Nachruf auf Holmer Schleyerbach

29.03.2016

„Zeichnen und Entwerfen. Entwerfen und Zeichnen. Für mich die spannendsten Dinge, mit denen ich mich beschäftige. In meiner Arbeit sind beide Tätigkeiten unmittelbar miteinander verwoben, so dass es fast nebensächlich erscheint, ob das Resultat gedacht, gebaut oder dargestellt wird. In dieser Unschärfe fühle ich mich (…) am wohlsten. Hier bietet sich ein wundersames Terrain aus Architektur, Illustration, Visualisierung und Kunst.“ (Holmer Schleyerbach)

Das Zeichnen war Holmer Schleyerbach ganz offensichtlich in die Wiege gelegt. Bereits während seines Studiums am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt, das er 2003 mit dem Diplom abschloss, war er als Tutor für „Architekturperspektive“ tätig. 2004 kehrte er dann als Lehrbeauftragter für die Grundlehre „Zeichnen“ am Fachgebiet Zeichnen, Malen und Graphik an den Fachbereich zurück. Parallel dazu war er an der Bergischen Universität Wuppertal, der Hochschule Darmstadt und der Technischen Universität Kaiserslautern tätig.

Im November 2013 übernahm er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Plastisches Gestalten die Lehre der „Darstellenden Geometrie“ für die Studierenden im ersten Studienjahr. Schleyerbach überarbeitete die Lehrveranstaltung vollständig und erfolgreich. Durch seine humorvolle Art und seine fachliche Kompetenz gelang es ihm, die Studierenden für dieses vermeintlich trockene Fach zu begeistern. In der herzlichen, offenen und intensiven Atmosphäre seiner Lehrveranstaltungen hat er den Studierenden die handwerklichen Fertigkeiten, vor allen Dingen aber auch die Freude am Zeichnen vermittelt.

Neben seinem Engagement in der Lehre war er freiberuflich als Architekt, Gestalter und Illustrator, insbesondere im Bereich der architektonischen Visualisierung, Raum- und Ausstellungsgestaltung, aber auch dem Produktdesign tätig – souverän im Einsatz analoger und digitaler Darstellungsmethoden und getrieben von einer schöpferischen Energie, die keinen Unterschied zwischen freier und angewandter Gestaltung machte. All seine Arbeiten, egal ob freie Zeichnungen, Architekturdarstellungen oder Raumgestaltungen versprühen eine Leichtigkeit und Lebendigkeit, die den Betrachterinnen und Betrachtern ein Lächeln auf das Gesicht zaubern.

Holmer Schleyerbach verstarb völlig unerwartet am 22. März 2016 im Alter von 41 Jahren. Mit ihm verlieren wir einen außergewöhnlichen Menschen, einen geschätzten Kollegen, engagierten Lehrer und großartigen Zeichner, der durch sein Können, seine Kreativität, seinen Humor und seine Herzlichkeit zu begeistern vermochte.
Wir vermissen die Gespräche mit ihm über seine und unsere Projekte, Kinder und Fußball, Musik und die Art, wie er mit der Hand in die Luft „zeichnete“ und damit die Magie der Dinge beschwor.

Wir sind voller Dankbarkeit.
Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie.

Perspektivwechsel

Holmer hatte eine besondere Art, mich und uns am Fachgebiet auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Seine Kommentare waren augenzwinkernd und humorvoll und zugleich klug und menschlich. Seine Einstellung zu Kunst und Architektur war sachlich, unprätentiös und ehrlich. Aufgesetzte Allüren waren ihm ein Graus.

Seit er nicht mehr zu uns kommt, rede ich mit ihm, über seinen Tod … und wir sind uns beide einig, Holmer, dass Du nicht frühzeitig gegangen bist, sondern dass der Tod immer rechtzeitig kommt, und dass diese Tatsache sehr sehr hart und schmerzlich ist. Frühzeitig und mittendrin sind die Begriffe, die uns in Bezug auf Deinen Tod einfallen. Aber all das ist auf uns bezogen, auf unsere Liebe und Affekte zu Dir, auf unsere Lebensplanung, Projekte und Termine.

Die Kreise des Todes sind umfassender, größer und – aus der Perspektive des Alltags – unverständlich, ungerecht und grausam. Da hilft nur ein Perspektivwechsel.
Und hier höre ich Deine Stimme. Du sagst mir: „Ariel, sieh die Sache nicht aus diesem Blickwinkel. Denke nicht darüber nach, was alles hätte werden können, welche Projekte wir gemeinsam hätten realisieren können und weine dabei, sondern denke lieber an die schönen Dinge, die wir gemeinsam gemacht und die lustigen Momente, die wir miteinander erlebt haben. Denke daran, wie schön der uns gegebene gemeinsame Weg war und freue Dich darüber!
Lache bitte und sei froh, wenn Du an mich denkst“.

Prof. Ariel Auslender
Dekan