Raumgestaltung muss Zukunftsforschung sein
Neu am Fachbereich: Prof. Dipl.-Ing. ETH Johanna Meyer-Grohbrügge
2021/10/01
Johanna Meyer-Grohbrügge ist seit Oktober 2021 Professorin für Entwerfen und Raumgestaltung am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt.
Johanna Meyer-Grohbrügge (*1979) arbeitete nach ihrem Studium an der BTU Cottbus und der ETH Zürich für fünf Jahre bei SANAA/ Kazuyo Sejima + Ryue Nishizawa in Tokio. 2010 gründete sie mit Sam Chermayeff in Berlin das Büro June 14 Meyer-Grohbrügge & Chermayeff und 2015 das Büro Meyer-Grohbrügge.
Viele ihrer Projekte bewegen sich an der Schnittstelle von Kunst und Architektur. Der Ausstellungsarchitektur für die Kunstmesse art berlin contemporary im Jahr 2015 folgen zahlreiche weitere z.B. für die 11. berlin biennale 2020 sowie Ausbauten für Kunstgalerien, letztere oft in Verbindung mit Möbelentwürfen. So auch beim vielbeachteten Umbau des ehemaligen tschechischen Kulturinstituts in Berlin in einen Ausstellungsort für zeitbasierte Medienkunst für die Berliner Dependance der Julia Stoschek Collection.
Die Umnutzung bestehender Gebäude ist ein Schwerpunkt von Meyer-Grohbrügges Arbeit. In Chemnitz entsteht seit 2018 in einem ehemaligem Industriekomplex ein neuer Arbeits- und Produktionscampus mit Büros, Restaurant, Café, Nachtclub, Veranstaltungssaal und Dachgarten. In Berlin wird derzeit ein ehemaliger landwirtschaftlicher Zweckbau nach ihren Entwürfen in einen neuen Standort für das Künstlerarchiv Berlin-Weissensee mit Veranstaltungs-, Ausstellungs- und Arbeitsräumen umgebaut.
Für die Baugruppe „Kurfürstenstraße 142“ hat sie gemeinsam mit Sam Chermayeff ein Gebäude entworfen, das flexibel auf die Bedürfnisse der Bewohner*innen reagieren kann. Die sechs Gebäudekörper überschneiden sich sowohl horizontal als auch vertikal. Hierdurch entstehen räumliche Schnittmengen, durch die sich die 20 Wohneinheiten je nach Bedarf neu kombinieren, miteinander teilen, erweitern und verkleinern lassen. Die Fertigstellung dieses Projektes steht kurz bevor.
Lehre
Neben Ihrer langjährigen Lehrtätigkeit am Dessau Institute of Architecture der Hochschule Anhalt (2010 bis 2021) unterrichtete Johanna Meyer-Grohbrügge unter anderem am Lehrstuhl „Entwerfen und Baugestaltung“ der TU Braunschweig, an der Columbia University Graduate School of Architecture, Planning and Preservation (GSAAP), der Northeastern University Boston-Berlin und leitete das Berlin Programm der Washington University St. Louis.
Über ihre künftigen Tätigkeit am Fachbereich schreibt sie:
Der Fachgebiet „Entwerfen und Raumgestaltung“ bietet die Chance, den Raum an sich zu erforschen, ihn losgelöst von Geschichte, Programmen, Typologien, Technologie, und dennoch mit allem verbunden zu betrachten. In diesem Sinne sollte die Raumgestaltung einen echten integrativen Ansatz verfolgen.
Sehr bald wird jeder Mensch selbst dreidimensionale Räume generieren können und so muss die Architektur und die Architekturausbildung verstärkt an den Inhalten dieser Räume arbeiten. Durch die Digitalisierung existiert bereits fast alles virtuell bevor es sich physisch manifestiert. Unsere Aufgabe wird die Verräumlichung von Dingen und Identitäten sein, die es bisher nicht gibt oder die sich verändern.
Die Lehre und Forschung muss ebenfalls in diese Richtung gehen und verstehen, was dabei in naher Zukunft eine Rolle spielt und welchen Beitrag Architektur zu den Herausforderungen unserer Zeit leisten kann. Die Studierenden sollen lernen räumliche Antworten auf komplexe Fragestellungen zu finden. Dabei geht es letztendlich um Kommunikation aber auch um das Verhältnis des Körpers zum Raum.
Raumgestaltung in der Lehre muss Raumforschung sein und Raumforschung muss Zukunftsforschung der nahen Zukunft sein, betrachtet unter den Aspekten der Nutzung, Materialität und Auswirkungen des Raumes auf die Gesellschaft und der Vermittlung der Instrumente, die man zur Verfügung hat.
Ausgewählte Projekte
- 2019-: Wohnungsbau Bernauer Strasse 36, Berlin
- 2014-2021: Gemeinschaftswohnprojekt Baugruppe Kurfürstenstrasse 142, Berlin, Projektentwicklung und Architektur
- • 2020-: Nagelfabrik Rübenau/Erzgebirge Umnutzung eines Industriedenkmals
- 2018-2021: Stey/China Design und Art Direction mehrerer Gemeinschaftswohnprojekte in Peking
- 2021-: Kunst- und Kulturstandort Spinnerei Leipzig- Halle 11/12
- 2018-: Wirkbau Chemnitz Arbeits-und Produktionscampus in ehemaligem Industriekomplex
- 2018- 2022: Archivorum, Künstlerarchiv Weissensee, Berlin
- 2018: Kunstgalerie Meyer Riegger, Berlin
- 2017: Kunstgalerie Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin
- 2017: Kunstgalerie Mehdi Chouakri, Berlin
- 2016: Julia Stoschek Collection Berlin
Umbau des ehemaligen tschechischen Kulturinstituts für eine Medienkunst-Sammlung
Ausstellungsarchitekturen
Seit 2011 zahlreiche Ausstellungsarchitekturen z.B. für das Museum of Modern Art in Warsaw, das POLIN Museum of the History of Polish Jews, die Natioanl Gallery of Arts Tirana, die berlin biennale for contemporary art bb11, die Kunsthalle Wien, BNKR München, das ZKM Karlsruhe und die Kunstmesse Art Berlin Contemporary-abc, Berlin.
Ausstellungsbeteiligungen
- 2018: The Catastrophe Colors (mit Gonzales Haase), BNKR München
- 2017: A Bar at the Folies-Bergere , Chicago Architecture Biennial
- 2016: Sharing Models: Manhattanisms, Storefront for Art and Architecture, New York
- 2016: White Cube Jungle, Sexauer Gallery, Berlin
- 2015: Carrousel-whats next-the return, curated by de vylder vinck taillieu, gta ETH Zürich
- 2015: Trees in Oolite, Gallery Diet, Miami
- 2015: Kunst als Auftraggeber, Bielefelder Kunstverein
- 2015: The aluminium garden (with Toshihiko Mitsuya), Studio Picknick, Berlin
- 2014: How soon is Now, Galerie Judin, Berlin
- 2013: Draft Urbanism Biennale of the Americas, Denver
- 2012: 19 hours in the Kiosk, Haus der Kulturen der Welt
- 2011: Everything Must Go, Casey Kaplan Gallery, New York,
- 2010: Living with your life, Biennale di Venezia