Dance Company Dresden
Masterthesis Sommersemester 2024

Herausgegeben vom Fachgebiet Entwerfen und Baugestaltung (Prof. Wolfgang Lorch)

Das Ensemble aus Gartenstadt, Deutsche Werkstätten und Festspielhaus in Dresden-Hellerau ist eine kulturhistorische Ikone. Die Weiterentwicklung des Festspielhauses soll einer Stärkung des Kulturortes dienen und die Gartenstadt stärken. So wird zusammen mit der Kernstadt Dresden ein Kontrapunkt zum Wissenschafts- und Industriestandort geschaffen.

Ziel im Entwurfsprozess ist, das Festspielhaus im Sinne eines Laboratoriums des Lebens weiter zu denken und zu entwickeln. Collective Living – Collective Working sind hierbei wesentliche Begriffe. Das Festspielhaus wird um Wohnraum für die Tänzer, kleinere Übungssäle und öffentliche gemeinschaftliche Flächen erweitert.

Felix Graf greift in seinem Entwurf „Constat“ das Yin-und-Yang-Symbol im Giebel des Festspielhauses der Gartenstadt Hellerau auf. Ausgangspunkt ist das bestehende Festspielhaus mit seinen Höfen im Süden und Norden. Der Süden wird durch neue Bauteile gerahmt und bildet das steinerne Yin, während der begrünte Norden das gewachsene Yang darstellt. Die ehemaligen Kasernenriegel im Osten und Westen rahmen den Südhof, und die Dance Company im Norden schließt diesen Rahmen. Die beiden gespiegelten L-förmigen Riegel öffnen ihre Fassade zum Nordhof hin für genossenschaftlich genutzte Innenräume, denen ein offenes Grün vorgelagert ist. Zur Gartenstadt hin wird ein Wohncluster mit barrierearmen Single- und Double-Wohnungen platziert, denen ein genossenschaftlicher Nutzgarten vorgelagert ist. In den südlichen Kopfbauten befinden sich Ausstellungsräume und Ateliers. Die Tanzräume sind sowohl in den Außenriegeln als auch prominent im Nordhof untergebracht. Die beiden Satelliten heben die Rolle des Tanzes in der Dance Company räumlich hervor. Mit 9,5 Metern lichter Raumhöhe und Blick auf die Nordfassade des Festspielhauses sind sie die zentralen Räume der Company. Die ersten beiden Geschosse beherbergen genossenschaftliche Wohnungen für Singles/Doubles, Patchwork-Gemeinschaften und Familien. Die Wohnungen verfügen jeweils über eigene Terrassenzugänge, um das Innen und Außen zu beleben. Die Erschließung erfolgt über die bestehende Wegeführung und Treppen innerhalb der Klimahülle. An den Einschnitten für die Erschließung sind auch die genossenschaftlichen Flächen angegliedert. Im dritten Obergeschoss befindet sich der Dachgarten. Die Klimahülle ist an der Süd-, West- und Ostfassade mit Photovoltaik-Modulen ausgestattet, die in die Glasschuppen integriert sind. Zusätzlich bildet die Klimahülle im Winter nutzbare Zwischenräume und einen angenehmen klimatischen Puffer nach außen. Im Sommer kann die Hülle über Öffnungen per Kamineffekt optimal be- und entlüftet werden. Die eingelegten PV-Module dienen zudem der Verschattung.

Ausgezeichnet mit dem Fachbereichspreis für die beste Masterthesis und mit dem Förderpreis der Zeitschrift „wettbewerbe aktuell“

Szene Grünraum

Der Entwurf zielt darauf ab dem Grünraum nördlich des Festspielhauses eine Szene zu bieten. Mit seiner halbrunden Form umrahmt das Gebäude den Freiraum. Eine Pergolastruktur und ein gebäudehoher Vorhang, der sich entlang der Kreisinnenseite aufspannt, komplementiert die Form des Kreises. Der im Kreis liegende Grünraum wird mit diversen Spielorten in Form von Bühnen bestückt, wobei der Baumbestand und Naturraum größtenteils bestehen bleibt.

