Mehr als nur ein Facelift
Die Sieger:innen des Ernst-May-Preises stehen fest
11.11.2025
Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW) vergibt zum 17. Mal die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung an Studierende der Technischen Universität Darmstadt
Katharina Lore Meyer, Simon Kallfaß, Franziska Schäfer und Thomasz Iwanek haben die 17. Auflage des Ernst-May-Preis (NHW Award Süd) gewonnen. Am Finaltag setzten sie sich mit ihren Arbeiten durch. Eine Anerkennung erhielt Luzie Geißler. Zuvor hatten NHW-Geschäftsführerin Monika Fontaine-Kretschmer, Martin Hunscher (Leiter Stadtplanungsamt Frankfurt) und Prof Dr. Martino Tattara (Fachbereich Architektur, TU Darmstadt) die Anwesenden im Atrium des Planungsamts der Stadt Frankfurt begrüßt und Prof. André Kempe (Leitung Institut für Entwerfen und Gebäudelehre, Leibniz Universität Hannover) sowie Prof. Sabrina Wirtz (Professur für Nachhaltiges Konstruieren und Entwerfen im Bestand, Hochschule Kaiserslautern) mit Vorträgen auf die feierliche Preisverleihung eingestimmt.
Gesucht: Kreative Ideen für das Wohnen und Leben der Zukunft
Die NHW vergibt den Ernst-May-Preis seit fast 40 Jahren zusammen mit dem Fachgebiet Entwerfen und Wohnen der TU Darmstadt. Auch in diesem Jahr ging es um ein hochaktuelles Thema: „Der Umbau des sozialen Wohnens in Frankfurt“ und die zentrale Frage: Wie kann die NHW ihren umfangreichen Bestand an sozialem Wohnungsbau nachhaltig transformieren? Aufgabe der Studierenden war es, für sieben Gebäudetypen der NHW aus den 1950er bis 1970er Jahren, die allesamt im Großraum Frankfurt liegen, kreative und zugleich realistische Entwurfsstrategien zu entwickeln. Dabei galt es insbesondere soziale, wirtschaftliche und energetische Herausforderungen zu berücksichtigen. Der Fokus sollte nicht auf einem bestimmten Quartier liegen, sondern auf einer typologischen Betrachtung, um daraus allgemeingültige Lösungen der Weiterentwicklung nach einem Baukastenprinzip zu entwickeln. Dabei ging es nicht vorrangig um energetische Sanierung, sondern um die Frage, wie diese Gebäude an die Wohn- und Lebensbedürfnisse der Zukunft angepasst werden können. Auch wenn die wirtschaftliche Umsetzbarkeit im Blick behalten werden sollte, stand die Entwicklung kreativer und zukunftsfähiger Lösungen im Vordergrund.
Insgesamt wurden 17 Arbeiten von Studierenden aus dem Masterstudium eingereicht. Die Jury, bestehend aus dem Vorsitzenden Prof. André Kempe (Leitung Institut für Entwerfen und Gebäudelehre, Leibniz Universität Hannover; Partner Atelier Kempe Thill Architects and Planners, Rotterdam), NHW-Geschäftsführerin Monika Fontaine-Kretschmer, Martin Hunscher (Leiter Stadtplanungsamt Frankfurt), Prof. Sabrina Wirtz (Professur für Nachhaltiges Konstruieren und Entwerfen im Bestand, Hochschule Kaiserslautern; Partnerin ROSA Wirtz Architektur, Frankfurt am Main), Sara Schmitt Pacifico (Stadt Frankfurt, Referentin im Dezernat Planen und Wohnen) und Sven Schubert (NHW, Projektmanager Sonderaufgaben, Unternehmensbereich Modernisierung / Großinstandhaltung) traf ihre Entscheidung nach intensiver, mehrstündiger Beratung.
Ganzheitlicher Ansatz überzeugt die Jury
Mit dem 1. Preis wurde Katharina Lore Meyer ausgezeichnet. Zwei zweite Preise gingen an Simon Kallfaß und Franziska Schäfer. Thomasz Iwanek erhielt den dritten Preis. Eine Anerkennung ging an Luzie Geißler.
