Gebäude neu denken: Resilient, effizient, innovativ
Dr. Christina Eisenbarth ist seit dem Sommersemester 2025 Tenure-Track-Professorin für „Entwerfen und Technologie resilienter Architektur“
16.09.2025
Profil
Christina Eisenbarth absolvierte ihr Studium der Architektur und Stadtplanung an der Schule für Architektur Saar, der École Nationale Supérieure d’Architecture Nancy sowie der Universität Stuttgart mit Spezialisierung auf ressourcen- und energieeffizientes Bauen. Seitdem widmet sie sich der Transformation unserer gebauten Umwelt im Hinblick auf die globalen klimatischen Herausforderungen.
Von 2017 bis 2025 forschte und lehrte sie am Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Universität Stuttgart im Bereich adaptiver Fassadentechnologien. Sie entwickelte die international patentierten hydroaktiven Gebäudehüllen – kurz ‚HydroSKIN‘ – die mittels Regenwasseraufnahme und Verdunstungskühlung zur Minderung urbaner Hochwasser- und Hitzerisiken beitragen. Seit 2023 leitet sie die aus der national und international vielfach prämierten Forschung hervorgegangene Transfer- und Gründerunternehmung, welche die Brücke zwischen Forschung und baupraktischer Anwendung in der Architektur spannt. Ihre mehrfach ausgezeichnete Promotion „Grundlagen zur funktionalen Gestaltung hydroaktiver Hüllen“ schloss sie 2024 im Rahmen des interdisziplinären Sonderforschungsbereichs 1244 „Adaptive Hüllen und Strukturen für die gebaute Umwelt von morgen“ ab.
Von 2022 bis 2024 war sie Gastforscherin an der School of Architecture, Design and Planning der University of Sydney und ist seit 2022 externes Mitglied des Sydney Environment Institute. Seit 2025 ist sie zudem als Expertin der Europäischen Kommission für Forschungs- und Innovationsprojekten tätig. Einen Ruf an die École d'Architecture der Université de Montréal lehnte sie 2025 ab, um die Tenure-Track- Professur für „Entwerfen und Technologie resilienter Architektur“ am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt anzutreten.
Forschung
Im Rahmen ihrer Forschung lotet Christina Eisenbarth aus, wie sich innovative Technologien gezielt in die Gebäudefassade integrieren lassen und zeigt, dass diese nicht mehr als statisches Element, sondern als dynamisches, multifunktionales System verstanden werden darf, das maßgeblich zur Resilienz, Effizienz und Gestaltungsqualität unserer gebauten Umwelt beiträgt.
Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem transformativen Potenzial von Gebäudehüllen zur Klimaanpassung von Gebäuden und Städten an zunehmende Hitze- und Hochwasserereignisse (Abb. 1–3). Weitere Arbeiten aus Forschung und Lehre adressieren adaptive Sonnen- und Blendschutzlösungen zur gezielten Steuerung der Lichttransmission (Abb. 4), LED-integrierte Fassadensysteme für mediale Darstellung und Nutzerinteraktion (Abb. 5) sowie Öffnungssysteme, die Tageslicht, Lüftung oder Akustik im Innenraum regulieren (Abb. 6). Besonderes Augenmerk liegt dabei auf empirischen Untersuchungen, der Entwicklung und Realisierung von Prototypen sowie deren messtechnischer Evaluierung (Abb. 7–9).
Schwindende planetare Ressourcen sowie zunehmende Wetter- und Klimaextreme machen es notwendig, Architektur neu zu denken und um die Dimension der Klimafolgenanpassung zu erweitern – hin zu einer resilienten und damit zukunftsfähigen Baukultur. In der Forschung möchte Christina Eisenbarth Promovierende und Studierende deshalb ermutigen, mutig neue Wege zu gehen und auch unkonventionelle, „utopische“ Ideen zu entwickeln, aus denen wegweisende Antworten auf die globalen Herausforderungen unserer Zeit entstehen können. Inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit betrachtet sie dabei als zentralen Schlüssel zur Entwicklung tragfähiger Lösungen.
