Georg-Moller-Preis 2023

Ausstellung am Luisenplatz bis zum 9. November

17.10.2023

In Erinnerung an den bedeutenden hessischen Baumeister Georg Moller lobt die Wissenschaftsstadt Darmstadt jährlich den Moller-Preis für TU-Studierende des Fachbereichs Architektur aus. In diesem Jahr wurden Claire Hilgert, Carolin Schmitt und Johanna Straub ausgezeichnet; Anerkennungen erhielten Cora Meussling, Katinka Schmidt und Valentina Glaab.

Oberbürgermeister Hanno Benz vergab am Dienstagabend, 17. Oktober 2023, die Preise und eröffnete die Ausstellung der zum Moller-Preis eingereichten Entwürfe in der Sparkasse am Luisenplatz.

Die vom Fachgebiet Entwerfen und Baukonstruktion (Prof. Felix Waechter) herausgegebene Entwurfsaufgabe „life on stage“ sah vor, das Staatstheater Darmstadt 50 Jahre nach seiner Eröffnung als hybriden Stadtbaustein weiterzudenken, der sowohl offener Kulturort mit der Möglichkeit kultureller Teilhabe und temporärer Wohn- und Arbeitsraum für unterschiedlichste Lebenssituationen ist. Darüber hinaus sollten Gemeinschaft, Wohnumfeld und Freiräume inhaltlich und architektonisch mitgedacht werden. Gebaut werden sollte in Holz, um die Zukunftsfähigkeit des Baustoffs im urbanen Kontext zu demonstrieren.

Die Jury, der u.a. Oberbürgermeister Hanno Benz, Stadtrat Michael Kolmer, der Leiter des Stadtplanungsamts Jochen Krehbiehl, der Vorstand der Bauverein AG Armin Niedenthal und der Leiter Neubau der Bauverein AG Felix Leonhardt angehörten, würdigte die sehr große Vielfalt und den hohen Durcharbeitungsgrad der Entwürfe.

Preisträgerin: Carolin Schmitt

Respektvoll und gleichsam mutig unerschrocken erweitert Carolin Schmitt das Staatstheater Darmstadt um Bühnen zum Proben und temporäre Atelier- und Wohnräume. Durch das gekonnte Hinzufügen einer Abfolge vielschichtiger und bis ins Detail ausdifferenzierter Baukörper, entsteht eine höchst abwechslungs- und spannungsreiche Raumfolge und ein prägnanter, sinnstiftender und formgebender Ausdruck, der das Gebäude trotz der markanten Erscheinung wie selbstverständlich in den Ort und die Umgebung einschreibt.

Preisträgerin: Claire Hilgert

Der Entwurf von Claire Hilgert überzeugt durch seine Klarheit und ein hohes Maß an Durcharbeitung. Die geschickte, gestaffelte städtebauliche Setzung, mit einer ‚Werkpassage’ am Theater, geschütztem Wohnen im Gegenüber und mit direktem Blick auf die Probebühnen und das zur Heidelberger Straße orientierte ‚Schaufenster‘ mit einem angemessenem und vielfältig bespielbaren Foyer zeigen eine intensive Auseinandersetzung mit dem Ort und zeugen von einem differenzierten architektonischen Verständnis.

Die Innenräume überzeugen bis ins Detail durch eine sehr klare Typologie und sorgfältige Ausformulierung. So können drei nebeneinander liegenden Probebühnen verbunden werden, um unterschiedliche Inszenierungen und Aufführungen zu ermöglichen.

Preisträgerin: Johanna Straub

Johanna Straub ordnet, als neue Adresse für das Proben, Arbeiten und Leben, eine Baukörperkonfiguration von Bühnen und temporären Atelier- und Wohnräumen um einen großen gemeinsamen Hof. Das neue Ensemble ist wie selbstverständlich Teil des Bestands und vermittelt dennoch zur Körnigkeit der umliegenden Bebauung. Gleichsam entsteht um den Hof ein eigenes neues identifikationsstiftendes Theaterquartier. Die Setzung ist sowohl eine herausragende und durchgehend überzeugende Antwort auf die Frage nach dem ‚Weiterbauen‘ des Staatstheaters, als auch auf die städtebauliche Situation.

Die einfache Holzkonstruktion mit ihrer fein detaillierten Fassade, schafft einen Bezug zum menschlichen Maßstab und erzeugt durch eine zugleich zeitgenössisch, wie auch zeitlich ungebunden wirkende Architektursprache einen Ausdruck, der sowohl der Aufgabe, als auch dem Ort in bester Weise gerecht wird.

