Ausgezeichnete studentische Forschung

Verleihung des Heinz-Stillger-Preises am Fachbereich Architektur

08.12.2019

Am 4. Dezember 2019 wurde im Rahmen des „Tages der Forschung“ wieder der Heinz-Stillger-Preis an Studierende des Fachbereichs verliehen. Mit dem Preis werden herausragende studentische Forschungsarbeiten im Bereich der Architektur ausgezeichnet.

Ziel des Preises ist eine Stärkung des Stellenwerts der Forschung in der Lehre und eine Förderung der Durchgängigkeit vom Bachelor über den Master in die Forschung und Promotion. Das dieses Konzept aufgeht zeigt sich daran, dass die beiden vorangegangenen Preisträger*innen mittlerweile beide promovieren.

Gestiftet wird der Preis von der in Wiesbaden ansässigen HEINZ-STILLGER-STIFTUNG. Zweck der 1995 gegründeten Stiftung ist u. a. „die Finanzierung von Forschung und Wissenschaft auf dem Gebiet der Architektur“ und „die Unterstützung begabter und förderungswürdiger Studierender der Architektur“.

In diesem Jahr wurden 16 Projekte eingereicht, die das gesamte Spektrum architektonischer Forschung am Fachbereich abdecken. Sie bearbeiten historische, entwurfliche, typologische, technische, stadtplanerische sowie gestalterische Forschungsfragen.

Eine Besonderheit des Preises ist das zweistufige Auswahlverfahren. Nach der Nominierung der Projekte durch die Fachgebiete wählte die Jury (bestehend aus Prof. Dr. Jörg Dettmar, Prof. Dr. Wolfgang Scholz, den Wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen Dr. Marion Bolder-Boos und Dr. Martin Pozsgai sowie den Masterstudentinnen Katharina Kostka und Zora Schües) sechs Projekte für die zweite Juryrunde ein. In dieser präsentieren die nominierten Studierenden ihre Projekte vor Publikum in Form eines Science Slams. Dieser fand – wie auch die Preisverleihung – im Rahmen des „6. Tages der Forschung“ des Fachbereichs am 4. Dezember 2019 statt. Der Preis ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert, die auf die sechs Nominierten aufgeteilt wurden.

V.l.n.r.: Isabella Baum, Benjamin Wiegand, Manuel Kinscherf, Maximilian Pfaff, Patrick Freudenberg und Lisa Dix-Landgraf. Foto: Frank Metzger
V.l.n.r.: Isabella Baum, Benjamin Wiegand, Manuel Kinscherf, Maximilian Pfaff, Patrick Freudenberg und Lisa Dix-Landgraf. Foto: Frank Metzger

Die Preisträgerinnen

1. Preis
Isabella Francesca Baum
„Grüne Infrastruktur als Investition für asiatische Großstädte am Beispiel Bangkok“
Betreut vom Fachgebiet Entwerfen uund Stadtentwicklung

Isabella Baum hat sich in Ihrer Arbeit „Grüne Infrastruktur als Investition für asiatische Großstädte am Beispiel Bangkok“ intensiv und weit über den ursprünglichen Entwurf hinausgehend mit den positiven sozialen, ökonomischen und ökologischen Effekten von Grünräumen innerhalb stark urbanisierter asiatischer Großstädte („Megacities“) beschäftigt. Als Beispiel diente Ihr hierfür die thailändischen Hauptstadt Bangkok. Die Jury kommt zu dem Schluss, dass es sich bei dieser Arbeit um eine sehr sorgsame Analyse und Betrachtung des Konzepts der Grünen Infrastruktur handelt. Die Methodik der Arbeit ist klar strukturiert und nachvollziehbar. Gerade bei der Datengewinnung geht Frau Baum sehr innovativ vor und analysiert mithilfe von Satellitenaufnahmen und einem Geoinformationsystem die quantitative Dichte vorhandener Grünen Infrastruktur. Im Anschluss wertet sie diese intelligent aus und generiert hieraus eine Potenzialabschätzung zur Optimierung der Nutzung entsprechender Flächen.Die Arbeit von Isabella Baum ist daher als ein sehr gelungenes Beispiel für das planwissenschaftliche Arbeiten zu werten.
(Dotiert mit 2.000 Euro)

2. Preis
Benjamin Wiegand
„Fachgerechte Sanierung und Restaurierung am Beispiel des Bad Nauheimer Sprudelhofs“
Betreut vom Fachgebiet Architektur- und Kunstgeschichte

Benjamin Wiegand hat sich in seiner Bachelorarbeit im Bereich Bautechnik in beeindruckender Weise dem Thema „Fachgerechte Sanierung und Restaurierung am Beispiel des Bad Nauheimer Sprudelhofs“ angenommen. Mit dem gesamten Methodenapparat der Architekturgeschichte (Analyse des Objekts, der Literatur, Archivstudien, Auswertung von Presseberichten), aber auch der Praxis und Interviews mit den Akteuren versteht es Herr Wiegand, das Gelingen und Scheitern denkmalpflegerischer Bemühungen als eine Folge institutioneller Verflechtungen erkennbar zu machen. Die Arbeit betreibt eine intensive bauhistorische Forschung und diskutiert die denkmalpflegerischen Ansätze eingehend und umfassend.In seinem Resümee stellt der Verfasser beeindruckend dar, wie man Berufsschüler*innen die Thematik vermitteln kann und wie so wissenschaftliche Erkenntnisse wieder in die Baupraxis transferiert werden können.Die Arbeit von Herrn Weigand geht dabei weit über das zu erfüllende Pensum hinaus und bildet die Begeisterung des Verfassers für das Thema und den Gegenstand der Untersuchung ab. Sie somit ein überzeugendes und gelungenes Beispiel der Verbindung von Wissenschaft und Praxis.
(Dotiert mit 1.250 Euro)

