Der Fachbereich gratuliert!

27.10.2020

Am 20. Oktober 2020 wurde Masterabsolvent Rongjun Zhou mit dem Fachbereichspreis für die beste Masterabschlussarbeit im Sommersemester 2020 ausgezeichnet. 

Rongjun Zhou wird damit für seinen herausragenden Entwurf einer Kinder- und Jugendbibliothek in Stockholm gewürdigt. Im Rahmen der vom Fachgebiet Entwerfen und Baukonstruktion (Prof. Felix Waechter) herausgegebenen Aufgabe sollte ein Zentrum für internationale Kinder- und Jugendliteratur entworfen werden, das mit einer Vielfalt an Veranstaltungen dazu beiträgt das Lesen zu fördern.

In städtebaulich exponierter Lage und in der Nachbarschaft prächtiger historischer Gebäude sollte ein Ort bestimmt werden, der das Zusammenspiel von Wasser, Körper, Licht und Raum feiert. Die Aufgabe bildete insofern den idealen Rahmen, um das in Einzelaspekten vermittelte Wissen über Topos, Typologie, Tektonik anzuwenden. Von den elementaren Fragen der Architektur zu Raum, Struktur, Material ausgehend, ist ein sinnhaftes Ganzes zu entwickeln und sorgfältig in Maßstab, Ausdruck, Gestalt und Atmosphäre zu bearbeiten. 

Rongjun Zhou und Prof. Felix Waechter bei der Übergabe des Preises. Foto: FB15
Rongjun Zhou und Prof. Felix Waechter bei der Übergabe des Preises. Foto: FB15

Grundidee
Rongjun Zhou bezieht sich in seinem Entwurf auf die Werke der Namensgeberin der Bibliothek – Astrid Lindgren. Ihre bekannteste Figur, Pippi Langstrumpf, ist – wie es sich für eine Seeräubertochter gehört – eine begeisterte Seglerin. Zhou betrachtet das Schiff als ein Objekt, das die Träume und die Vorstellungskraft von Kindern beflügelt. Zudem liegen im Stadtzentrum von Stockholm viele Schiffe am Hafen. Von diesen Bezugspunkten ausgehend entwickelte er den Baukörper in Form eines traditionellen skandinavischen Langschiffs.

Städtebauliches Konzept
Die prägnante, sehr klare Form lässt die Bibliothek aus der Entfernung leicht, schlank und schwebend erscheinen. Durch die Hinwendung zum Wasser schwebt die Wölbung des Baukörpers über dem Meeresspiegel und zieht so die Blicke auf sich. Der eigenwillige Neubau nimmt trotz seines zeitgenössischen Erscheinungsbildes auch Elemente der umgebenden Hafenumgebung und des Langschiffs der Wikinger auf. In der Altstadt stellt der über 95 Meter lange Neubau einen Fremdkörper dar, der sich durch seine Bezüge zum historischen und morphologischen Kontext doch in sein Umfeld integrieren lässt.

Raumkonzept
Um das sichtbare Volumen der Bibliothek so klein wie möglich zu halten, ist das Gebäude in zwei Bereiche gegliedert – über dem Bodenniveau und im Untergrund. Im Untergeschoss befinden sich rund um einen versenkten kreisförmigen Platz die Werkstatt sowie Bereiche für Musik, Unterhaltung und andere Aktivitäten. Im Erdgeschoss liegt ein relativ ruhiger Lesebereich. Die Fassade im Erdgeschoss kann vollständig geöffnet werden, so dass die Benutzer*innen mit Blick auf das Meer lesen können. Herzstück der Bibliothek ist der großzügige Bereich im Obergeschoss mit unterschiedlichen Lesebereichen.

Material
Trotz seiner Größe scheint der Baukörper zu schweben, da die Fassade im Erdgeschoss transparent und zurückgesetzt ist. Mit Ausnahme der Neigung gibt es keine Differenzierung zwischen Fassade und Dach. Das räumliche Konzept, die bewusste Reduktion auf wenige Elemente und Materialien spiegeln sich auch in der Fassadengestaltung wieder: Heiß gebogene Eichenholzplatten in Keilspund- und Stülpschalung decken das gesamte Dach ab und umrahmen die Glaselemente.

Der Fachbereichspreis versteht sich als Reiseförderung. Er ist mit 1.000 Euro dotiert und verbunden mit der Aufforderung ein bei der Preisverleihung überreichtes Skizzenbuch nach Rückkehr, gefüllt mit Reiseeindrücken, an den Fachbereich zu übergeben.

Astrid-Lindgren–Bibliothek. © Rongjung Zhou

Astrid-Lindgren–Bibliothek. © Rongjung Zhou

Astrid-Lindgren–Bibliothek. © Rongjung Zhou

Astrid-Lindgren–Bibliothek. © Rongjung Zhou

Astrid-Lindgren–Bibliothek. © Rongjung Zhou

Astrid-Lindgren–Bibliothek. © Rongjung Zhou

Astrid-Lindgren–Bibliothek. © Rongjung Zhou

Astrid-Lindgren–Bibliothek. © Rongjung Zhou

Astrid-Lindgren–Bibliothek. © Rongjung Zhou

Astrid-Lindgren–Bibliothek. © Rongjung Zhou