BAMP in Venedig
Das Fachgebiet Plastisches Gestalten präsentiert das Forschungsprojekt „Bauen mit Papier“ im Rahmen der Architektur-Biennale in Venedig
2021/05/28
Was wäre, wenn Papier ein Baumaterial wäre und wir Häuser aus Papier bauen könnten? Welche neuen Möglichkeiten würden sich hierdurch für Architektur, Gestaltung und das Bauen eröffnen?
Aktuell reichen die Erkenntnisse zum Bauen mit Papier noch nicht aus, um diese Vision in die Realität zu übertragen. Aber die Entwicklungen der vergangenen Jahre im Bereich der Holzbautechnik zeigen auf, wie sich das Bauen durch die Forschung am Material und die Fortentwicklung von Techniken verändern kann. Hochhausbauten mit einer Primärstruktur aus Holz sind heute keine Seltenheit mehr.
Um das Baumaterial Papier zu einer ähnlichen Erfolgsgeschichte zu führen, stellt sich eine Vielzahl an Herausforderungen. So sind in der Materialforschung die biologischen und chemischen Eigenschaften von Papier mit Blick auf die Anforderung in der Gebäudeplanung z.B. hinsichtlich Feuchtigkeits- und Brandschutz sowie Statik weitestgehend von Grund auf zu klären. Auch sind spezifische Einsatzgebiete für das Material zu ermitteln und Anwendungen zu finden, die die Potenziale von Papier und Karton vollständig ausspielen.
Die Ausstellung
Seit 2012 erforscht ein interdisziplinäres Konsortium an der TU Darmstadt die Grundlagen des Bauens mit Papier – von der Faser bis hin zum Gebäude. Die Ergebnisse werden nun erstmals umfassend im Rahmen der Architektur-Biennale in Venedig vorgestellt.
Die Ausstellung zeigt den Prozess an der Schnittstelle von kreativer Bearbeitung zu natur- und ingenieurwissenschaftlicher Forschung – von der Optimierung bestehender Papiermaterialien bis hin zur Suche nach innovativen konstruktiven Lösungen. Ziel ist die Entwicklung nachhaltiger Alternativen für das Bauen mit konventionellen, heutigen Materialien.
Das Besondere: Auch die Ausstellung ist Teil des Ziels, für das Material Papier neue Anwendungsmöglichkeiten in der Gestaltung zu finden und versucht – fast vollständig aus Papier und Karton hergestellt – in einer sehr präzisen Bearbeitung der Oberflächen, die Gestaltung des Ausstellungsortes im historischen Palazzo Mora aufzunehmen und neu mit dem Material zu bespielen. Ein Team von jungen Kreativen, Designer*innen und Architekt*innen hat die Ergebnisse des Forschungsprojektes in einem intensiven Prozess für die Ausstellung ausgewählt und aufbereitet. Zahlreiche Modelle, Zeichnungen, Bilder und eine raumhohes 1:1-Modell geben einen Einblick in den Stand der Forschung und zeigen das Potenzial des Baustoffs Papier auf.
Der Einstieg in die Ausstellung erfolgt am Beispiel von bestehenden Papiermaterialien und Visualisierungen mit dem Thema der Faser und wie man diese in Form bringen kann. Das nächste Themenfeld zeigt Verbindungen, Fügungen und Bearbeitungsmethoden von Papierwerkstoffen, die Lösungen für Baumaterialien sein könnten. Unterschiedliche Muster stellen dar, wie das Material Papier neu gedacht und optimiert werden kann.
Die Ausstellung schließt ab mit Anwendungen für Architektur und Gestaltung und zeigt eine Auswahl an räumlich-architektonischen Modellen in unterschiedlichen Maßstäben, die im Rahmen der wissenschaftlichen Forschung in BAMP, begleitenden Projekten und in Lehrveranstaltungen erarbeitet wurden.
Die Ausstellung ist vom 22. Mai bis 21. November 2021 im Rahmen der Biennale der Architektur in Venedig in der Ausstellung „Time Space Existence“ im im European Culture Centre in Venedig zu sehen. Palazzo Mora
Mitarbeitende und Verantwortliche:
Ariel Auslender, Nina Christl, Oskar Gerspach-Wolf, Katja Heiligbrunner, Veruschka Janouschkowetz, Fabian Luttropp, Frank Metzger, Jannis Protzmann, Tim Sarbacher, Marco Volkmann, Andrea Wittmann
Aufbauten: Löser Messebau, loesergmbh.de
Übersetzung: Usch Egelman, uschengelmann.com
Druck: Druckzentrum Lichtwiese, dzl.tu-darmstadt.de
Ausstellungsbegleitende Projektwebseite: https://www.buildingwithpaper.com
Die Partnerinnen
Die Ausstellung „Bauen mit Papier“ geht auf das Forschungsprojekt „BAMP! Bauen mit Papier“ an der TU Darmstadt zurück. Die beteiligten Fachgebiete und Institute sind:
- Fachgebiet Plastisches Gestalten, Architektur, TU Darmstadt, Prof. Ariel Auslender
- Institut für Statik und Konstruktion, Bauingenieurwesen, TU Darmstadt, Prof. Dr.-Ing. Ulrich Knaack, Prof. Dr.-Ing. Jens Schneider
- Fachgebiet Papierfabrikation und Mechanische Verfahrenstechnik, Fachbereich Maschinenbau, TU Darmstadt, Prof. Dr.-Ing. Samuel Schabel
- Fachgebiet Makromolekulare Chemie und Papierchemie, Fachbereich Chemie, TU Darmstadt, Prof. Dr. rer. nat. habil. Markus Biesalski
- Fachgebiet Produktionstechnik und Umformmaschinen, Fachbereich Maschinenbau, TU Darmstadt, Prof. Dr.-Ing. Dipl. Witsch.-Ing. Peter Groche
- Fachbereich Maschinenbau und Kunststofftechnik, Hochschule Darmstadt, Prof. Dr.-Ing. Andreas Büter
- Institut für Mechanik und Materialforschung, Fachbereich Maschinenbau und Energietechnik, Technische Hochschule Mittelhessen, Prof. Dr.-Ing. habil. Stefan Kolling
Dank an
Das Forschungsprojekt und die Realisation der Ausstellung wurden unterstützt von: