1,5 Mio. neue Wohnungen durch Dachaufstockung möglich
Das Fachgebiet Tragwerksentwicklung (Prof. Dr. Karsten Tichelmann) und das Pestel-Institut Hannover stellen Studie vor
2016/03/18
Eine große Chance für mehr Wohnungen in Deutschland liegt auf den Dächern: Mehr als 1,5 Millionen zusätzliche Wohnungen könnten durch Dach-Aufstockung entstehen. Und zwar dort, wo der Wohnraum heute schon knapp und das Wohnen teuer ist: in Großstädten, Ballungsräumen und Universitätsstädten.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die die Technische Universität Darmstadt und das Pestel-Institut Hannover am 15. März in Berlin vorgestellt haben. Bei den Wohnungen, die als „On-Top-Etagen“ auf die Dächer bereits bestehender Wohnhäuser gebaut werden können, gehen die Wissenschaftler von einer durchschnittlichen Größe von rund 85 Quadratmetern Wohnfläche aus.
Im Fokus der Studie stehen die Wohnraum-Reserven von Mehrfamilienhäusern, die zwischen 1950 und 1990 gebaut wurden. Allein durch die Dach-Aufstockung von rund 580.000 dieser Nachkriegsbauten lassen sich 1,12 Millionen Wohnungen in Regionen mit angespanntem Wohnungsmarkt zusätzlich errichten, so die Studie. Darüber hinaus könnten weitere 420.000 Wohnungen auf Gebäuden entstehen, die vor 1950 gebaut wurden. „Das Potenzial ist enorm. Und das, obwohl bei der Auswahl der Gebäude, die für eine Dach-Aufstockung in Frage kommen, sowohl der Denkmalschutz als auch der Erhalt des Stadtbildes in der Studie berücksichtigt sind“, sagt Prof. Dr. Karsten Tichelmann von der TU Darmstadt.
Der Wissenschaftler sieht in Aufstockungen von Wohnhäusern enorme Vorteile: „Sie sind eine optimale Flächennutzung für Ballungsräume und damit ökologisch sinnvoll. Denn es wird kein zusätzliches Bauland gebraucht. Damit werden auch keine neuen Grünflächen versiegelt. Auch der Aufbau neuer Infrastruktur entfällt – weder neue Straßen noch Kanal- oder Versorgungsleitungen werden benötigt. Damit sind die Grundstücks- und Erschließungskosten schon zwei wichtige Punkte, bei denen gespart wird. Fest steht: Die besten und günstigsten Grundstücke in Ballungszentren liegen auf den Dachflächen der Gebäude, die schon da sind.“
Das Aufstocken zusätzlicher Wohnetagen auf Dachflächen von bestehenden Gebäuden bietet, so Karsten Tichelmann, auch die Chance, Energie zu sparen: „Bei einer Aufstockung lässt sich im darunter liegenden Geschoss der Energiebedarf bis zur Hälfte reduzieren.“
Initiatoren der Studie sind elf Organisationen und Verbände der deutschen Bau- und Immobilienbranche sowie aus den Bereichen Planung und Architektur.
Weiterführende Informationen:
- www.impulse-fuer-den-wohnungsbau.de
- (wird in neuem Tab geöffnet) Kurzfassung der Studie
- Fachgebiet Tragwerksentwicklung