L‘oeil de l‘exilé Paris – Maison des journalistes sans frontières
Masterthesis Sommer 2023

Herausgegeben vom Fachgebiet Entwerfen und Baukonstruktion (Prof. Felix Waechter)

Um Meinungsfreiheit und Teilhabe als gemeinsame Werte einer offenen und lebendigen Gesellschaft sichtbar zu machen, bedarf es an Räumen die es ermöglichen, die wichtige journalistische Arbeit aus dem Exil heraus fortzuführen und die zugleich auch Lernorte der freiheitlichen Haltung und Orientierung und auch ihr Gesicht sind. Die Verlagshäuser weiterdenkend, ergänzt um temporäres Wohnen und repräsentative Räume, wollen wir als Fanal und Zeichen der Pressefreiheit einen Zufluchts- und Arbeitsort für verfolgte Journalistinnen und Journalisten suchen.

Die extreme Polarität zwischen der Berufung als Journalist, die mit öffentlicher Exponiertheit einhergeht, und der gleichzeitigen Schutzbedürftigkeit aufgrund von Verfolgung stellt die zentrale Herausforderung des Entwurfes dar. Angesichts der Problematik, diese unterschiedlichen Anforderungen in einem einzigen Gebäudekubus zu vereinen, sieht der Entwurf die Schaffung eines separaten Gebäudeabschnitts vor, der den Rückzugsort von den Arbeitsbereichen trennt. Das geplante Gebäude soll eine ausdrucksstarke architektonische Skulptur im städtischen Raum sein, die die polarisierenden Nutzungen in einem angemessenen Rahmen vereint. Ein markanter Turm verleiht dem Gebäude Präsenz im Stadtbild und setzt als Höhepunkt ein Statement für Meinungs- und Pressefreiheit. Ein Riegel, der sich proportional an den umliegenden Bestandsbauten orientiert, bildet den hinteren Teil der Skulptur und bietet Wohnraum für die im Exil befindlichen Journalisten. Als gemeinsame Mitte und verbindendes Element dient ein öffentlicher Bereich, der den Zugang zu den Wohn- und Arbeitsbereichen ermöglicht. In diesem öffentlichen Bereich sind ein Forum, eine Ausstellung und eine Akademie vorgesehen.

L‘ATELIER DES JOURNALISTES

Im Herzen von Paris entsteht ein Zentrum für das journalistische Handwerk. Die „Werkstatt der Journalisten“ öffnet den Blick auf den redaktionellen Schaffensprozess und rückt die Arbeit der Exiljournalisten in den Fokus stadtgesellschaftlichen Interesses. Das Projekt führt Presse und Gesellschaft zueinander und bietet einen Raum des Austauschs, Lernens und gemeinschaftlichen Diskurses.

Während sich das Mediazentrum mit öffentlichen Nutzungen prominent zur Pont Alexandre III und der Prachtachse präsentiert, nimmt sich das in den Baumhain eingebettete Pressehaus mit Wohn- und Arbeitsbereich von der Weite der Esplanade zurück. Ein zwischen beiden Gebäuden aufgespannter Platz bildet die Schnittstelle zwischen Redaktion und Öffentlichkeit.

Das Pressehaus beherbergt eine offene Arbeitslandschaft, die den gesamten redaktionellen Prozess von der Recherche bis zur Veröffentlichung abbildet. Dort entwickelte Inhalte werden direkt im Mediazentrum ausgestellt und so unmittelbar an die Öffentlichkeit herangetragen.

Der Riegel ist in zwei Nutzungszonen gegliedert, zwischen denen sich eine offene und kommunikative Gemeinschaftszone aufspannt. Großzügige Lufträume und eingesetzte Lichthöfe geben Blickbezüge über alle Geschosse hinweg frei. Die lebendige Mitte stärkt die Gemeinschaft und schafft eine kooperative Atmosphäre.

