

Mit dem Wintersemester 2021/22 bereiten wir uns auf das vierte Digitalsemester nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie in 2020 vor. Eine Rückkehr zum Normalbetrieb wird es nicht geben. Nach der Einschätzung vieler Experten steht die Universität an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter.
Wie stellen sich Absolvierende des Fachbereich Architektur das Studieren und das Uni-Leben nach der Pandemie vor? Welche Impulse gehen von der Architektur und Stadtplanung für zukunftssichere, attraktive und lebendige Universitätsstandorte aus? In dieser Master-Thesis werden städtebauliche Konzepte Lösungsansätze für diese Fragen gesucht.
In Deutschland besteht Entwicklungsbedarf des großen Bestandes von Universitäts-Standorten aus den 1960er und 1970er Jahren, die oft in städtischen Randlagen „auf der grünen Wiese“ geplant wurden. Wie in Mainz sind es oft ähnliche Herausforderungen: Wie gelingt die städtebauliche Anbindung an die Stadt? Wie lassen sich die monofunktionalen Strukturen aufbrechen? Wie stellt man Aufenthalts- und Lebensqualität auf dem Campus her, um im Wettbewerb um die besten Köpfe zu bestehen?
Die ersten Semester der Covid-19-Pandemie haben gezeigt, dass die digitale Lehre schnell und mittlerweile routiniert angelaufen ist, gerade unter dem Fokus auf Wissensvermittlung. Es besteht bisweilen die Gefahr der Lehre als Einbahnstraße, mit Mangel an Beteiligung und kreativem Austausch. Neue Lern- und Arbeitsformen wurden verstärkt eingesetzt, wie das remote working / home office. Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Wohnortwahl der Studierenden: 20 Prozent sind während der ersten Semester wieder zurück zu den Eltern gezogen. Es gilt für alle eine neue Work Life Balance zu finden. Erhebliche Belastungen und das Aufbrechen der gewohnten Muster haben Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Nach aktuellen Zahlen der Techniker Krankenkasse (TKK) sind 20 % der Studierenden mit einer Depression diagnostiziert.
In Konsequenz sehen ein wir die Notwendigkeit zu einem stärkeren Engagement der Universitäten im Gesundheitsmanagement und in der Schaffung von Aufenthaltsqualität und Lebensqualität auf dem Campus, sowie einen höheren Bedarf für temporäres Wohnen auf dem Campus. Gleichzeitig sehen wir einen niedrigeren Bedarf an Büro- und Arbeitsplätzen analog zur Diskussion, die derzeit in großen Firmen geführt wird. Abschließend die Frage, welche Nutzungen zukunftsorientiert sind und auf einem Campus Platz finden können?
Die langsame Rückkehr zum Hybrid-Unterricht unter veränderten ökonomischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen, nehmen wir zum Anlass das Thema Campus-Entwicklung jetzt aufzugreifen. Gesucht werden städtebauliche Zielbilder und Prozesse für eine Entwicklung des Voll-Campus mit 133ha Fläche und derzeit 33.000 Studierenden hin zu einem gemischten und lebendigen Stadt-Quartier mit Schwerpunkt Hochschule und Forschung.