Paul Hartmann

Paul Hartmann

(*22.04.1869 in Ludwigsburg – †11.09.1944 in Darmstadt) Lehrte an der TH Darmstadt von 1916–1934

Werdegang

Nach einem Studium der evangelischen Theologie in Tübingen (1888–1893) arbeitete Hartmann ab 1895 als Religionslehrer am Theologischen Seminar in Maulbronn. 1899 wurde er an der Universität in Tübingen zum Dr. phil. promoviert. Ab 1900 studierte er bei Georg Dehio am Kunstgeschichtlichen Institut in Straßburg. Dehio, der Hartmann sehr schätzte, dürfte ihm dann auch die Stelle als Assistent bei der Kommission für Denkmalpflege zur Inventarisierung der Kunstdenkmäler in der Rheinprovinz vermittelt haben, die er von 1902 bis 1904 innehatte. In Straßburg habilitierte sich Hartmann 1907, wurde zunächst Privatdozent und erhielt 1912 dort dann den Professorentitel, bevor er 1916 an die TH Darmstadt wechselte und den Lehrstuhl für Kunstgeschichte übernahm. Unter ihm wird das Fach Kunstgeschichte 1926/27 zwischenzeitlich der Abteilung Kultur- und Staatswissenschaften zugeordnet, auf Wunsch der Architektur 1931/32 aber wieder in deren Abteilung eingegliedert. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wird Hartmann ersucht, seinen Dienstplatz zu räumen, einer Aufforderung, der er nachkam und im Anschluss 1934 in den Ruhestand versetzt wird. Paul Hartmann starb bei der Bombardierung von Darmstadt am 11. September 1944 und mit ihm ging sein gesamter privater Nachlass verloren.

Qualifikationsschriften

Während das Thema seiner vermutlich theologischen Dissertation nicht bekannt ist, liegt mit dem 1910 publizierten Buch „Die gotische Monumentalplastik in Schwaben“ seine von der Forschung als Standardwerk eingeschätzte Habilitationsschrift in gedruckter Form vor.

Forschung

Der Schwerpunkt seiner Forschungen lag zunächst im Bereich der mittelalterlichen Plastik, so hatte er schon 1904 bei der Kunsthistorischen Ausstellung in Düsseldorf am Katalog mitgearbeitet und den Abschnitt zu den mittelalterlichen Skulpturen und Tapisserien verfasst. 1910 publizierte er zusammen mit dem Architekten und Kunsthistoriker Edmund Renard den Kunstdenkmälerband der Rheinprovinz „Die Kunstdenkmäler des Kreises Düren“, das Ergebnis seiner Tätigkeiten für die Kommission der Denkmalpflege. In Darmstadt scheint er sich dann der Erforschung der Renaissance zugewendet zu haben, sein nahezu abgeschlossenes Manuskript zu Leonardo da Vinci verbrannte bei dem schweren Bombenangriff 1944 auf Darmstadt.

Lehre an der TH Darmstadt

Hartmann führte den schon unter seinen Vorgängern etablierten in der Antike beginnenden Vorlesungszyklus fort, dehnte ihn zeitlich allerdings in die Epoche des Barock aus. Daneben bot er weitere Lehrveranstaltungen an, die sich vorwiegend mit der Malerei und Plastik der Renaissance und des Barock beschäftigten.

Rezeption

Im Vergleich zu den anderen Kunstgeschichtsprofessoren an der TH Darmstadt haben wir zu Paul Hartmann nur sehr wenige Quellen und Informationen, nicht einmal ein Porträtfoto hat sich überliefert. Seine Assistentin Ottilie Rady, die mit ihm eng zusammengearbeitet hatte, betont in ihrem Nachruf auf ihn folgendes: „Seine hohe geistige Bedeutung war für seine Studenten, mit denen er stets in naher Fühlung stand, war für die zu seinen Vorlesungen herbeiströmenden Hörer aus der Stadt unbestritten, obwohl er, der sich ständig weiterentwickelnde und im Goethischen Sinne Wandelnde, schwer zu begreifen war.“ Hartmann hat sehr wenig publiziert, war aber jahrzehntelang, von 1913 bis in die 1940er Jahre, kunst- und kulturgeschichtlicher Berater des Verlags von Walter de Gruyter, in dessen Verlagsarchiv sich über 100 Briefe Hartmanns erhalten haben.

(Christiane Salge)

Publikationsliste Paul Hartmann, PDF (wird in neuem Tab geöffnet)

Lehrveranstaltungen im Fach Kunstgeschichte, Amtszeit Hartmann 1916 – 1934 (wird in neuem Tab geöffnet)

Quellen:

Ottilie Rady: Zum Andenken an Professor Dr. Paul Hartmann, 1944 (Stadtarchiv Darmstadt); Otto Neuendorff, Repertorium der Briefe aus dem Archiv Walter de Gruyter, Berlin, New York 1999, S. 112; Melanie Hanel: Die Technische Hochschule Darmstadt im „Dritten Reich“, Dissertation, Darmstadt 2013.

Archive: Stadtarchiv Darmstadt; Universitätsarchiv der TU Darmstadt; Ottilie Rady: Zum Andenken an Professor Dr. Paul Hartmann, 1944.

Vorgänger: Wilhelm Pinder / Nachfolgerin: Ottilie Rady