Auf die Fassade des Mediazentrums legt sich ein einer Zeitung nachempfundenes Gewand, welches die Aufmerksamkeit der zentralen Lage nutzt, um aktuelle Arbeiten an die Öffentlichkeit zu tragen. Dahinter bieten vier stützenfreie Doppelgeschosse den Rahmen für freie und flexible Nutzungen und ermöglichen ein hohes Maß an Aneignung durch die Journalisten. Ein offenes Erdgeschoss ermöglicht die Verflechtung mit dem Stadtraum und öffnet sich für Fachpublikum und interessierte Bürger. Diese können hier in Ausstellungen, Informationsveranstaltungen und Diskussionsforen in die Welt der Exiljournalisten eintauchen und miteinander ins Gespräch kommen.

Das „atelier des journalistes“ versteht sich als Reallabor. Die Exiljournalisten finden dort nicht nur alle Werkzeuge, die sie für Ihre Arbeit und die Umsetzung ihrer Ideen benötigen, sie finden dort auch eine vorübergehende Heimat, Gemeinschaft und Kontakt zu den Menschen Ihres Gastlandes.

Inmitten des pulsierenden Herzens von Paris erhebt sich, erinnernd an einen Hyalith eingebettet in ein fluides Landschaftsbild, ein architektonisches Symbol, das den Journalismus neu definiert: Das sprechende Haus.

Ein Kubus von radikaler Modernität, der das Vertrauen der Gesellschaft in den Journalismus wiederherstellen möchte und ein engeres Band zwischen den Menschen und den Nachrichten schaffen soll.

Das Gebäude wurde mit Bedacht platziert, zwischen dem majestätischen Eiffelturm, einem Symbol gesellschaftlicher Zentrierung, und der Nationalversammlung, dem politischen Epizentrum von Paris. Hier entfaltet der Kubus seine architektonische Präsenz, eingebettet in die städtische Struktur und den Dualismus seiner Rolle als vierte Gewalt der Medien.

Die transluzente Fassade des „sprechenden Hauses“ öffnet den Blick auf den Journalismus und macht diesen erlebbar. Die gläsernen Hüllen gewähren Einblicke in die geschäftige Redaktionsarbeit und geben der Gesellschaft das Gefühl, Teil des dortigen Schaffensprozesses zu sein. Das Pressehaus wird so zum Schaufenster des Journalismus, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in diesen zurückzugewinnen.

Das Multifunktionskonzept des Kubus ist ein architektonisches Statement. Neben den redaktionellen Büros beherbergt es öffentliche Bereiche, die zu Begegnungen und Diskussionen einladen. Eine Leseecke, eine Buchhandlung und Ausstellungsräume für journalistische Fotografie verleihen dem Haus eine facettenreiche Dynamik. Hier entsteht ein Ort des Dialogs, an dem der Journalismus nicht nur informiert, sondern auch von der Gesellschaft mitgestaltet wird.

Die Architektur des „sprechenden Hauses“ unterstreicht die Komplexität des Journalismus als Würfel mit vielen Facetten. In der städtischen Architektur von Paris erhebt es sich als Solitär, das durch seine expressiv gestaltete Holz- und Glasstruktur Aufmerksamkeit erregt. Es vereint Funktionalität mit Ästhetik und lässt die innere Landschaft des Gebäudes in klaren Linien und offenen Räumen erstrahlen.

Im Inneren entfaltet sich eine lebendige und durchmischte Atmosphäre. Die hochflexiblen Arbeits- und Lernräume auf sieben Etagen sind vertikal und horizontal miteinander verbunden. Durch offene Grundrisse und verschiedene Treppenarten entsteht eine verflochtene Landschaft, die den journalistischen Informationsfluss von A nach B widerspiegelt. Schalldichte Vorhänge ermöglichen die individuelle Gestaltung der Arbeitsbereiche, während das Atrium als Symbol für den freien Journalismus steht und Licht in das Innere des Kubus bringt.

