Fragmente
TU-Student Benedikt Benker gewinnt Ideenwettbewerb für die Neu-Präsentation der Fragmente des Thoraschreins der Synagoge am Börneplatz
30.01.2024
Die erhaltenen Fragmente des Thoraschreins der 1882 eingeweihten und am 10. November 1938 durch Brandstiftung zerstörten Synagoge am Börneplatz in Frankfurt am Main sollen 2024 anlässlich des 75. Jubiläums der Wiederbegründung der Jüdischen Gemeinde Frankfurt wieder in den synagogalen Kontext integriert werden. Die Fragmente des Schreins wurden 1987 bei Grabungen für den Neubau der Frankfurter Stadtwerke entdeckt und seitdem mehrfach im musealen Kontext gezeigt.
Die Jüdische Gemeinde Frankfurt beabsichtigt, die Fragmente wieder in die Westend-Synagoge zu integrieren. Ziel ist es, einen historischen Bezugspunkt zu schaffen, der in die Räume der heutigen Jüdischen Gemeinde integriert ist und die Verbindung zu den Rechtsvorgängergemeinden der heutigen Gemeinde herstellt.
Um dieses Vorhaben zu verwirklichen, hat die Jüdische Gemeinde Frankfurt im vergangenen Jahr einen geladenen Ideenwettbewerb ausgelobt, an dem sich ausgewählte Künstler:innen sowie Gestalter:innen beteiligen konnten. Auch Studierende des Fachgebiets Entwerfen und Baugestaltung, Prof. Wolfgang Lorch, reichten Vorschläge ein.
Aus den Einreichungen wählte die Jury den Beitrag des TU-Studenten Benedikt Benker zur Realisierung aus. Sein Entwurf „Kintsugi – Fragments of the Shrine“ greift die Idee der japanischen Methode der „Kintsugi“ (Goldverbindung) auf: Bei dieser traditionellen Methode der Keramikreparatur werden die Bruchstücke sichtbar verklebt und fehlende Teile durch einen Fugenkitt ersetzt. Als Fugenmaterial für die Fragmente des Thoraschreins schlägt Benker eigens gegossene Glassteine vor, die nach den Umrissen der Fragmente geformt sind. Die 64 Fragmente werden zwischen zwei bestehenden Stützen im vorgegebenen Raum in der Westend-Synagoge in eine vertikale Ebene gebracht. Ihre Anordnung folgt dem ursprünglichen Erscheinungsbild des Schreins und berücksichtigt auch den jeweiligen Zustand der Fragmente – einige bestehen aus Marmor, wiegen über 200 Kilogramm und weisen größere Beschädigungen auf. Das Tageslicht fällt von zwei Seiten in den vorgegebenen Raum, so dass je nach Sonnenstand unterschiedliche Licht- und Schattensituationen entstehen.
Der Entwurf soll bis November dieses Jahres realisiert werden.
Jury
- Dr. Wolfgang David, Leitender Direktor des Archäologischen Museums Frankfurt
- Marc Grünbaum, Vorstandsmitglied und Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main
- Dr. Holger Koppe als Vertreter der nach ihm benannten Stiftung
- Ester Bruzkus, Bruzkus Architekten Berlin
Über die Ausschreibung
Initiator der Ausschreibung ist die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main, Partner des Wettbewerbs ist das Archäologische Museum Frankfurt, das der Gemeinde die Fragmente zunächst als Dauerleihgabe überlässt. Langfristig wird jedoch die Restituierung der Fragmente an die Jüdische Gemeinde angestrebt.