Lehren, lernen – lebenslang

Nachruf auf Wilfried Volk

30.08.2024

Am 5. August 2023 ist Wilfried Volk im Alter von 93 Jahren in Südfrankreich verstorben. Wilfried Volk lehrte 1972 bis 1996 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Zeichnen, Malen und Grafik.

Wilfried Volk mit Studierenden

Anlässlich seiner Pensionierung erschien 1996 der folgende Text im Magazin Versus.

Lehren, lernen – lebenslang

Wilfried Volk verlässt die Hochschule. Von Christof Kullmann

Gute Lehrer sind dünn gesät, denn nur wenige Menschen unterrichten über Jahre hinweg aus Überzeugung und mit Engagement. Eine solche Ausnahme ist Wilfried Volk: Als Lehrer aus Leidenschaft war er über zwanzig Jahre lang wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Zeichnen, Malen, Grafik. Zum ersten Mai diesen Jahres hat er sich mit einem großen Fest in den Ruhestand verabschiedet.

Wilfried Volk ist an der Hochschule als „bunter Hund“ bekannt, und das nicht nur, weil sein Spezialgebiet der Umgang mit Farben ist. Nach einer Meisterausbildung im Maler- und Lackiererhandwerk studierte er Grafik-Design an der Werkkunstschule in Wiesbaden und arbeitete zunächst viele Jahre als freier Künstler und Designer, bevor er 1973 als Assistent von Professor Müller-Linow an die TH Darmstadt kam.

Die Lehre im Zeichnen, der Unterstufenkurs „Farblehre“ und das Oberstufenseminar „AFA – Architektur und Farbe“ waren für ihn weit mehr als nur eine Lehrverpflichtung. Durch das dichte Lehrkonzept und seine intensive Betreuung machte er die Seminare zu Workshops, in denen ein starker Gruppengeist die Teilnehmer begeisterte und beflügelte.

Seinen pädagogischen Idealen ist er immer treu geblieben: Auch im Zeitalter der Massenuniversitäten sieht er die Aufgabe eines Lehrers nicht in der gezielten Förderung der Besten, sondern in der individuellen Betreuung jedes einzelnen Studenten nach dessen Möglichkeiten und Fähigkeiten. Entsprechend waren auch seine Bewertungen auf klare, nachvollziehbare Kriterien gestützt, die es den Studenten ermöglichten, Fehler und Stärken zu erkennen und daraus zu lernen.

Eine langjährige Auseinandersetzung mit dem Thema Farbe auf künstlerischer, theoretischer und handwerklicher Ebene ist in sein Lehrkonzept und seine pädagogischen Erfahrungen eingeflossen. Diese hat er in den Schriften „Architektur und Farbe“ und „Z wie Zeichnen“ zusammengefasst.

Darüber hinaus setzte Wilfried Volk sein großes Wissen auch in die Praxis um. Als Farbberater hat er seine Umwelt aktiv mitgestaltet – eine dicke Farbschicht auf seinem Arbeitstisch zeugt von der Arbeit an Farbkonzepten für Schulen, Krankenhäuser, Theater und Turnhallen. In den letzten Jahren hat er sich dabei mehr und mehr auf das Abenteuer Computer eingelassen und in nächtelangen Sitzungen beeindruckende Farbdarstellungen geschaffen.

Der Lehrer Wilfried Volk hat sich die eigene Bereitschaft zum Lernen stets bewahrt. Seine Neugier und Offenheit, der Umgang und die Auseinandersetzung mit Generationen von Architekturstudenten haben ihn jung gehalten. Darum mag nun niemand glauben, dass er 65 Jahre alt ist und die Hochschule „schon“ verlässt. Zum Glück garantieren ihm Haus, Atelier, Werkstatt und Garten in Frankreich auch zukünftig unerschöpfliche Quellen der Beschäftigung. Unter südlicher Sonne kann er sich, frei von Hochschulsorgen, eigenen künstlerischen Projekten widmen – dass Wilfried Volk in den Ruhestand tritt, ist wahrlich nicht zu befürchten.

Der Fachbereich Architektur wird Wilfried Volk ein ehrendes Gedenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.