Lehre
Durch forschendes Lernen möchte sie Studierende frühzeitig an die aktuellen Herausforderungen des Bauwesens heranführen und ihnen Kompetenzen im wissenschaftlichen Arbeiten vermitteln. Ihr Ziel ist es, ein Verantwortungsbewusstsein für resiliente und zukunftsorientierte Gebäudesysteme zu fördern und Qualifikationen weiterzugeben, die sowohl für den klassischen Berufsweg als auch für eine Promotion oder akademische Laufbahn befähigen.
Ausgewählte Preise und Auszeichnungen
- 2022 CTBUH Innovation Award of Excellence Winner & Overall Category Winner
- 2023 Iconic Awards – Innovative Architecture Best of Best & Innovative Material Winner
- 2023 The Architect‘s Newspaper (AN) Technology: Smart Building, Smart Home, & Automation Systems Winner
- 2023 Deutscher Nachhaltigkeitspreis Nominierung Next Economy Award
- 2023 World of Architecture Festival WAFx Water Prize by GROHE AG Winner & WAF Future Project: Experimental „Highly Commended“
- 2024 German Design Award GOLD
- 2024 „Blauer Kompass“ vom Umweltbundesamt und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit und Verbraucherschutz
- 2025 Nachwuchspreis 2025 (Dissertation) Technikwissenschaften der Gips-Schüle-Stiftung
- 2025 Deutscher Studienpreis 2025 (Dissertation) 1. Platz Natur- und Technikwissenschaften der Körber-Stiftung
- 2025 Stuttgarter Innovationspreis Nominierung von der Landeshauptstadt Stuttgart
Ausgewählte Publikationen
- [1] C. Eisenbarth, W. Haase, Y. Klett et al., PAOSS: Pneumatically Actuated Origami Sun Shading, Journal of Façade Design and Engineering, vol. 9, no. 1, pp. 147–162, 2021. DOI: 10.7480/JFDE.2021.1.5535.
- [2] C. Eisenbarth, W. Haase und W. Sobek, Apparatus for absorbing precipitation water and for water evaporation, WIPO, Int. Publ. Nr. WO2022/078637A1 (PCT Patent), 2022.
- [3] C. Eisenbarth, W. Haase, L. Blandini und W. Sobek, Potentials of Hydroactive Lightweight Façades for Urban Climate Resilience, Civil Engineering Design, vol. 4, pp. 14–24, 2022. DOI: 10.1002/cend.202200003.
- [4] A. Rentz, M. Oei, C. Eisenbarth et al., A Hydroactive Facade for Rainwater Harvesting and Evaporative Cooling: Dynamic Modeling and Simplification for Application in Optimization-based Long-term Building Operation Strategy, in Proc. Conf. Control Technology and Applications (CCTA), Trieste, 2022, pp. 418–424. DOI: 10.1109/CCTA49430.2022.9966186.
- [5] Eisenbarth C., Haase W., Blandini L. und Sobek W. ‚HydroSKIN‘. In: TALL buildings + URBAN habitat. Council on Tall Buildings and Urban Habitat, Chicago. 2022; vol. 5, p. 280–281.
- [6] Eisenbarth C., Haase W., Blandini L. und Sobek W. ‚HydroSKIN: Lightweight Façade Element for Urban Rainwater Harvesting and Evaporative Cooling’. In: Proceedings of the Façade Tectonics 2022 World Congress, Los Angeles, 2022.
www.facadetectonics.org/papers/hydroskin - [7] Eisenbarth C., Haase W., Blandini L. und Sobek W. ‚Climate-Adaptive Façades: An Integral Approach for Urban Rainwater and Temperature Management‘. In: Structures and Architecture. A Viable Urban Perspective?: Proceedings of the Fifth International Conference on Structures and Architecture (ICSA 2022), Aalborg, 2022, p.327–328.
- [8] Blandini L., Eisenbarth C., Haase W. et al. ,Adaptive Textile Façade Systems -The Experimental Works at D1244‘. In: Facade Design – Challenges and Future Perspective, IntechOpen; 2023. DOI: 10.5772/intechopen.113125
- [9] L. Blandini, C. Eisenbarth, M. Jeong et al., Adaptive Façade Systems, DETAIL research, vol. 5, pp. 12–15, 2023.
- [10] C. Eisenbarth, Grundlagen zur funktionalen Gestaltung hydroaktiver Hüllen, Dissertation, Universität Stuttgart, 2024.
Links
www.architektur.tu-darmstadt.de/itra (Webseite im Aufbau)