Die äußere Erscheinung des Gebäudes offenbart eine klare Fassade, deren transluzentes Glas visuelle Sicherheit bietet und ein einheitliches Licht nach innen spendet. Bei Nacht erstrahlt der Kubus und kommuniziert durch seine Fassade mit der Umgebung, während die Umgebung mit ihm spricht. Sein Licht durchdringt die Nacht gleich einem Leitstern, der die Menschen anzieht und ihnen Wissen sowie Erkenntnis verspricht. Das Gebäude erfüllt seine Aufgabe als Pressehaus, indem es die Menschen in einer pluralistischen politischen Welt mit Informationen ausstattet, die ihnen helfen, sich zu orientieren und eine eigene Meinung zu bilden. In den Worten von Victor Hugo: „Die Sprache des Lichts ist universell. Sie enthüllt die Wahrheit und stärkt das Wissen, das die Gesellschaft benötigt, um den Herausforderungen der Zeit zu begegnen.“

Dieses architektonische Werk schafft ein offenes und flexibles Umfeld, das Besucher aus aller Welt willkommen heißt und sie dazu einlädt, das Leben der Journalisten zu erfahren und mit diesem in Verbindung zu treten. Es ist ein Ort, an dem der Journalismus zum Leben erweckt wird, in dem das soziale Miteinander den Journalismus und die Gesellschaft in symbiotischer Interaktion zusammenführt.

Das „Sprechende Haus“ ist mehr als nur ein Gebäude. Es ist ein Manifest des interaktiven Journalismus, ein Ort, der den Wert der Meinungsfreiheit verkörpert und die Brücke zwischen den Nachrichten und den Menschen schlägt. Ein Ort, an dem der Journalismus nicht nur geschrieben, sondern gelebt wird, um das Vertrauen der Gesellschaft wiederzuerlangen und den Journalismus als unverzichtbare Säule unserer Demokratie zu stärken.

Un atrium pour la presse à Paris

Das Grundstück des internationalen ‚maison des journalistes sans frontières‘ in Paris fungiert als Abschluss und gleichzeitig Auftakt der Esplanade des Invalides.

Als Ort des Dialogs, aber auch des Rückzugs und der kontemplativen Arbeit, fungiert der geplante Komplex als offenes Haus. Auf der Suche nach einem identifikationsstiftenden Typus, der der besonderen Bedeutung des Gebäudes Rechnung trägt, wurde sich für einen Solitär, der das Pressehaus beinhaltet, und einen eher zurückgezogenen, dem Blockrand zugewandten Wohnriegel entschieden. Das allseitig orientierte und durch seine schräg zulaufende Form charakteristische Pressehaus verlängert den bestehenden Baumhain Richtung Seine und positioniert sich selbstbewusst, ohne bestehende Blockgrenzen aufzunehmen.

Nähert man sich dem Gebäude, läuft man zunächst unter der tief herabgezogenen, schindelbedeckten Fassade hindurch, die fast als schräges Dach wirkt, und betritt das weitläufige transparente Erdgeschoss. Dieses dient nicht nur als Ankommenspunkt, sondern beherbergt in seiner Mitte das Presseforum – das Herzstück des Pressehauses.

Das Forum und seine Staffelung in der Höhe, die über Treppen und Rampen überwunden werden kann, bildet den Auftakt für ein Gebäude, das sich um ein zentrales, keilförmiges Atrium nach oben entwickelt. Das lichtdurchflutete Atrium ermöglicht Sichtbeziehungen und soziale Kommunikation über Ebenen und Funktionen hinweg. Entgegen dieser Offenheit im Inneren bildet die Fassade aus Glasschindeln eine skulpturale und transluzente Hülle, sodass der Fokus auf der Funktion als gemeinschaftliches und kommunikatives Haus liegt.

Es wurde sich für ein Holztragwerk entschieden, das lediglich in den massiven Kernen und den acht tragenden Pfeiler durch Beton ersetzt wird. Die Decke, die zwischen der massiven äußeren Holzwand und den vier zentralen Holzstützen spannt, wird als sichtbare Holzbalkendecke belassen und unterstreicht durch ihre Spannrichtung die Wirkung des sich nach oben weitenden Atriums.

Der Garten der Journalisten

Der Garten bildet das zentrale Motiv in meinem Entwurf, er schafft einen Ort des Rückzugs, des Zusammenkommens und des freien Denkens, im Zentrum des lauten Paris.

