Schrift und Schriftzeichen im Sakralraum
Das ikonische Potenzial von Inschriften
Projektbezeichnung Schrift und Schriftzeichen im Sakralraum
Akronym
Projektinhalt Das Projekt widmet sich Schrift und Schriftzeichen am Kirchenbau und im liturgischen Raum in Mittel- und Westeuropa vom frühen bis ins späte Mittelalter. Es knüpft an einen interdisziplinären Forschungs- diskurs an, der sich in den letzten Jahren herausge- bildet hat: Im Zentrum steht die Beobachtung, dass Schrift vielerlei Dimensionen hat. Sie ist also nicht nur aufgezeichnete Sprache, Schrift und Schriftzei- chen haben immer auch einen bildhaften Charakter und transportieren damit rein visuell Bedeutung, die in das Verständnis des Geschriebenen eingeht.
Die Arbeit erfolgt in Kooperation mit dem Projekt ›Die Deutschen Inschriften‹ der Akademie der Wis- senschaft und der Literatur in Mainz. Die von der Mainzer Akademie betreuten Arbeitsstellen des Vor- habens erfassen und bearbeiten die nachrömischen Inschriften der Bundesländer Hessen, Rheinland- Pfalz und Saarland bis ins 17. Jahrhundert. Basie- rend auf diesen Grundlagen werden Inschriften in ihrer Präsenz im Raum untersucht.
Blicken wir uns aufmerksam im Kirchenraum um, so begegnen uns Schriftzüge und Buchstaben an vielen Orten: als Zeichen in Stein gemeißelt, als gemalte Schriften auf Retabeln oder Wänden, in den groß- en bunten Glasfenstern oder auf kleinen liturgischen Objekten. Die Größe der Zeichen, ihre Materialität,
Gestaltung und Positionierung im Raum variieren und damit auch ihre Zugänglichkeit – es gibt sogar Inschriften z.B. auf Grundsteinen tief in der Erde, die gänzlich im Verborgenen bleiben und lediglich erinnert werden. Schriftzeichen sind generelle Mar- ker, die den Betrachtenden etwas Anzeigen. Als ge- lesener Text können sie beispielsweise Auskunft über Bauphasen geben, auf Bibelstellen verweisen oder die Darstellung von Heiligen erklären. Aber auch al- lein ihre Präsenz und Gestaltung kommunizieren etwas an die im Mittelalter zumeist leseunkundigen Kirchenbesucher:innen. Dies wird bei Zeichen beson- ders deutlich, die ein Schriftsystem nur imitieren, aber keinen Text transportieren und als sogenann-
te Pseudoinschriften für jeden gänzlich unlesbar bleiben. Schrift und Schriftzeichen sollen in die-
sem Projekt als visuelle Bedeutungsträger im Raum untersucht werden. Was sagt ihre Gestaltung über ihre Funktion aus? An wen richten sie sich und wie wirken sie? Was können wir daraus über Wahrneh- mung, Wirkung und die intendierten Rezeptionsmög- lichkeiten von Schrift schließen?
Beteiligte
  • Lisa Horstmann

Fachgebiet Mediävistische Bild- und Kulturwissen- schaft
Laufzeit
Förderung
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