Sabine Heiser

Sabine Heiser

Vertretungsprofessorin von 2009 bis 2016

Sabine Heiser war zwischen 2009 und 2016 Vertretungsprofessorin für Kunstgeschichte am Fachbereich Architektur. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Gießener Sonderforschungsbereich Erinnerungskulturen. Ihre Dissertation „Studien zum Wiener Frühwerk Lukas Cranachs d. Ä.“ schrieb sie bei Eberhard König an der Freien Universität Berlin. Wie diese Stationen zeigen, hatte Heiser einen Schwerpunkt in der frühen Neuzeit und nicht unbedingt in der Architekturgeschichte. Genau dieses Spannungsfeld zeichnete ihre Lehre in Darmstadt aus, denn sie verstand es immer wieder, Brücken zwischen den vielfältigen Gebieten der Kunstgeschichte und den besonderen Anforderungen an die Disziplin an einer Architekturfakultät zu schlagen.

Typische Themen von Sabine Heisers Lehre waren zum Beispiel das „Fensterbild“, oder die Aufgabe, ein „Studiolo“ oder „Gehäus“ für einen Gelehrten in Form eines Stegreifentwurfs zeitgemäß weiterzudenken. Während des Neubaus der sog. Städel-Gartenhalle in Frankfurt gelang es, durch Vermittlung von Kai Otto (Büro Schneider+Schumacher) einen Blick auf die unterirdische Baustelle zu erhaschen und darauf aufbauend mit Studierenden in einem Seminar des WS 2010/11 neue Ideen für die Präsentation der Sammlung im erweiterten Museumsbau zu entwickeln.

In Stuttgart aufgewachsen, verfügte Sabine Heiser über enge familiäre Bindungen nach Halle an der Saale: So erwies es sich als glücklicher Zufall, dass im Vorfeld der (2016 zurückgezogenen) UNESCO-Welterbe-Bewerbung ein intensiver Austausch zwischen den Darmstädter Kunsthistorikeri*nnen und den Franckeschen Stiftungen entstand, der in einem Exkursionsseminar 2013 und einem gemeinsamen Forschungs- und Publikationsprojekt seinen Niederschlag fand (1).

Diese thematische Vielfalt bestätigt sich auch beim Blick auf Dissertationsvorhaben, welche Sabine Heiser in diesen Jahren begleitete: Während Gabriel Dette eine Promotion zur altdeutschen Malerei begann, schloss Anna Livia Pfeiffer ihre Arbeit zu den Kolumbarien (Friedhofsbauten für Urnenbegräbnisse) ab. In engem Austausch mit dem Fachgebiet Baugestaltung entstand die Promotion von Britta Fritze über die Publikationsreihe der „Blauen Bücher“; ein gemeinsames, studentisches Ausstellungsprojekt beider Fachgebiete zur vergessenen Tradition des ländlichen autochthonen Bauens unter dem provokanten Titel „Das deutsche Haus“ (2) wurde an mehreren Stationen gezeigt und mit dem 2011 erstmals verliehenen „Athene-Fachbereichspreis für gute Lehre“ ausgezeichnet.

Es ist unter anderem auch Sabine Heisers Engagement zu verdanken, dass in der Reakkreditierung der Studiengänge 2013/14 das Lehrdeputat der Historischen Grundlagenfächer trotz Vakanz der Kunstgeschichte ungeschmälert erhalten blieb, und mit dem Fachmodul im Master ein neues, alle drei Fachgebiete verbindendes Lehrformat gefunden wurde, bei dem sich einmal jährlich in Form einer Ringvorlesung alle Lehrenden der Fachgruppe A zu einem gemeinsamen Jahresthema zusammenfinden: So zum Beispiel „Bild und Bau“ (2011) oder „Konstruktion der Gemeinschaft – Städtische Räume und Profanbauten für die lokale Öffentlichkeit“ (2014). Im Bachelor teilten sich die drei Fachgebiete inzwischen die nun dreisemestrige Überblicksvorlesung des Grundstudiums auf, dazu kam der „Basiskurs Architekturgeschichte“, ein Proseminar für Erstsemester, das im Unterschied zu den meisten anderen Fakultäten die historischen Grundlagenkenntnisse in Form von Referaten vermittelt, die sich die Studierenden untereinander halten. Auch an diesen neuen Formaten wirkte Sabine Heiser maßgeblich und für folgende Jahre prägend mit.

(Meinrad von Engelberg)

Publikationsliste Sabine Heiser, PDF (wird in neuem Tab geöffnet)

(1) „Modell“ Waisenhaus? Perspektiven auf die Architektur von Franckes Schulstadt / herausgegeben von Meinrad v. Engelberg, Thomas Eißing, Sabine Heiser, Johannes Süßmann und Holger Zaunstöck, Halle a. d. S. 2018.

(2) Das deutsche Haus, bes. am 24.01.21.

Vorgänger: Wolfgang Liebenwein / Nachfolgerin: Christiane Salge