Das Baugrundstück liegt an einer der zentralen Achsen von Paris, zwischen dem Invalidendom und der Seine, gegenüber des Gare de Invalides und mit Blick über den Fluss zum Grand Palais. Eine prominente Stelle für eine wichtige Entwurfsfrage. Der Entwurf beschäftigt sich mit der Idee eines internationalen Pressezentrums, hier soll ein großes Forum entstehen, ebenso wie eine Akademie für Journalismus und Wohnungen, sowie Arbeitsplätze für Journalisten im Exil aus aller Welt.

Um den vielfältigen Funktionen des Pressezentrums gerecht zu werden, habe ich mich dazu entschlossen, das Volumen auf zwei Baukörper aufzuteilen. Am südlichen Rand des Grundstückes ein öffentliches Gebäude, mit dem internationalen Pressezentrum, am nördlichen Rand ein Zweites, zum Arbeiten und Wohnen der Journalisten. Zwischen den beiden Gebäuden erstreckt sich der große Garten als verbindendes Element und Zentrum des Entwurfs.

Die Kombination aus minimalistischem Wohnen, gemeinsamem Arbeiten und Kultivieren sowie Austausch von Wissen erinnert mich an das Leben und die Strukturen in einem modernen Kloster. Auch ein Kloster ist ein Ort der Ruhe, des Rückzugs und Kraftschöpfens, aber auch des Arbeitens und Weiterbildens. Aus diesem Grund habe ich Elemente aus der klassischen Klostertypologie, wie zum Beispiel der Kreuzgang, in meinen Entwurf integriert.

Das gesamte Ensemble steht auf einem, fest mit dem Boden verankerten, Sockel. Die Erdgeschosszone ist nach außen geschlossen, doch über diesem Sockel kann man das Leben im Inneren erahnen. Man betritt das Grundstück über eine der beiden Öffnungen im Sockel. Diese sind durch markante Dächer leicht erkennbar und locken, durch ihre fremdartig anmutende Form den Besucher an. Wenn der Besucher unter diesem Dach durchgetaucht ist, befindet er sich in einer neuen Welt. Durch das tief gezogene Dach im Inneren hat man nur noch das Grün des Gartens im Sichtfeld. Entlang des Sockels befinden sich im Inneren Bänke zum Verweilen und um den Garten auf sich wirken lassen.

Der Garten ist bewusst divers und nachhaltig gestaltet, es wird auf eine Bepflanzung geachtet, welche auch in Zukunft dem Klima standhalten kann. Verschiedene, das ganze Jahr über blühende Gräser, Blumen und Sträucher bieten eine Heimat für Insekten, wie zum Beispiel Bienen.

Hier im Garten gibt es ein kleines Open-Air-Café, der Besucher kann sich im Sommer mit einem Kaffee auf die Wiese setzten oder auf einen der vielen Stühle, welche flexibel auf dem gesamten Grundstück genutzt werden können, und das grüne Paradies genießen. Der Raum ist für jeden offen und trägt zum Austausch der Journalisten mit Besuchern, Touristen oder einfach den Nachbarn bei.

Entlang des Gartens bewegt sich der Besucher geschützt unter den Dächern zu den Gebäuden. An den Ecken des Gartens befinden sich die Eingänge in die jeweiligen Gebäude. Im nördlichen Baukörper, mit der Nähe zur Seine und dem Gare des Invalides, befindet sich das internationale Pressezentrum. Beim Betreten des Gebäudes erschließt sich den Besuchenden erneut eine neue Welt. Es eröffnet sich ihnen ein großer, lichtdurchfluteter Raum. Bereits im Erdgeschoss kann man an der großen, dem Garten zugewandten, Fassade die Höhe und Atmosphäre des Gebäudes erleben. Im hinteren Teil des Gebäudes befinden sich alle nötigen Nebenräume, weshalb der vordere Teil frei bespielbar ist. Im Erdgeschoss findet man das Presse-Café und die Ausstellung, sowie genügend Platz für kleine Veranstaltungen oder einfach ein nettes Zusammenkommen. Die Ausstellung, das Café und der kleine Shop funktionieren als Symbiose und können je nach Bedarf angepasst und umgestaltet werden. Über eine große Wendeltreppe gelangt man ins erste Obergeschoss, hier befinden sich Arbeitsräume, Büros sowie die offene Bibliothek. Das offene Raumkonzept lässt es zu, in verschiedenen Gruppen zu arbeiten oder sich zum ruhigen Studieren zurückzuziehen. Durch den Luftraum über alle Geschosse hinweg hat man immer freien Blick auf die geneigte Fassade und den dahinter liegenden Garten. Im zweiten Obergeschoss ist das internationale Presseforum verortet, ein großer, frei nutzbarer Raum lädt zu Diskussionen und Vorträgen oder Pressesitzungen ein. Bewegliche Stufen-Elemente lassen eine flexible Bestuhlung sowie Ausrichtung des Raums zu. In den äußersten Ecken des Gebäudes befinden sich weitere Treppenhäuser, über diese können die Regieräume sowie die Dolmetscherkabinen erreicht werden, welche im Dachgeschoss über den Seiten des Gebäudes liegen.

