Ausstellungen als Lehrformate

Ausstellungen erweisen sich als ein besonders geeignetes Medium, um die spezifischen Interessen und Kompetenzen von Architekturstudierenden mit den Gegenständen der Kunstgeschichte zusammenzubringen. Das Gestalten und Zeigen, das Inszenieren und Räume bilden zählt zu den Kernaufgaben des Studiums. Wenn am Ende einer Lehrveranstaltung eine Austellung eröffnet, ein Katalog gedruckt oder eine Website online gehen soll, entspricht diese Aufgabenstellung, zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt eine möglichst perfekt durchgestaltete „Endabgabe“ vorzulegen, weit eher dem gewohnten und geschätzten, durchaus auch kollegialen und kompetitiven Leistungsbild in diesem Studium als das einsame Feilen an Hausarbeiten im stillen Kämmerlein.

Hierbei kann das Thema ganz unterschiedlich „bespielt“ werden, wie einige Beispiele aus den letzten Jahren zeigen:

Gemeinsam mit Britta Fritze, Mitarbeiterin am FG Entwerfen und Baugestaltung, entstand eine Ausstellung von Modellhäusern, die das in der heutigen Architekturlehre viel zu wenig gewürdigte „vernakuläre“ Bauen in Deutschland thematisierte: Von den Haubargen Nordfrieslands bis zum Görlitzer Hallenhaus reichte die Auswahl. In eigens dafür angefertigten Holzkisten reisefertig verpackt, die vor Ort als Präsentationspodeste dienten, wurde die Wanderausstellung „Das deutsche Haus“ (1) 2011 in Kassel, Darmstadt und Berlin gezeigt, ein Katalog und eine Webseite dazu entwickelt.

Als das Städel im WS 2010/11 seinen Anbau für Gegenwartskunst, die sog. Gartenhalle, errichtete, ließ Sabine Heiser, damals Vertretungsprofessorin, die Räume des nun erweiterten Frankfurter Museums für eine fiktive Ausstellung durch die Studierenden kuratieren. Eine Auswahl von Bildern aus der Sammlung war in einem vorgegebenen räumlichen Rahmen zu inszenieren. So entschieden sich die Studierenden, welche die Bilder des 19. Jh. zu zeigen hatten, für die Kulisse des Domizils einer Sammlerfamilie im sog. Peichl-Anbau, in deren scheinbar bewohnten Zimmern nun die Bilder motivisch passend gehängt waren: Böcklins „Villa am Meer“ sorgte z.B. für eine frische Brise im Bad.

2017 initierte das Frankfurter DAM eine Ausstellung zum Thema „FRAU ARCHITEKT – Seit mehr als 100 Jahren Frauen im Architekturberuf“ und forderte die Institutionen der Region auf, sich mit eigenen Beiträgen zu beteiligen. Hierauf antwortete das Seminar „Frauen lassen bauen“, das statt einem Jahrhundert Berufspraxis 3000 Jahre weibliche Auftraggeberschaft „von Hatschepsut bis Merkel“ thematisierte (2). Zur Finissage konnten die Ergebnisse – wiederum mit einer eigens dafür entwickelten, mobilen Stelen-Gestaltung – im Ungersbau am Mainufer für einige Tage präsentiert werden. Das Projekt wurde mit dem „Athenepreis der TU-Darmstadt für Gender- und Diversity- sensible Lehre 2018“ ausgezeichnet.

(Meinrad von Engelberg)

Austellungen des Fachbereichs AUK


(1) http://www.das-deutsche-haus.net/, bes. am 17.03.21

(2) Meinrad v. Engelberg (Hg.): Frauen lassen bauen. Auftraggeberinnen in der Architekturgeschichte von Hatschepsut bis Merkel. Darmstadt: Technische Universität [2018]