Kurleben Bad Soden. Über die gesunde Kleinstadt
Masterthesis Wintersemester 2023/24

Herausgegeben vom Fachgebiet Entwerfen und Nachhaltiges Bauen (Prof. Dr. Martin Knöll)

Ein neuer zentraler Standort für alle Institute des Drama-Departments an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover soll in der Nähe des Bahnhofs durch den Umbau des Parkplatzes der Deutschen Bahn geplant werden. Die einzelnen Abteilungen befinden sich derzeit auf dem Gelände der ehemaligen Expo, das aufgegeben und im geplanten Gebäude zusammengeführt werden soll. Der Theaterkurs soll wieder in die Stadt zurückgeholt werden, um Synergien durch die (wieder)gewonnene Nähe zu den anderen Abteilungen der Universität zu nutzen. Im Zuge dessen wird auch eine Erweiterung der bestehenden Abteilung vorgenommen, um der stetig steigenden Nachfrage nach dem Kurs gerecht zu werden.

Der Planungsumfang umfasst ein neues Gebäude mit einer Bruttogeschossfläche von etwa 10.000 m² basierend auf dem Raumprogramm, das eine Hauptnutzfläche von 4.565 m² vorsieht.

Das zentral gelegene Gelände, nicht weit vom Hauptbahnhof Hannover entfernt, befindet sich an der Ecke Augustenstraße und Königstraße. Es wird im Westen durch die erhöhte Eisenbahnlinie begrenzt. Im Osten und Norden wird es von der 4- bis 5-geschossigen Blockrandbebauung umrahmt. Der schmalste Teil des Grundstücks endet an der Königstraße. Das Grundstück hat eine Fläche von ca. 4.900 m².

Zwei kleinere (Übergangs-)Gebäude am nördlichen Ende des Geländes stehen für die gestalterische Aufgabe zur Verfügung. Sie können an die Eisenbahnmauer angebaut werden. Für das neu zu gestaltende Gebäude des Theaterdepartements der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover gibt es keine Höhenbeschränkung.

Die Außenbereiche sollen entsprechend der zukünftigen Nutzung attraktiv gestaltet werden. Neben den funktionalen Anforderungen an Zugang und Entwicklung des Gebäudes sollen im Rahmen der Möglichkeiten auch Bereiche mit Aufenthaltsqualität für die Nutzer sowie Vernetzungspotenziale in der Stadt Hannover geschaffen werden. Besonderes Augenmerk wird auf die Adressbildung und die Auffindbarkeit des Gebäudes sowie auf die Gestaltung des neuen Eingangs- und Zugangssituation gelegt. In diesem Zusammenhang muss auch die Frage nach der Anordnung und Gestaltung des Haupteingangs geklärt werden, der sowohl funktional als auch ansprechend für Nutzer und Gäste sein sollte.

Das architektonische Design des neuen Gebäudes soll dem Thema der Theaterschule gerecht werden, aber auch zur städtischen Umgebung passen. Die barrierefreie Zugangsstruktur im Gebäude sollte eine einfache Orientierung ermöglichen. Die zentralen Bereiche und insbesondere die Studio-Bühnen sollten auch für Gäste leicht zu finden sein. Das Foyer soll seine Funktion als zentraler Anlaufpunkt für Studierende und Lehrende aller Disziplinen erfüllen. Gleichzeitig sollte der Eingangsbereich auch ansprechend für Gäste gestaltet sein, die Theateraufführungen in den Studio-Bühnen besuchen.

BAD SODENS STARKE QUELLEN FÜR ALLE

Das Kurleben in Bad Soden, das seinen Ursprung in den Heilquellen hat, bedarf der Auffrischung. Doch wie kann man der Kleinstadt neues Leben einhauchen? Indem man neue Quellen erschließt! Denn Quellen gibt es viele: Quellen, die Gemeinschaft fördern. Quellen, die die Gesundheit in den Mittelpunkt stellen oder ganz wörtlich die Heilquellen, die bis heute an die prägende Kurgeschichte des Ortes erinnern sollen. Mit Hilfe dieser Quellen werden in der Ost-West-Achse zwei Ströme als Wege etabliert, die von den verschiedenen Quellen gespeist werden. Einerseits gibt es den Alltagsstrom, der die schnelle Bewegung und die alltäglichen Aktivitäten in den Vordergrund stellt. Stehen dagegen Gesundheit und Erholung im Vordergrund, wird der Kurweg genutzt. Er ist bewusst entschleunigt. Alle Abschnitte sind barrierefrei und inklusiv gestaltet.

Diese Ströme verbinden letztendlich drei verschiedene Kernbereiche: Erstens die große Freifläche am Hang mit dem Fokus auf informeller Begegnung im hochwertigen Landschaftsraum.

Zweitens, der Bereich um die ehemaligen Fabrik Herbst, welcher mit dem Schwerpunkt Arbeit, Gesundheitsbildung und Gemeinschaft zum Quartier der Gesundheitsmanufaktur entwickelt wird.

Und drittens die ehemalige Brache am Huttenschloss im Osten, welche als ländlich-familiäres Wohnmodell Raum für eine wachsende Bevölkerung bietet.