Am südlichen Rand des Grundstücks befindet sich das zweite Gebäude. Dieses wird ebenfalls vom Garten aus erschossen und ist ähnlich aufgebaut. In dem, dem Garten zugewandten, Gebäudeteil findet man Arbeitsplätze sowie Besprechungsorte und eine Druck-Werkstatt. Im hinteren Teil befinden sich im Erdgeschoss die geschlossenen Studios, darüber befinden sich in den weiteren drei Stockwerken die Wohneinheiten für verfolgte Journalisten. Das Konzept des Wohnens ist hier stark mit dem Arbeiten verknüpft. Es gibt kleine Zimmer mit Duschbad für jeden Bewohner und Küchen für gemeinschaftliches Kochen. Die Wohneinheiten liegen direkt an den Galerien, welche als Gemeinschaftsflächen zum Arbeiten und Austauschen genutzt werden. Durch das offene Raumkonzept in beiden Gebäuden ist ein guter Austausch zwischen den Nutzenden aller Stockwerke möglich. Im obersten Geschoss findet man weitere Gemeinschaftsflächen, welche der Freizeit zugeordnet sind. Hier gibt es eine zusätzliche große Küche sowie eine geräumige Aufenthaltsfläche. Die Wohneinheiten sind zum Süden hin orientiert und haben dort, über die gesamte Fassade laufend Loggien. Diese können von den Bewohnern als privater Außenbereich genutzt werden. Das Gebäude ist an dieser Stelle stärker zum benachbarten Wohnquartier orientiert. Es legt direkt in der Flucht der angrenzenden Bebauung und knüpft an das Leben im Viertel an. Von den Loggien aus hat man einen Blick ins Grüne, auf den gegenüber liegenden Baumhain.

Die Materialität des Gebäudes spiegelt sichtbar die Struktur wider. Das Gebäude steht auf einem stabilen Sockel aus Beton, welcher das Grundstück einfasst und eine urbane Maßstäblichkeit schafft. Darüber befindet sich das Erdgeschoss, welches von einem Silber schimmernden Chromnickel Trapezblech umfasst ist. Die durchgängige Verkleidung verstärkt die Einheit des gesamten Erdgeschosses als Basis. Komplett in Rot gehalten erheben sich an beiden Seiten des Gartens die Baukörper über dem Sockel. Eine Lattung aus rot lasiertem Holz trifft auf große Glasflächen mit roten Sonnenschutzelementen. Die monochrome rote Farbe der Gebäude verleiht den Baukörpern etwas Skulpturales. Und hebt sich optisch von der Umgebungsbebauung sowie dem Grün des Gartens ab. Dies wird durch die geneigte Fassade zum Garten weiter unterstützt. Die Gebäude scheinen sich vom Garten zurückzulehnen und spielen so mit dem Bezug des Innenraums zum Außenraums. An den Seiten wird die kantige Fassade durch große runde Fenster aufgebrochen und verleiht dem massiven Gebäude etwas Verspieltes. Nach oben wird das Gebäude mit einem schrägen Trapezblech Dach abgeschlossen. Das Dach steht an allen Seiten etwas über und scheint leicht über dem Gebäude zu schweben. Das glänzende Dach mit der verspielt gewellten Kante nimmt wiederum Bezug zum Sockel auf. Das Dach des überdachten Rundgangs im Garten ist ebenfalls in glänzendem Trapezblech gehalten. Von Innen ist die Überdachung ebenfalls in Rot lasiertem Holz gestaltet. Betritt man jedoch das Gebäude, lassen sich die roten Details nur noch erahnen. Der außenliegende rote Sonnenschutz schimmert durch die Fenster und ausgewählte rote Möbel schaffen Akzente. Der Innenraum ist in hellem Holz gestaltet. Die massiven Holzstützen sind an vielen Stellen sichtbar, die Wände mit gewachstem Furnier verkleidet. Geländer sind entweder durch Netze oder durch angepasste Einbaumöbel gegeben. Entlang der Galerien findet man eingepasste Tische sowie Regale und Pflanzkästen. Hier kann man im Inneren sitzen und hat doch einen direkten Bezug zum Garten.