Katharina Lore Meyer überzeugte die Jury, weil sie sich auf das komplette Gebäude konzentriert und den Fokus – innen wie außen – neben einer funktionalen und zeitgemäßen, aber dennoch komfortablen Gestaltung auch auf die energetischen Anforderungen gelegt hat. Energieeffizienz, umweltbewusste Materialauswahl, architektonische Qualität und interaktive soziale oder alltägliche Funktionen spielen bei ihrem Entwurf eine große Rolle. Im Design strebt sie ein Gleichgewicht zwischen technischen, ökologischen und sozialen Aspekten an, minimiert dabei aber dennoch bewusst die Eingriffe im Innern des Gebäudes, um damit die Beeinträchtigungen für die Bewohner so gering wie möglich zu halten. Neue Gestaltungselemente wie integrierte Pflanztröge an den Loggien verbessern zudem die Wohnqualität. Überrascht hat sie mit ihrer Auswahl an biobasierten Baustoffen, vor allem mit Kork als Dämmelement. Hervorgehoben hat die Jury auch ihre Herangehensweise an Themen wie Photovoltaik, Sonnen- und Verschattungsschutz sowie die „soziale Fassade“. Diese wird bei ihr über das komplette Gebäude hinweg beispielsweise auch zum Wäschetrocknen genutzt – und fördert durch die offene Fassadengestaltung den nachbarschaftlichen Austausch.
Die Zusammenarbeit mit der NHW ist sehr wertvoll
„Die Qualität der eingereichten Arbeiten war sehr hoch“, bestätigte Prof Dr. Martino Tattara von der TU Darmstadt. „Es ist ein breites Feld von architektonischen Lösungen entstanden, die sich konsequent dem Quartier und den Wohnkonzepten von morgen widmen. Die Zusammenarbeit mit der NHW ist sehr wertvoll. Sie ermöglicht es den Studierenden, sich mit realen Herausforderungen auseinanderzusetzen, die Gebäude, an denen sie arbeiten, aus erster Hand zu erleben und Einblicke in die Arbeitsweise einer großen Wohnungsbaugesellschaft zu gewinnen. Gleichzeitig regt sie zu einer umfassenderen kritischen Reflexion über die Verantwortung von Architekt:innen und ihres Berufsstandes an und eröffnet Studierenden die Möglichkeit, alternative Modelle beruflichen Engagements zu erkunden.“
Hintergrund: Der NHW Award
Die Unterstützung junger Menschen in ihrer Ausbildung ist eine der Säulen des gesellschaftlichen Engagements der NHW. Seit fast 40 Jahren vergibt Hessens größtes Wohnungsunternehmen zusammen mit der TU Darmstadt alle zwei Jahre den mit 10.000 Euro dotierten Ernst-May-Preis (NHW Award Süd). Ebenfalls alle zwei Jahre und immer im Wechsel mit dem Ernst-May-Preis lobt sie seit 2018 in Nordhessen in Zusammenarbeit mit der Uni Kassel den ebenfalls mit 10.000 Euro dotierten NHW Award Nord aus.
Der Ernst-May-Preis soll im Geiste des sozial orientierten Wohnungs-, Siedlungs- und Städtebaus die fachliche und politische Auseinandersetzung der Studierenden mit neuen Aufgabenstellungen fördern. Im Fokus steht dabei, eine sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung für breite Schichten der Bevölkerung zu gewährleisten und Wohnungssuchende zu berücksichtigen, die aufgrund ihrer persönlichen Verhältnisse oder Umstände Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche haben. Der Schwerpunkt liegt auf dem Rhein-Main Gebiet. Ausgezeichnet werden experimentelle, visionäre Wohnungsbau- und Hybridkonzepte sowie die damit verbundenen Freiräume.
Ausstellung im Stadtplanungsamt
Die Arbeiten werden vom 7. bis 19. November im Rahmen einer Ausstellung im Atrium des Planungsamts der Stadt Frankfurt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8:30 bis 18:00 Uhr.
Alle Informationen zum Wettbewerb finden Sie auf der Website:
www.nhw-award.de