Industrielle Methoden und architektonischer Ausdruck

Neu am Fachbereich: Dipl.-Ing. Martin Baur und Dipl.-Ing. Florian Latsch

04.10.2021

Florian Latsch vertritt die Professur Entwerfen und Industrielle Methoden der Baukonstruktion am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt im Wintersemester 2021/22. Im nächsten Semester wird er sich in dieser Aufgabe mit seinem Büropartner Martin Baur abwechseln.

Florian Latsch und Martin Baur (v.l.n.r.)

Florian Latsch (*1979), Dipl.-Ing. Architekt BDA, arbeitete nach seinem Diplom bei Prof. Wolfgang Lorch im Jahr 2007 bei motorlab architekten in Mannheim, Kaufmann Rüf in Dornbirn und Fink+Jocher Architekten in München. 2012 erfolgte die Eintragung in die Architektenliste der Bayerischen Architektenkammer. Von 2014 bis 2017 war er Partner im Büro THALER LATSCH und Partner ARCHITEKTEN mit Lisa Thaler.

Lehrerfahrung sammelte er als Stundenassistent an der KIT-Fakultät für Architektur bei Prof. i.V. Dietrich Lohmann (2010), als Korrekturassistent am Lehrstuhl für Nachhaltige Entwicklung von Stadt und Land der TU München von Prof. Mark Michaeli (2014 bis 2016) und als Lehrbeauftragter bei Prof. Kretschmann an der Hochschule München. Im Sommersemester 2021 hatte er gemeinsam mit Martin Baur einen Lehrauftrag bei Prof. Nadja Letzel an der Technischen Hochschule Nürnberg.

Martin Baur (*1981), Dipl.-Ing. Architekt BDA, war nach dem Diplom bei Prof. Markus Gasser im Jahr 2008 bis 2016 bei Burger Rudacs Architekten in München tätig. Dort war hauptsächlich an den Realisierungen des Weinhold-Baus für die TU Chemnitz und der John Cranko Ballettschule in Stuttgart sowie an diversen Wettbewerben beteiligt. 2012 erfolgte die Eintragung in die Architektenliste der Bayerischen Architektenkammer.

Lehrerfahrung sammelte er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren von Prof. Florian Nagler an der TU München (2013 bis 2019) und an der Technischen Hochschule Nürnberg (Sommersemester 2021).

Bauernhaus G | München Sanierung eines denkmalgeschützten Bauernhauses 2018

Wettbewerb | Kindertagesstätte Sybelstraße | Karlsruhe 1. Preis 2019 + weitere Beauftragung: gemeinsam mit BUERO ADA

Wohnen am Verna-Park, Rüsselsheim. 2016–2020

Wohnen am Verna-Park, Rüsselsheim. 2016–2020

Wohnen am Verna-Park, Rüsselsheim. 2016–2020

Wohnen am Verna-Park, Rüsselsheim. 2016–2020

Wohnen am Verna-Park, Rüsselsheim. 2016–2020

Wohnen am Verna-Park, Rüsselsheim. 2016–2020

Kindergarten, Ensingen. 2. Preis, 2021

Realisierungswettbewerb für den Neubau eines Wohnhauses und einer Wohnanlage für Studierende in der Spitalstadt in Eichstätt. 2021 – Engere Wahl

Realisierungswettbewerb für den Neubau eines Schulcampus mit Grundschule, Gymnasium und Sporthalle, Erfurt 2021

Lehre

Über ihre künftige Tätigkeit am Fachbereich schreiben Florian Latsch und Martin Baur:

Das Fachgebiet „Entwerfen und industrielle Methoden der Hochbaukonstruktion“ gehört zu den drei Fachgebieten der Konstruktion. Ein Schwerpunkt der Lehre im Bachelorstudium ist die Vermittlung der Grundlagen des Massivbaus sowie der dazugehörigen strukturellen Möglichkeiten und Gesetzmäßigkeiten. Der zweite Schwerpunkt ist die Lehre im Masterstudium, hier tragen alle Lehrformate zur Entwicklung einer zukunftsfähigen und dauerhaften Architektur im Zeitalter von industrieller Fertigung und Digitalisierung bei.