Besonders an der großen Pfosten-Riegel-Fassade werden die 80 auf 20 cm dicken schrägen Stützen zu einem Gestaltprägendem Element im Innenraum. Diese sind biegesteif mit den genauso hohen Sparren des Pultdaches verbunden. Über den Sparren liegt die Tragstruktur der Decke. Die schmaleren Träger nehmen sich gegenüber den tragenden Rahmen zurück, so kommt die Tragstruktur des Gebäudes richtig zur Geltung. Die Zwischendecken des Gebäudes werden mit Doppelträgern gehalten. In den geschlossenen Räumen gibt es eine abgehängte Decke für Infrastruktur und gute Akustik. Der Bodenbelag ist im gesamten Gebäude ein geschliffener Estrich, im Erdgeschoss fließt durch den gleichmäßigen Bodenbelag der Außenraum scheinbar in das Gebäude.

Der Entwurf orientiert sich am bestehenden Baumhain und setzt sich aus drei Gebäudeteilen um einen tiefer gelegten Innenhof zu einem Ensemble zusammen. Drei große Treppen aus Nord, West und Ost leiten die Besucher:innen und Mitarbeiter:innen des Hauses in den Tiefhof, welcher als zentrales Erschliessungselement die Nutzer:innen verteilt und gleichzeitig als Aufenthaltsfläche dient. Westlich schließt das geschwungene Forum mit Foyer, Café und Shop an. Bewusst fördert die runde Form des Forums im Gegensatz zu den Hörsälen und Auditorien das kritische Gespräch miteinander und lädt zum Austausch und zur Diskussion ein. Über mehrere Galerien verbunden, befinden sich oberhalb des Forums Ausstellungsflächen, ein Konferenzsaal, Seminar- und Workshopflächen sowie eine Bibliothek mit Blick über die Seine und das Grand Palais.

Akademie und Arbeiten befinden sich gegenüber und bilden den Hochpunkt der Gruppe. Der offen gestaltete Grundriss begünstigt das Arbeitsklima und lädt ebenfalls zum Austausch ein: Diverse Arbeitsplätze und Nischen unterstützen je nach Bedarf und Situation beim kontemplativen Arbeiten. Mehrere Galerien und eingeschobene Zwischengeschosse schaffen innerhalb des Gebäudes unterschiedliche Maßstäbe und spannende Aufenthaltsflächen. Über der Redaktionshalle und dem Newsroom befindet sich im obersten Geschoss, welches leicht über die Nachbarbebauung ragt, das Fernsehstudio mit Weitblick über Paris auf den Eiffelturm. Südlich entlang des Baumhains vervollständigt ein Wohnriegel mit einfachen Maisonette-Wohnungen das Ensemble und bietet verfolgten und geflüchteten Journalist:innen aus aller Welt eine temporäre Unterkunft.

Das ´Maison des Journalistes´ besteht aus einer leichten und transparenten Holzzargenkonstruktion mit hohem Glasanteil, welche auf einem massiven Stampflehmblock aufliegt. Um die Gebäude herum befinden sich Laubengänge, die als Erschließung der Wohnungen dienen.

