Flexibles Wohnen in Frankfurt – Die Ernst-May-Preise 2017

Preisverleihung und Ausstellung

12.12.2017

Können wir Wohnungen entwerfen, die sich an die atomisierten und wechselnden Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner anpassen, ohne gleichsam selbst anonym und eigenschaftslos zu sein? Das war das Thema der in diesem Jahr vom Fachgebiet Entwerfen und Wohnungsbau betreuten Ernst-May-Preise.

Der Ernst-May-Preis wurde 1988 von der Nassauischen Heimstätte GmbH, Staatliche Treuhandstelle für Wohnungs- und Kleinsiedlungswesen in Frankfurt am Main, für Studierende der TU Darmstadt gestiftet.

Er erinnert an den Architekten und Stadtplaner Ernst May (1886–1970), der von 1925 bis 1930 das „Neue Frankfurt” prägte und nach seiner Rückkehr aus der Emigration mit der Ehrendoktorwürde der TU Darmstadt ausgezeichnet worden war. Der Schwerpunkt des Preises liegt auf sozial orientiertem Wohnungsbau. Ziel ist es einerseits die Studierenden mit den Problemen des Sozialen Wohnungsbaus und konkreten Anforderungen aus der Planungspraxis zu konfrontieren, andererseits den „Praktikern“ unkonventionelle Ideen zur Weiterentwicklung von Reformkonzepten zu eröffnen.

Flexibles Wohnen in Frankfurt
Die Ausschreibung ist immer mit der Bearbeitung einer konkreten Entwurfsaufgabe verbunden. Diesmal wurde der Entwurf vom Fachgebiet Entwerfen und Wohnungsbau (Prof. Dr. Elli Mosayebi) herausgegeben. Thema war „Flexibles Wohnen in Frankfurt“.

Ausgangspunkt der Entwurfsaufgabe war die Beobachtung, dass aktuell vermehrt nach anpassungsfähigen und nutzungsoffenen Räumen im Wohnungsbau gesucht wird.

In den letzten fünf Jahrzehnten haben sich die Lebensmodelle in Deutschland grundlegend verändert. Der ab 1960 massiv zugenommene Wohlstand und der markante Anstieg des Bildungsniveaus haben zu einer ausgesprochenen Individualisierung und Heterogenisierung der Lebensverläufe geführt.

Gesucht wurden also Grundrisse, welche auf die zeitlichen Veränderungen innerhalb eines Tages oder eines Lebensabschnittes reagieren können. Da wir nicht mehr von eindeutigen Nutzerprofilen ausgehen können, müssen die einfachsten Fragen neu gestellt werden: Wozu wird ein Zimmer tatsächlich gebraucht? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Größe einer Wohnung und der Größe der Küche? Welchen Stellenwert haben sogenannte Nebenräume wie Badezimmer, Toiletten, Küchen und Abstellkammern?

Die Herausforderung der Aufgabe bestand auch darin, aus der Offenheit flexibler Anlagen spezifische Architekturen zu entwickeln: Können wir Wohnungen entwerfen, die sich an die atomisierten und wechselnden Bedürfnisse der Bewohner anpassen können, ohne gleichsam selbst anonym und eigenschaftslos zu sein?

Die Jury unter Beteiligung von Verena von Beckerath (Heide & von Beckerath, Berlin), Monika Fontaine-Kretschmer (Geschäftsführerin der Nassauischen Heimstätte), Marcus Gwenchenberger (Plaungsdezaernat Frankfurt) und Claudia Meiner (Meixner Schlüter Wendt, Frankfurt/Main) vergab zwei erste Preise und einen Sonderpreis.

Die beiden ersten Preise gehen an:

1. Preis Nathalia Nehm und Ulrich Müller (2000 Euro)
1. Preis Christian Eckes und David Hunter (2000 Euro)

Der Sonderpreis geht an Dorothee Glaab und Christine Sattler (1000 Euro)

Die Preisverleihung fand am 12.12.2017 um 17:00 Uhr im Atrium Stadtplanungsamt Frankfurt statt.
Die Arbeiten sind dort noch bis zum 15.01.2018 ausgestellt.

Atrium Stadtplanungsamt Frankfurt
Kurt-Schumacher-Straße 10
60311 Frankfurt am Main