Athene-Preise 2024 für Tropisches Bauen
TU Darmstadt zeichnet herausragende Best-Practice-Modelle aus
24.11.2024
An der TU sind am Mittwoch (20.) die „Athene-Preise für gute Lehre“ vergeben worden. Damit zeichnet die Carlo und Karin Giersch-Stiftung seit 2010 Einzelpersonen, Gruppen oder Organisationseinheiten aus, die vorbildliche und herausragende Formate in die akademische Lehre eingebracht haben. Die Preise sind mit insgesamt 46.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet im Anschluss an den jährlich stattfindenden „Tag der Lehre“ statt.
Den mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis erhielt in diesem Jahr ein interdisziplinär aufgestelltes Team: Adrian Franco, Doktorand im Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, und Dr. Frederike Lausch, seinerzeit Postdoc am Fachbereich Architektur, verfolgten in ihrer „Forschungswerkstatt zur Geschichte des Instituts für Tropisches Bauen in Darmstadt (1960er–1990er Jahre)“ ein Stück TU-Historie: die Geschichte und das Arbeiten des Instituts für Tropisches Bauen, später Fachgebiet Planen und Bauen in Entwicklungsländern.
Lausch und Franco gingen mit ihren Studierenden weit in die Vergangenheit: 1970 reiste eine Gruppe von Architekturstudierenden aus Darmstadt mit dem Auto bis nach Accra, der Hauptstadt der Republik Ghana, um klimaangepasste Bautechniken vor Ort zu dokumentieren. Zur selben Zeit nahm ein „Institut für Tropisches Bauen“ im Fachbereich Architektur Gestalt an. Bis in die 1990er Jahre setzten sich Studierende dort mit Bauaufgaben im sogenannten Globalen Süden auseinander. Das Institut und später das Fachgebiet „Planen und Bauen in Entwicklungsländern“ zog internationale Studierende an, und ein globales Netzwerk von Forschenden und Institutionen wurde geknüpft. Die umfangreichen Materialien, die in Bibliotheken und Archiven der TU verblieben, inspirierten Franco und Lausch zu ihrem Lehrformat.
Das Seminar im Wintersemester 2023/24 fragte nach dem historischen Blick auf „Entwicklungsländer“ und nach Formen des Wissenstransfers in Lehre und Forschung. Ziel war, die überlieferten Quellen zu erschließen und sie kritisch zu analysieren. Die Ergebnisse machten Lausch, Franco und die Studierenden in einem aufwendig gestalteten und – gleichsam einer digitalen Ausstellung – für die Öffentlichkeit zugänglich. Aus heutiger Sicht erscheint die in den akademischen Quellen dokumentierte Sicht auf Ausbildung, Wissen und Bausituation in damaligen Entwicklungsländern gelegentlich herablassend. Und auch handfeste marktwirtschaftliche Interessen sowie die westdeutsche Wirtschafts-, Entwicklungs- und Außenpolitik spielten in Forschung und Lehre ihre Rolle. reich bebilderten Blog
Die Lehrveranstaltung leistete damit ein Stück Aufarbeitung der globalen TU-Geschichte aus interdisziplinärer Perspektive. Für den Athene-Preis vorgeschlagen wurde das Seminar von einem studentischen Teilnehmer: „Die Organisation von Gastvorträgen mit verschiedenen Hintergründen und die damit verbundene Diskussion zu Themen von Diversität und Rassismus in der Lehre und Architektur sowohl im Rückblick auf die archivierten Materialien, die dem Seminar zu Verfügung standen, als auch mit Ausblick auf die heutige Lehre und Architektur, war besonders bereichernd“, heißt es in seiner Begründung.