„Frankfurter Buchmesse für Alle“

Testlabor für eine barrierearme Messe

18.09.2018

Die Forschungsgruppe Urban Health Games ist mit einem Testlabor zur inklusiven Gestaltung vom 10. bis 14. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse vertreten. Am Samstag und Sonntag, jeweils 14 Uhr, stellen die Studierenden dort ihre Entwürfe vor.

Die Zugänglichkeit der Buchmesse für alle Besucherinnen und Besucher zu verbessern – dies ist das Ziel des Forschungsprojekts „Frankfurter Buchmesse für Alle“ der Frankfurter Buchmesse und der Technischen Universität Darmstadt. Das Projekt wird auf der diesjährigen Buchmesse mit einem eigenen Stand (Halle 3.0 K 83) vertreten sein, der gleichzeitig ein Testlabor für inklusive Gestaltung ist. Das Team der Forschungsgruppe Urban Health Games um Junior-Prof. Dr.-Ing. Martin Knöll präsentiert hier die bisherigen Ergebnisse sowie Ideen zum weiteren Barriereabbau auf der Messe. Am Stand können sich alle Besucher informieren und Feedback geben. Durch ein Tastmodell kann die Perspektive eines Blinden eingenommen werden, der sich Orientierung auf dem Messegelände verschafft. Der Stand ist zudem mit einem barrierearmen Café verbunden.
Bisher standen drei Besuchergruppen bei dem Projekt im Fokus: Mobilitätseingeschränkte, seheingeschränkte Besucher und Familien, die mit ihren Kindern die Messe besuchen. Eine neue Website sowie eine verbesserte Beschilderung und Wegführung gehören zu den bereits umgesetzten Maßnahmen, die den Zugang zu Informationen und den Messehallen erleichtern sollen. Weiteres wird zudem getestet: In Halle 3.0 wird ein Gang fünf Meter breit und ein Rundgang mit rotem Teppichboden markiert sein – hier wird untersucht, wie sich dies auf die Besucherströme auswirkt.

Zeit und Ort: 10.-14. Oktober 2018, Halle 3.0 K 83

Weiterführende Links:
Forschungsgruppe Urban Health Games

Isometrie des Standes. © UHG
Isometrie des Standes. © UHG

Foto: Urban Health Games

Foto: Urban Health Games

Die Messe als Labor

Junior-Prof. Dr. Martin Knöll im Gespräch mit Jan Paul Stich vom Stadtmagazin Journal Frankfurt

JOURNAL FRANKFURT Was macht denn ein Professor of Urban Health Games?

MARTIN KNÖLL Uns interessieren zwei Schnittstellen in der Stadtplanung: Gesundheit und Lebensqualität. Games kommt daher, dass wir die Menschen spielerisch beteiligen möchten. Unsere Forschungsfragen kommen aus dem Alltag. Ich bin selbst Diabetiker und frage mich, was die Architektur tun kann, um mir in meinem Alltag zu helfen, dass ich mich mehr bewege.

Und wie kommt so ein Professor zur Buchmesse?

Für unsere Forschung brauchen wir bestimmte Orte. Diese müssen wichtig genug sein, dass die Leute sich da aufhalten, aber klein genug, dass man als Gestalter noch einen Einfluss haben kann. Bei der Messe haben wir einen überschaubaren Raum mit klaren Grenzen und einem konkreten Ansprechpartner: Die Frankfurter Buchmesse. Die ist sehr engagiert, da kann man viel bewegen. 

Welche konkreten Barrieren haben denn Menschen bisher vom Besuch der Messe abgehalten? 

Viele, die zum ersten Mal kommen, hatten Schwierigkeiten, an Informationen zu kommen. Das ist besonders für mobilitätseingeschränkte schwierig. Wo können die parken? Wie können die ihren Besuch im vornherein planen?  Wir konzentrieren uns in unserem Projekt auf drei Einschränkungen. Die erste sind Mobilitätseingeschränkte, also Rollstuhlfahrer oder Menschen, die einfach schlecht laufen können, Krücken brauchen oder Rollatoren. Die zweite Gruppe sind Seheingeschränkte. Das sind nicht nur Blinde, sondern auch Sehschwächen. Die dritte Gruppe sind Familien mit Kindern. Die haben jeweils bestimmte Anforderungen. Kinder brauchen zum Beispiel Ruhe- und Spielmöglichkeiten.

Das Forschungsprojekt läuft aktuell noch. Wird es auf der Messe 2018 schon konkret spürbare Verbesserungen geben?

Wir haben 2017 analysiert und Interviews geführt. Unser Fokus liegt 2018 auf der Halle 3. Dort haben wir mit rotem Teppichboden einen Rundgang eingerichtet. Das erleichtert die Orientierung. Wir haben gesehen, dass die Menschen sich an bestimmten Punkten ballen, das wollen wir entzerren.

Gibt es weitere Änderungen?

Die Gangbreite von drei Metern ist für Menschen mit Einschränkungen eigentlich zu eng. Das zu ändern ist aber nicht leicht, weil die Eingänge und Installationen ein Raum-Layout vorgeben. Trotzdem haben wir es geschafft, einen Gang auf fünf Meter zu verbreitern und wollen jetzt testen, wie das wirkt. 

Welche Rolle spielt die Digitalisierung?

Sicher kann offline- und online-Kommunikation noch besser zusammenwirken. Ich war zum Beispiel mit einem blinden Journalisten auf der Frankfurter Buchmesse unterwegs. Dem würde eine App helfen, die ihm akustische Unterstützung auf dem Gelände gibt.

Welche Barriere würden Sie gern beheben, konnten es aber noch nicht lösen?

Was ganz einfach klingt, sind die Schilder an der Decke. Wenn man in die Halle reinkommt, hängen sie über einem, man sieht sie also erstmal gar nicht. Außerdem sind sie nur von zwei Seiten aus lesbar. Weil sie jedoch in einem komplizierten Schienensystem hängen, kann man das nicht leicht ändern. Wir werden das Problem sicher lösen, aber das dauert.

Wo trifft man Sie auf der Messe?

Wir haben einen Stand in Halle 3 als ein Testlabor für inklusive Gestaltung. Dort haben wir u.a. ein Café eingerichtet, indem wir Dinge testen, die wir entdeckt haben. Man kann beispielsweise durch ein Tastmodell der Frankfurter Buchmesse in die Perspektive eines Blinden wechseln, der sich Orientierung auf dem Messegelände verschafft. Dort präsentieren wir auch unsere bisherigen Ergebnisse sowie die Ideen zur Verbesserung.

Foto: Nina Kaußen
Foto: Nina Kaußen