Überleben in Mörfelden-Walldorf
TU-Studentin erhält Anerkennung beim wa award 2022
12.04.2022
Der diesjährige wa award unter dem Thema „Architektur in planetaren Grenzen" widmet sich der Klimakrise und der Ressourcenverknappung als zentralen Themen unserer Zeit. Hannah Lucius wurde für ihrem Entwurf „Überleben in Mörfelden-Walldorf“ mit einer Anerkennung ausgezeichnet.
Ihre Arbeit entstand im Rahmen des Entwurfs „Generationswechsel“. In der vom Fachgebiet Entwerfen und Raumgestaltung (Prof. Johanna Meyer-Grohbrügge) im Wintersemester 2021 herausgegebenen Aufgabe wird am Beispiel der von Richard Neutra entworfenen Waldsiedlung Walldorf nach der Zukunft der Einfamilienhaussiedlung als räumlicher Typus gesucht. Dabei gewinnt Neutras oft übersehenes Konzept des „Biorealismus“ an neuer Aktualität.
Der Entwurf beschäftigt sich mit der Oberwaldsieldung in Mörfelden-Walldorf, einer Gemeinde im Rhein-Main-Gebiet. Die Siedlung wurde 1960 von Richard Neutra als Gartenstadt geplant und bis in die 70er Jahre von der Baufirma Bewobau in preisgünstigerer Ausführung vollendet. Es handelt sich um eine Bungalowsiedlung.
Die Thematik des Generationswechsels und des Umgangs mit bestehenden Strukturen, in Anbetracht des Klimawandels und der damit einhergehenden Folgen, ist jedoch nicht nur in dieser Siedlung prekär. Die Struktur der Einfamilienhaussiedlungen in Deutschland wirft viele Fragen auf, denen wir uns bereits jetzt widmen müssen, um zeitnah zukunftsgerechte Antworten zu finden. Anhand einer genauen Analyse der Oberwaldsiedlung und der Betrachtung anderer Siedlungen hat sich die Garage als gemeinsamer Nenner herausgestellt.
Im Hinblick auf die aktuellen Entwicklungen der Mobilitätsbranche und einem Umdenken der neuen Generation ist anzunehmen, dass der Stellenwert des eigenen Autos in Zukunft geringer sein wird, wenn es entsprechende Angebote gibt.
Die Grundlage des Konzepts bildet ein behutsamer Umgang mit dem Bestehenden, das sowohl die derzeitigen Bewohner einbindet, als auch Inklusion für zukünftige Bewohner ermöglicht. Die Entwicklung der Siedlung geschieht in einem partizipativen Prozess, welcher den Einfamilienhausbesitzern die freie Entscheidung über den Verbleib ihres Grundstückes lässt. Der Entwurf schlägt verschiedene Umnutzungen und Umbaumöglichkeiten vor, die individuell an die Bedürfnisse der jeweiligen Siedlung angepasst werden können. So kann die Möglichkeit geboten werden, auch weniger dichte Strukturen zukunftsfähig zu machen.
Jury des wa awards:
- Prof. Eike Roswag-Klinge, TU Berlin (Vorsitz)
- Evelin Lux, Vizepräsidentin der Bundesarchitektenkammer
- TRD André Hempel, Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat
- Prof. Ludwig Wappner, Karlsruher Institut für Technologie
- Thomas Hoffmann-Kuhnt, Herausgeber wa wettbewerbe aktuell
- Judith Jaeger, Chefredakteurin wa wettbewerbe aktuell