Der Fachbereich Architektur trauert um Prof. Hans Waechter
27.11.2020
Am 26. November ist Hans Waechter gestorben, ein vielfach ausgezeichneter Architekt, erfahrener Hochschullehrer und berufspolitisch engagierter Kollege, geboren 1936 in der Uckermark, aufgewachsen in Bonn und Aachen. Nach dem Studium in München und ersten Berufserfahrungen wechselte er 1963 in das Kölner Büro von Margot und Joachim Schürmann, der 1966 einem Ruf an die Technische Hochschule Darmstadt folgte und dort Hans Waechter als Oberassistent auf Lebenszeit einstellte, ein nachhaltiger Beweis des Vertrauens in die Fachkompetenz und Loyalität des gerade 30jährigen Architekten. Der gründete 1967 mit Schürmanns Einverständnis ein eigenes Büro, um in der Lehre auf Dauer den Bezug zur Praxis zu stärken.
Ab 1972 Professor für Entwerfen und Gebäudekunde an der TH Darmstadt, war er in seiner zurückhaltenden Freundlichkeit für Generationen von Studierenden eine stille, aber wirksame Autorität, jederzeit erreichbar, mit offenem Ohr für ihre Anliegen. Er war gerne Lehrer, das spürte man. Seine wichtigste Aufgabe neben dem eigenen Werk war ihm die Nachwuchsförderung, für die er in seiner Zeit als Dekan Ende der 1990er Jahre mit großem persönlichen Einsatz durch die personelle und strukturelle Erneuerung des Fachbereichs optimale Voraussetzungen zu schaffen suchte.
Über Jahrzehnte wurde er als Lehrer besonders deshalb geschätzt, weil er gegenüber den bisweilen abenteuerlich abgehobenen Vorstellungen kreativ experimentellen Entwerfens durch seine praxisbezogene Lehre für die erforderliche Bodenhaftung sorgte. Mit der Ernsthaftigkeit seiner Befragung von Bauaufgaben und möglichen Lösungen vermittelte er den Studierenden schon früh ein Gefühl und Bewusstsein gesellschaftlicher Verantwortung des Berufsstands der Architekten, um von Anbeginn jedem Anflug von Anmaßung und Standesdünkel vorzubeugen.
Mit diesem Verständnis einer die Gesellschaft prägenden und zum Besseren verändernden Baukultur engagierte sich Hans Waechter seit 1976 über 25 Jahre ehrenamtlich in der Architektenkammer Hessen. In seiner Haltung und seinem Werk hoch anerkannt, wurde er 1980 in den Bund Deutscher Architekten berufen, war ab 1986 Vorsitzender der Gruppe Darmstadt-Starkenburg, von 1991 bis 1995 Landesvorsitzender des BDA Hessen und Mitglied des Bundesvorstands. Sehr bewusst legte er den Schwerpunkt seines Schaffens als Architekt auf Bauaufgaben zur Verbesserung der Lebensbedingungen von alten, kranken und pflegebedürftigen Menschen. Die heute viel gepriesenen „Helden des Alltags“ in Heimen und Krankenhäusern mit ihren schwierigen Arbeitsbedingungen waren ihm stets wichtige Partner auf der Suche nach einer bedürfnisgerechten Umweltgestaltung vor allem für jene, die in ihrer Umgebung auf besondere Fürsorge und Zuwendung angewiesen sind. Er wird als Vorbild in Erinnerung bleiben.
Werner Durth