Stadtbaukunst zwischen Tradition und Moderne

Stefanie Brünenbergs Publikation zu Wolfgang Raudas Theorie zum nachkriegsmodernen Städtebau veröffentlicht

10.01.2022

Der Dresdner Architekt Wolfgang Rauda (1907–1971) konnte in der Nachkriegsmoderne nur schwer Fuß fassen. Sowohl in der DDR als auch, nach seiner Flucht, in der BRD nahm er mit seiner architektonischen Haltung zwischen Tradition und Moderne eine konfliktreiche Position ein. In den 1920er Jahren traditionalistisch in der Stuttgarter Schule ausgebildet und aufstrebender Architekt im Nationalsozialismus schuf er mit seinen theoretischen wie praktischen Arbeiten in Ost und West ein bislang wenig beachtetes Konzept einer Stadtbaukunst, mit dem er Tradition und Moderne verbinden wollte. Damals wenig beachtet lässt Rauda aus heutiger Sicht bereits Prinzipien der späteren Post­moderne erahnen: vom städtebaulichen Leitbild der „Kritischen Rekonstruktion“ bis hin zur architektonischen Rekonstruktion.

Die Architekturhistorikerin Stefanie Brünenberg analysiert Raudas Schriften und stellt diese in den Kontext der großen Klassiker der theoretischen Stadtbaukunst. Von Camillo Sitte über den Richtungsstreit zwischen Tradition und Moderne in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zum Wiederaufbau in Frankfurt am Main. Rauda entwarf eine Idee des Städtebaus nach „raumkulturellen”“ Grundsätzen, die er in seinen Arbeiten umsetzte: Kirchen, Schulen, Verwaltungsbauten und zahlreiche städtebauliche Analysen und Pläne entstammen seiner Feder. Immer mit Fokus auf die lokalen Spezifika und zugleich stets in Beobachtung der internationalen Entwicklungen, über weltpolitische Grenzen hinweg.

Stefanie Brünenberg, fügt mit diesem Buch der Geschichte der Stadtbaukunst einen weiteren Baustein hinzu und schreibt zugleich die Biografie eines politisch durchaus streitbaren Architekten, der in vier politischen Systemen wirkte, beinahe unbemerkt blieb und dennoch Spuren hinterließ. Wolfgang Rauda – eine typische Architektenbiografie ihrer Zeit?

Über die Autorin:

Stefanie Brünenberg war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Geschichte und Theorie der Architektur am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt. Zwischen 2015 und 2019 wurde sie bei Werner Durth und Jörg Dettmar promoviert.

Seit April 2019 arbeitet sie in der Historischen Forschungsstelle am DFG-Projekt „Architektur- und Planungskollektive der DDR“.

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