251.

Darmstädter Tagesblatt. Nr. 282 vom 5.12.1972. S.13.

S.G./Se: Professor Hans Lehmberg 75 Jahre. th-pressedienst. 21.07.1986.

Publikationen Hans Lehmbergs zur Berufspädagogik im Bereich Körperpflege sowie zu „Haar und Frisur in der Bildenden Kunst“

Nachfolgerin: Irene Antoni-Komar