TOIT SUR LA TÊTE | DACH ÜBER DEM KOPF

Als ein neuer Ort zur Förderung der Pressefreiheit und des Dialogs setzt sich dieser Entwurf für eine „Maison des Journalistes sans Frontieres“ vor allem mit der Frage nach der Verknüpfung von Sicherheit und Kommunikation auseinander. Im Ergebnis soll den Exiljournalisten ein „Dach über dem Kopf“ gegeben werden, das die privaten und die öffentlichen Nutzungsbereiche „unter einem Dach“ vereint. Das neue Pressehaus macht demnach eine vom Boden abgehobene Dachform aus, die die schützende Funktion, die ein Haus für Exiljournalisten innehaben muss, symbolisiert. Das Dach wird in der Mitte aufgebrochen und spannt einen Innenhof auf, in dem sich der Nukleus und Kern des Gebäudes als öffentliche Komponente platziert, der oben und unten über das Dach hinausragt. Es entsteht so ein zweiteiliges Ensemble aus einem introvertierten Dach und einem durchgesteckten runden Baukörper, der das Bindeglied zur Öffentlichkeit darstellt.

An der vorderen Ecke der Esplanade des Invalides in Paris setzt sich der neue Baukörper nun, aus der bestehenden Gebäudekante ausbrechend, als ein Gegenüber zum Gare des Invalides auf das Baufeld. In der Proportion und Gliederung wird für den Ort sehr prägende Baumhain aufgegriffen.

Auch konstruktiv lässt sich gut ablesen, in welchem Teil des Ensembles man sich gerade befindet. Das Dach, das sich als Ring um und über den Garten und Innenhof legt, wird als Holz-Skelettbau geplant, wohingegen der runde eingestellte Baukörper als ein monolithischer Massivholzbau konstruiert ist. Die große Dachfläche wird eingedeckt in einer Metall-Stehfalz, die eine Verwandtschaft zum typischen Pariser Dach aufweist, sich aber durch ihre patinierte Kupfer-Farbe sowohl von dieser umgebenden Bebauung als auch vom Grün des Baumhains absetzen soll.

COMMON GROUND

Die Esplanade des Invalides ist heute eine große umprogrammierte Freifläche im dichten Pariser Stadtgefüge. Im Süden dominiert „Les Invalides“ als Militärmonument, im Norden führt die Pont Alexandre III zu Grand und Petit Palais auf der anderen Seite der Seine. Der stillgelegte Kopfbahnhof Gare des Invalides mit seinen gewaltigen Gleisanlagen liegt unter der Platzfläche. Die Metro-Linien liegen ein Geschoss tiefer. Einen Wettbewerb zur Transformation der Anlage zu einem Museum für das Werk des Bildhauers Alberto Giacometti wurde von Perrault Architekten gewonnen.

Der Entwurf verbindet das Maison des Journalistes im Untergeschoss mit dem neuen Giacometti-Museum. Die ehemalige Gleisanlage wird öffentlicher Ausstellungsraum mit Videoscreens zwischen den gusseisernen Kompositsäulen. Auf Esplanade-Niveau ist das Gebäude auf vier monolithischen Natursteinpfeilern abgesetzt. Der öffentliche Raum fließt unter dem Gebäudevolumen hindurch. Ein steinernes Bodenrelief formt eine Agora, die Speakers Corner schraubt sich in den Boden und ist Magnet des öffentlichen Diskurses. Café und Tischlager im Brückenpfeiler programmieren den überdachten Stadtraum und laden zur Aneignung ein. Rolltreppen, als Signet der Metropole, führen nach oben in die schwebende Platte, die als öffentliche Arbeitshalle den demokratischen Raum fortsetzt.

Raumhohe Fachwerkträger mit dazwischen gehängten Nebenträgern ermöglichen einen freien Grundriss mit Raumkontinuum. An den offenen Stirnseiten des Gebäudes liegt im Norden der akademische Arbeitsbereich mit Terrasse zur Seine, im Süden die Redaktionshalle mit den Wohnungen der Journalist*innen darüber in die Platte integriert. In der Mitte des Gebäudes wird das Forum von vier Sheds bekrönt und schafft so einen gestaltprägenden Ausdruck der Fassade. Das Gebäude dient zudem als Quartierskraftwerk. Die Dachfläche ist mit Photovoltaikmodulen besetzt, im Untergeschoss befinden sich H2-Transformatoren und ein Retentionsbecken für Dachentwässerung und Platzversickerung.