Mit diesen zukunftsweisenden Quellen für ein nachbarschaftliches, produktives und innovatives Kleinstadtleben soll Bad Soden eine wichtige Rolle in der Region einnehmen und als Standort der Gesundheitsbildung neue Quellen der Arbeits- und Innovationskraft erschließen.

Im Ganzen entsteht eine Vision für ein inklusives, nachhaltiges und ortsspezifisches Bad Soden, dass sich durch das Wechselspiel aus neuen und alten Quellen auch zukünftig identitär weiterentwickeln kann.

Ausgezeichnet mit dem Fachbereichspreis für die beste Masterthesis und mit dem Förderpreis der Zeitschrift „wettbewerbe aktuell“

Auf Basis unserer Analyse und nach der Auswertung unserer durchgeführten Umfrage mit 300 Bewohnerinnen und Bewohnern Bad Soden-Salmünsters haben wir die gesammelten Daten in Themen kategorisiert. Daraus sind fünf Handlungsfelder entstanden, die das Gerüst unseres Entwurfskonzeptes für Bad Soden bilden: Freizeit, Mobilität, Bebauung, Bildung und Gesundheit.

Diese fünf Handlungsfelder werden innerhalb Bad Sodens sowie insbesondere auf unseren Potentialflächen umgesetzt. Dazu gehören Themen wie die Weiterführung des bestehenden Engagements der Bewohnerinnen und Bewohner, die aktive Förderung des Freizeitangebotes für Kinder und Jugendliche (Freizeit), der Ausbau des ÖPNV als Rückgrat sowie die Schaffung effizienterer Verkehrsmittel und Sharing-Angebote (Mobilität), das Um- und Zwischennutzen von Gebäuden nach dessen Funktionsende, Maßnahmen wie Leerstand First, um die Innenstadt für Wohnende und Touristen zu beleben, der Bau eines neuen Quartieres mit einer Baugenossenschaft (Bebauung), gemeinsame Weiterbildungsmöglichkeiten durch Lernzentren, lokale Werkstätten und Bibliotheken (Bildung) sowie eine verbesserte Lebensqualität durch Investitionen in die öffentliche Infrastruktur mit einer verbesserten Alltagsmobilität, Cooling-Spots sowie Beratungsangeboten (Gesundheit). Diese und weitere Themen verorten sich innerhalb Bad Sodens, entlang des Flusses Salz, der nordwestlich verlaufenden Allee und insbesondere auf unseren fünf Potentialflächen „Aktiver Hügel“, „Kreativ-Quartier“, „Clever am Curata“, „Lebendige Altstadt“ und „Sodener Höfe“.

Fachbereichspreis für die beste Masterthesis im Wintersemester 2023/24

Giuseppe Antonio Raffaele und Jana Schweitzer werden ausgezeichnet für ihre städtebauliche Thesis zum Thema „Kurleben Bad Soden. Über die gesunde Kleinstadt“, herausgegeben vom Fachgebiet Entwerfen und Stadtplanung (Prof. Dr. Martin Knöll).

Im Zentrum der Aufgabe stand die Frage, wie Kleinstädte so gestaltet werden können, dass sie inmitten eines raschen demographischen und strukturellen Wandels Gesundheit und Lebensqualität fördern.

Die Kleinstadt Bad Soden-Salmünster wird im Rahmen der Arbeit von Raffaele und Schweitzer, geeint als „Perle“, in den Main-Kinzig-Kreis eingebunden. Dies schafft den Grundstein für interkommunale Kooperationen und überregionale Netzwerke, räumlich gestützt durch die Schnittstelle der beiden Kernstadtteile im Kinzigtal. Ihr kommt die Rolle eines regionalen Zentrums zu.

Zunächst wird die Infrastruktur aller Stadtteile auf ein Mindestmaß ausgebaut, mithilfe einer Toolbox. Anschließend werden stadtteilübergreifend fünf, für jene Kleinstadt prägende, thematische Cluster ausgebildet: Kultur und Bildung; Naherholung; Tourismus; Wirtschaft; Fortbewegung. Die Bündelung der Kompetenzen und Vernetzung der Cluster untereinander stärkt und erweitert vorhandene Ressourcen. Repräsentiert an der neu geschaffenen Plattform – offen und für alle zugänglich an der zentralen Schnittstelle. Hiervon ausgehend finden die einzelnen Cluster weitere Bedeutung. Das neu geschaffene „Agri-Kultur-Zentrum“ revitalisiert einen Industrieleerbestand, um Wissen rund um Natur, Landwirtschaft und Ernährung zu vermitteln. Am neu geschaffenen Kleinstadt-Campus werden regionale Themen in Forschung und Lehre aufgegriffen. Der angrenzende Klinikleerbestand wird als Pflegeschulungszentrum genutzt.

Von der Plattform ausgehend bildet sich eine Visitenkarte für die Attraktivität der gesunden, zukunftsfähigen und lebenswerten Kleinstadt Bad Soden-Salmünster aus und schafft bei Besucher:innen und Bewohner:innen ein Bewusstsein für die Lebensqualität vor Ort, was die Stadt in allen Teilen wachsen lässt.

Ausgezeichnet mit dem Fachbereichspreis für die beste Masterthesis