Der Fachbereich Architektur trauert um Dr. phil. habil. Ralf Dorn

Nachruf von Prof. Dr. Constanze Petrow und Prof. Dr. Christiane Salge

2021/05/21

Dr. phil. habil. Ralf Dorn (15.05.1968 – 13.05.2021)

Ralf Dorn war Architekturhistoriker und ein langjähriges Mitglied unseres Fachbereichs.

Geboren in Rheine (Westfalen), absolvierte er zunächst ein Informatikstudium an der TU Berlin. Parallel dazu begann er, seine eigentliche Leidenschaft zu entdecken: die Kunstgeschichte. Er studierte das Fach von 1995–1999 und wurde 1999 Kollegiat im DFG-Graduiertenkolleg „Kunstwissenschaft – Bauforschung – Denkmalpflege“ der TU Berlin und Otto-Friedrich-Universität Bamberg. 2005 promovierte er bei Prof. Dr. Robert Suckale über die mittelalterliche Kirche des Damenstifts St. Marien und Pusinna in Herford. Mit seiner Doktorarbeit zeigte er die Bedeutung dieses Bauwerks für die Bautradition westfälischer Hallenkirchen und den Einfluss der westfranzösischen Kathedralbaukunst auf den Herforder Bau auf. Die Faszination für die Kirchenbauten des Mittelalters sollte ihn nie mehr loslassen.

Assistententätigkeiten führten ihn in der Folge an die Universität Trier und die TU Darmstadt. Als Post-Doc im DFG-Graduiertenkolleg „Kulturelle und technische Werte historischer Bauten“ an der BTU Cottbus beschäftigte er sich mit dem Verhältnis von Architekten und Bauingenieuren in der Ära des Neuen Bauens.

2016 habilitierte sich Ralf Dorn am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt mit einer Arbeit über das Leben und Werk des Hannoveraner Stadtbaurats Rudolf Hillebrecht. Anhand dieser einflussreichen Architektenpersönlichkeit der Nachkriegszeit setzte sich Ralf Dorn kritisch mit den Kontinuitäten und Brüchen in der deutschen Planungsgeschichte des 20. Jahrhunderts auseinander. 2017 ging daraus eine aufwendige und vielrezensierte Buchpublikation hervor. Die Habilitation steht für den zweiten Forschungsschwerpunkt Ralf Dorns: die Architektur des 20. Jahrhunderts. In beeindruckender Breite und Fülle publizierte er zur Architekturgeschichte der Moderne.

Nach einer Vertretungsprofessur für Architekturgeschichte und -theorie an der Hochschule Mainz schlug sein beruflicher Werdegang eine neue Richtung ein. 2018 wurde er Mitarbeiter im Landesamt für Denkmalpflege Hessen in Wiesbaden und dessen Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege. Baudenkmale zu sichern und zu erhalten und sie in ihrer gesellschaftlichen Relevanz zu vermitteln, stand von nun an im Mittelpunkt für ihn. Frankfurt am Main wurde sein Arbeitsschwerpunkt.

Mit dem Fachbereich Architektur der TU Darmstadt war Ralf Dorn eng verbunden, zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Geschichte und Theorie der Architektur von Prof. em. Dr. Werner Durth (2008-2013), als Lehrbeauftragter am Fachgebiet Kunstgeschichte (2016/17) und als Privatdozent (2016-2020). Er wirkte bei Ausstellungen des Fachbereichs zu Ernst Neufert, Friedrich Pützer und zuletzt 2019 zu Paul Meissner mit und bereicherte die begleitenden Publikationen mit seinen fundierten Texten.

Für uns alle unerwartet ist Ralf Dorn in der vergangenen Woche verstorben. Wir verlieren mit ihm einen lieben Menschen, geschätzten Fachkollegen, engagierten Hochschullehrer, begeisterten Bauhistoriker, Wissenschaftler mit ganzer Seele und einen Denkmalpfleger, dessen Zeit gerade erst begonnen hatte.

Schreibend, lesend, fotografierend und Schätze aus Archiven bergend werden wir ihn in Erinnerung behalten. Sein Lachen, seinen Humor und seine Freundlichkeit werden wir sehr vermissen.

Prof. Dr. Constanze Petrow und Prof. Dr. Christiane Salge