Anerkennung: Cora Meussling

In einem Dreiklang aus höchst eigenständigen und frei wie ‚folie-artig‘ gesetzten Baukörpern, untersucht Cora geschickt, die Überlagerungen der Typologien Probebühne und Wohnen. So profitieren die Wohnungen um einen Orchesterproberaum in der Kubatur einer Pyramide vom direktem Einblick in diesen und lassen die Wohnungen ‚ganz natürlich‘ kleiner und größer werden – wodurch eine vielfältiges Wohnraumangebot entsteht. Das Dach des ‚Shakespeare-Theaters‘ lässt sich bei gutem Wetter öffnen und lädt zum gemeinsamen Blick in den Sternenhimmel. Bei der dritten Probebühne fahren die Requisiten in den als Bühnenturm ausformulierten Innenhof der über der Bühne liegenden Wohnungen – was für ein Theater!

Cora Meussling gelingt somit in spielerischer Auseinandersetzung ein wichtiger Beitrag zu der Fragestellung wie die Nutzungen des kleinteiligen Wohnens und die der großflächigen Probebühnen nicht nur geschickt verwoben werden können, sondern wie diese sich gegenseitig bereichern können.

Anerkennung: Katinka Schmidt

Die Arbeit von Katinka Schmidt überzeugt durch eine klares und kraftvolles Konzept und einer ideenreichen Ausformulierung bis ins Detail.

Der Turm, als torartiges, städtebauliches Gegenüber, nimmt das neue temporäre Wohnen am Staatstheater auf, während die Proberäume, teils eingelassen um die nötige Kontemplation bei gleichzeitiger Einsichtigkeit zu gewährleisten, gemeinsam mit Angeboten für das Quartier, einen öffentlichen, tieferliegenden Innenhof fassen.

Die geschickte und vollends überzeugende Setzung, wird sowohl konstruktiv als auch im Ausdruck in ein zeitgenössisches Gebäude von höchster architektonischer Qualität transformiert. Mit einfacher, aber selbst- verständlicher Geste, gelingt Katinka Schmidt nicht nur ein sinnstiftender Beitrag zum komplexen Stadtgefüge, sondern vielmehr eine herausragende Antwort auf die Fragestellung des Weiterbauens und der Aufwertung der vernachlässigten Rückseite des Staatstheaters.

Anerkennung: Valentina Glaab

Der Entwurf von Valentina Glaab fügt sich städtebaulich wie selbstverständlich in die umliegende Bebauung ein und schafft dabei unprätentiös einen durch und durch seriösen Beitrag zu der Fragestellung wie das Staatstheater Darmstadt zeitgenössisch und sinnfällig erweitert und gleichzeitig die vermeintliche Rückseite neu gedacht werden kann.

Die klare Setzung in Korrespondenz zur Mollerstadt als Blockrand, bringt einen großzügigen Innenhof mit sich, der an dem durch Verkehr geprägten Standort, ein ruhiges, nach innen orientiertes Wohnen ermöglicht. Die kleingewerblichen Erdgeschossnutzungen sind ein wichtiger Beitrag dazu, den Baukörper mit dem Quartier zu verweben und gleichzeitig die Begegnung und den ‚menschlichen Maßstab‘ der Stadt zu fördern.

Im Rahmen des Georg-Moller-Preis 2023 wird eine Preissumme von insgesamt 2.600 € vergeben. Die Jury entschied einstimmig, drei gleichwertige Preise à 625 € und drei Anerkennungen à 240 € zu vergeben.

Die Arbeiten sind noch bis zum 9. November im Kunden-Center der Sparkasse Darmstadt am Luisenplatz zu sehen.

Der von der Stadt Darmstadt ausgeschriebene Georg-Moller-Preis wird für Studienarbeiten vergeben, die sich auf Darmstädter Bau- und Planungsaufgaben beziehen. Der Preis wurde 1989 erstmals verliehen. Seit 2000 wird das Preisgeld von der bauverein AG gestiftet. Der Preis soll „in schöpferischer Verknüpfung mit Theorie und Praxis die Auseinandersetzung mit realen und städtebaulichen Fragestellungen unserer Stadt fördern.“ Zudem soll laut Satzung „das fachliche Gespräch zwischen der Wissenschaftsstadt Darmstadt, der bauverein AG und der Technischen Universität belebt werden“. Der Architekt und Bauforscher Georg Moller (1784-1852) hatte als Leiter des Hessischen Staatsbauwesens mit seinen städtebaulichen Planungen die bürgerlich-klassizistische Struktur des Darmstädter Stadtgrundrisses und das Stadtbild mit wesentlichen Bauwerken maßgebend geprägt.