Denn mittlerweile werden nahezu alle gebauten Strukturen aus von der Industrie hergestellten Bauprodukten bzw. industriell bearbeiteten Bauteilen errichtet. Die Industrie prägt maßgeblich die Gestalt unserer gebauten Welt. Die von Mies van der Rohe 1924 geforderte Industrialisierung des Bauwesens ist heute Realität. Sie hat jedoch nicht wie von Mies van der Rohe prognostiziert dazu geführt, dass sich „die sozialen, wirtschaftlichen, technischen und auch künstlerischen Fragen leicht lösen lassen“ (1). Diese Fragen müssen weiterhin von den Architekt*innen bearbeitet werden, auch wenn die Industrie und renditeorientierte Investor*innen teilweise suggerieren, dass es mit den richtigen Produkten auch die eine richtige Bauweise gibt.

Das Bauen ist schneller und leichter geworden, der maßgeschneiderte Bezug zum Kontext ist jedoch oft verloren gegangen. Viele Ressourcen werden einfach verbraucht und nicht gleichwertig wiederverwertet. Häuser sollten keine Industrieprodukte sein, aber sie sind aus Industrieprodukten gefügt. Die Industrialisierung des Bauwesens ist unser Werkzeug, das wir sinnvoll bedienen müssen und zwar in mühsamer handwerklicher Arbeit. Mit einem romantischen und zugleich realistischen Enthusiasmus möchten wir uns industrielle Methoden zunutze machen, um damit einen angemessenen architektonischen Ausdruck zu erreichen. Dabei fordern wir eine Architektur ohne stilistische Vorgaben, damit die Studierenden eigenständige Antworten finden können. Die Architektur muss sich jedoch im Spannungsfeld zwischen dem historisch Vertrauten und dem industriell Gewöhnlichen positionieren.

Die Vorgabe ist dabei ein respektvolles Miteinander der Bauwerke untereinander, sowie ein respektvoller Umgang mit den endlichen Ressourcen. Über eine Verankerung von Architektur in einer kontextuellen Identität, z.B. über das Material, die Interpretation eines Details oder die Typologie soll dem Neuen eine bauliche Eigenart und eine damit verbundene Langlebigkeit gegeben werden.

(1) Schädlich, Christian: Ludwig Mies van der Rohe, Ernst May und der wissenschaftlich-technische Fortschritt im Neuen Bauen der 20er Jahre. In: Wissenschaftliche Zeitschrift Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar, Band 33, 1987, S.201–203

Ausgewählte Projekte

  • 2015: Grundschule St. Nikolai, Hamburg, selektiver Wettbewerb, engere Wahl (Florian Latsch)
  • 2016–2020: Wohnen am Verna-Park, Rüsselsheim, Einladungswettbewerb, 1.Preis und Realisierung (B&L)
  • 2018–2019: Umbau und Sanierung eines denkmalgeschützten Kleinbauernhauses, München (B&L)
  • 2018-2020: denkmalgerechter Umbau Wohnung Olympiadorf, München (B&L)
  • 2018-2021: Neubau Wohnhaus, Augsburg (B&L)
  • 2018: Grundschule Oststeinbek, offener Wettbewerb, 2. Phase (B&L+ADA)
  • 2019: Alfons-Brandl-Schule, Herzogs.gmühle, selektiver Wettbewerb, 1.Preis (B&L)
  • 2019: Kita Sonnenäcker, Weilheim, selektiver Wettbewerb, Anerkennung (B&L+ADA)
  • 2019–2022: Kita Sybelstraße, Karlsruhe, selektiver Wettbewerb, 1.Preis und Realisierung (B&L+ADA)
  • 2020: Kita Reichelsheim, Reichelsheim, selektiver Wettbewerb, engere Wahl (B&L)
  • 2020: denkmalgerechte Fassadensanierung Ensemble München Aubing (B&L)
  • 2021: Kindergarten Ensingen, Vaihingen an der Enz, selektiver Wettbewerb, 2.Preis (B&L)
  • 2021: Wohnhaus, Wohnheim für Studierende und Caritas-Beratungsstelle Spitalstadt, Eichstätt, Einladungswettbewerb, engere Wahl (B&L+ADA)

Auszeichnungen

Für das Projekt „Wohnen am Verna-Park“ in Rüsselsheim

  • Award best architects 2021
  • Nominee in der Kategorie Wohnungsbau, Fritz Höger Preis 2020
  • Shortlist Vorbildliche Bauten im Land Hessen 2020
  • Shortlist DAM Preis für Architektur in Deutschland 2022
  • Auszeichnung Deutscher Architekturpreis 2021
  • Longlist Dezeen Awards 2021