3. Preis
Manuel Kinscherf
„Wie beeinflusst die Gestaltung von Schulhöfen das Empfinden und den Lernerfolg von Kindern? Begleitforschung im Zuge der Umgestaltung des Schulhofes der Heinrich-Hoffmann-Schule Darmstadt“
Betreut von der Forschungsgruppe Urban Health Games

Die Arbeit von Manuel Kinscherf ist als Begleitforschung im Zuge der Umgestaltung des Schulhofes der Heinrich-Hoffmann-Schule Darmstadt und als interdisziplinäres Projekt gemeinsam mit dem Fachbereich Psychologie entstanden. Herr Kinscherf widmet sich hierbei der Forschungsfrage, wie sich die temporäre Umgestaltung eines Schulhofs auf das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler auswirkt. Methodisch kombiniert er hierbei die klassische Literatur-Recherche mit einer Analyse der umgesetzten Maßnahmen und einer Vorher-/ Nachherbefragung der Schülerinnen und Schüler. Herr Kinscherf hat sich im Rahmen seiner Arbeit im interdisziplinären Team in fachfremde Begriffe und Methoden eingearbeitet und diese erfolgreich auf seinen Forschungsgegenstand in der Architektur angewendet. Im Ergebnis gelingen ihm wichtige Erkenntnisse in einem Feld der temporären Freiraumgestaltung („Strategischen Urbanismus“), das bisher wenig erforscht ist, aber durch die Klimaanpassung und Gesundheitsförderung in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden.
(Dotiert mit 850 Euro)

Anerkennungen

Lisa Dix-Landgraf
„Suffizienz energierelevanter Ausstattungen im Wohnungsbau des deutschsprachigen Raums“
Betreut vom Entwerfen und Nachhaltiges Bauen

In Ihrer Arbeit ist es Lisa Dix-Landgraf sehr gut gelungen, aus der gestiegenen Vielfalt an Wohnformen relevante Nutzungsprofile zu erarbeiten, mittels derer näherungsweise die Angemessenheit der Energienutzung im Betrieb von Wohnungsbauten abgebildet werden kann.

Patrick Freudenberg
„Energiespeicher vs. Brandschutz – Wie ändern sich die Anforderungen des vorbeugenden baulichen Brandschutzes an Gebäude durch eine dezentrale, nachhaltige Speicherung und Gewinnung von Energie“
Betreut vom Entwerfen und Gebäudetechnologie, Prof. Anett-Maud Joppien

Patrick Freudenberg hat sich in seiner Forschungsarbeit mit der Fragestellung beschäftigt, welche Gefahren aus dem Einsatz von Batterien als Energiespeicher resultieren und wie diese im baulichen Kontext beherrschbar werden, um im Havariefall den Nutzer zu schützen bzw. das Gefährdungsrisiko für die Einsatzkräfte der Feuerwehr kontrollierbar zu machen.

Maximilian Pfaff
„Welchen Mehrwert können Mittelstädte leisten? Chancen & Risiken für Mittelstädte in Metropolregionen am Beispiel der Stadt Rodgau“
Betreut vom Entwerfen und Städtebau

Am Beispiel der Stadt Rodgau untersucht Maximilian Pfaff in seiner Arbeit die gegenwärtigen Dynamiken einer Mittelstadt in einer Metropolregion und zeigt u.a. die engen Verflechtungen der Pendlerströme und ihre Auswirkungen in der Stadtentwicklung auf.

Die Anerkennungen sind mit je 300 Euro dotiert.

Allen Preisträgerinnen und Preisträgern herzlichen Glückwunsch!

Der Stifter

Stifter des Preises ist der freie Architekt und TU-Alumnus Dr.-Ing. Heinz Stillger (1922–2008). Stillger studierte von 1947 bis 1951 am Fachbereich Architektur der Technischen Hochschule Darmstadt. 1952 gründete er sein eigenes Architekturbüro in Bad Camberg, das bald nach Wiesbaden und den Kreis Limburg-Weilburg sowie Wetzlar erweitert wurde. So entstand bei reger Teilnahme an Wettbewerben in diesen Regionen bis 1997 eine Vielzahl privater und öffentlicher Bauten. Kennzeichnend für Heinz Stillgers Architektur ist die überzeugte Orientierung an den gestalterischen Ideen des Werkbundes und des Bauhauses. Heinz Stillger war mit Leib und Seele Architekt. Mit Gründung seiner Stiftung machte er deutlich, dass er sein Leben ganz der Architektur gewidmet hat.

Die Stiftung

Die HEINZ-STILLGER-STIFTUNG ist eine rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Wiesbaden. Sie wurde 1995 gegründet und verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke.Ihr Stiftungszweck sind wissenschaftliche und künstlerische Aufgaben insbesondere auf dem Gebiet der Architektur und der handwerklichen Baukunst sowie die Förderung der beruflichen Bildung auf diesem Gebiet.Dieser wird unter anderem verwirklicht durch:

  • Die Finanzierung von Forschung und Wissenschaft auf dem Gebiet der Architektur
  • Die Unterstützung begabter und Förderungswürdiger Studierender der Architektur
  • Die Förderung und Unterstützung der Ausbildung von Handwerksmeistern
  • Die Förderung der Denkmalpflege insbesondere historischer Bauten.

> https://www.stillger-stiftung.de

Weiterführende Informationen

> 6. Tag der Forschung am Fachbereich Architektur