Der Vorhang als Teil der Szene reguliert den Grad der Interaktion zwischen dem Gebäude und dem Grünraum, zwischen den Bewohner*innen und der Öffentlichkeit. Wenn für das Kreisinnere ein neutraler Hintergrund erwünscht ist, kann das Gebäude hinter dem Vorhang verschwinden. Oder wenn das Gebäude mit den Aktionen der Bewohner*innen Teil der Szene werden soll, kann der Vorhang partiell oder ganz geöffnet werden.

Hinter dem Vorhang bildet ein Laubengang eine Schwelle zwischen Innen- und Außenraum. Er dient neben der Erschließung der Innenräume auch als Interaktionsraum. Gemeinschaftlich genutzte Räume orientieren sich zur Kreisinnenseite.

Im Erdgeschoss befinden sich die Öffentlichen und Halböffentlichen Nutzungen. Den Gebäudemittelpunkt bildet ein großer Übungssaal. Überdachte Außenräume dienen als Übungsräume und gemeinschaftliche Aufenthaltsflächen. Über einen Laubengang im ersten Obergeschoss gelangt man zu den ein- und zweigeschossigen Wohnungen und den Gemeinschaftsräumen der Bewohner*innen. Die privaten Zimmer in den Wohnungen orientieren sich primär zur Kreisaußenseite.

Die Gebäudekonstruktion besteht aus Holzrahmenbauweise. Zum Kreisinneren öffnet sich das Gebäude über eine Glasfassade. Bei der privateren Außenseite handelt es sich um eine Lochfassade, der eine gebäudehohe Begrünung vorgesetzt ist.

Dance Company Dresden

Hrsg. vom Fachgebiet Entwerfen und Baugestaltung (Prof. Wolfgang Lorch). Die Entwurfsaufgabe sieht die Weiterentwicklung des Ensembles aus Gartenstadt, Deutschen Werkstätten und Festspielhaus in Dresden-Hellerau zur Stärkung des Kulturortes vor. Ziel ist es, das Festspielhaus im Sinne eines Laboratoriums des Lebens weiter zu entwickeln.

Städtebauliches Konzept Die bestehende symmetrische Struktur des Geländes wird fortgeführt. Die neuen Gebäudevolumen sind am Rand des Grundstücks positioniert. In der Mitte entsteht eine grüne Fläche, die einen starken Kontrast zum südlichen Sandplatz bildet.

Garten und Laboratorium Der Kulturgarten ist bisher eine grüne Aktions- und Begegnungsfläche. Dieser Charakter wird beibehalten und gestärkt. Zum einen sollen die Bestandsbäume weitestgehend erhalten bleiben, zum anderen wird eine neue, durchgehende Route durch den Garten angelegt, die an den verschiedenen neuen Einrichtungen im Garten vorbeiführt. Es ist nicht nur ein Gemeinschaftshof für die Öffentlichkeit, sondern auch ein wohnungsnahes Laboratorium mit vielfältigen Möglichkeiten für die hier lebenden Tänzer. Es bietet auch Zugang zu den öffentlichen Funktionen im Erdgeschoss des Gebäudes, wie Übungsräumen, Bibliothek und Cafeteria.

Tanz im Grünen Der Übungsraum befindet sich in den bestehenden Panzerhallen im nördlichen Teil des Geländes. Diese wurden bis auf die Stützen abgebaut und darüber ein leichtes Holzdach errichtet. Die Übungsräume sind in Nord-Süd-Richtung transparent und vermitteln beim Öffnen der Türen das Gefühl, in der Natur zu tanzen.

Kollektives Wohnen Der begrünte Arkadengang mit Blick in den Kulturgarten ist ein Übergangsraum zwischen Innen und Außen sowie zwischen privat und öffentlich. Die Holzschottenkonstruktion ermöglicht flexible Wohntypen und Grundrisse, die je nach Bewohnerzahl und individuellen Bedürfnissen realisiert werden können. Jede Wohnung verfügt über ein schaltbares Kombiatelier, das gemeinsam mit einer anderen Wohnung genutzt werden kann.