Rudolf Kautzsch

Rudolf Kautzsch

(*1868 in Leipzig; †1945 in Berlin) Professor an der TH Darmstadt von 1903-1910

Werdegang

Rudolf Kautzsch wurde 1868 in Leipzig als Sohn des evangelischen Theologen Emil Kautzsch geboren, der nach Professuren in Basel und Tübingen seit 1888 den „Lehrstuhl für Altes Testament“ an der Universität Halle innehatte. Das Studium der Kunstgeschichte, Klassischen Archäologie und deutschen Philologie führte Rudolf Kautzsch über Halle, Freiburg und Berlin zurück nach Leipzig, wo er 1894 promoviert wurde. Nach einer kurzen Zeit als Assistent am Kunsthistorischen Institut der Universität Leipzig, habilitierte er sich 1896 in Halle, wo er fortan als Privatdozent lehrte. Von 1898 bis 1903 leitete er zudem das Deutsche Buchgewerbemuseum in Leipzig. 1903 folgte Rudolf Kautzsch einem Ruf als Professor an die TH Darmstadt, wo er 1907-1910 als Dekan der Abteilung Architektur amtierte. In Darmstadt wurde er außerdem zum Mitglied des hessischen Denkmalrats ernannt. 1911 wechselte er zunächst an die Universität Breslau, bevor er 1915 als Gründungsmitglied der Universität Frankfurt auftrat, wo er das Fach Kunstgeschichte einrichtete, zeitweilig das Amt des Rektors innehatte und bis zu seiner Emeritierung 1930 lehrte.

Qualifikationsschriften

Kautzsch wurde 1894 mit der Arbeit „Einleitende Erörterungen zu einer Geschichte der deutschen Handschriftenillustration im späteren Mittelalter“ in Leipzig promoviert. Bereits zwei Jahre später habilitierte er sich mit der Arbeit „Die Holzschnitte der Kölner Bibel von 1479“ in Halle.

Forschung

Mit seinen Qualifikationsschriften etablierte sich Kautzsch zunächst als Experte für mittelalterliche Buchmalerei und trug wesentlich dazu bei, das Forschungsfeld in der Kunstgeschichte stärker zu verankern. Seine Berufung an die Architekturfakultät der TH Darmstadt 1903 führte interessanterweise zu einer gänzlichen Neuausrichtung seiner Forschungen auf den Bereich der mittelalterlichen Architektur, die zeitlebens sein Forschungsschwerpunkt bleiben sollte. Bereits in seiner Darmstädter Zeit veröffentlichte Kautzsch die „Kunstdenkmäler von Wimpfen am Neckar“. Es folgten zahlreiche grundlegende Studien zu den bedeutenden mittelalterlichen Kirchen in Speyer, Worms und vor allem Mainz. Richtungsweisend wurden seine mit Ernst Neeb verfasste Baumonografie „Der Dom zu Mainz“ 1919 (erschienen in der Reihe „Kunstdenkmäler im Großherzogthum Hessen“). Weitere grundlegende Monografien legte Kautzsch zum „Dom zu Worms“ (1938) sowie zum „Romanischen Kirchenbau im Elsass“ (1944) vor. Nach seiner Emeritierung in Frankfurt erschloss Kautzsch mit der spätantiken Kapitellplastik noch ein weiteres Forschungsfeld, zu dem er eine wesentliche Monografie vorlegte („Kapitellstudien“ (1936)).

Lehre an der TH Darmstadt

In Darmstadt hielt Kautzsch pro Semester in der Regel zwei Vorlesungen zur „Allgemeinen Kunstgeschichte“, die das „Altertum“, das „Mittelalter“ und/oder die „Neuere Zeit“ behandelten. Daneben bot Kautzsch Vorlesungen und Seminare zu „Ausgewählten Kapiteln“ der Kunstgeschichte an, bei denen er sein thematisches Spektrum bis in den Barock und das 19. Jahrhundert sowie zu Werken der Malerei oder Methoden der Denkmalpflege ausweitete. Darüber hinaus unternahm Kautzsch zahlreiche Exkursionen zu Zielen in der Region (Gelnhausen, Seligenstadt, Mainz, usw.).

Rezeption / Wirkung

Mit dem Inventarband „Der Dom zu Mainz“ erarbeitete Rudolf Kautzsch (mit Ernst Neeb) eine systematische Darstellung des Kirchenbaus und seiner Baugeschichte samt seiner Ausstattung, bei der er kunsthistorische Methoden mit denen der ingenieursmäßigen Bauforschung verband. Auf diese Weise, aber auch mit seiner wissenschaftlichen Präzision und Orientierung am Befund, setzte der Band Maßstäbe für die Erforschung mittelalterlicher Baukunst. Auch mit seinen umfassenden Monografien zum Wormser Dom und zum romanischen Kirchenbau im Elsass sowie mit seinen spätantiken „Kapitellstudien“ schuf Kautzsch Standardwerke, die, wenngleich sie im Laufe der Zeit zwangsläufig so manche Korrekturen erfahren haben, noch heute eine Grundlage für die Beschäftigung mit dem jeweiligen Thema bilden. Zu Recht wird Rudolf Kautzsch daher im „Metzler-Kunsthistorikerlexikon“ zu den führenden Architekturhistorikern im Bereich des Mittelalters in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezählt, ohne dass man seine nennenswerten Leistungen zur Buchkunst daneben übersehen sollte.

(Hauke Horn)

Publikationsliste Rudolf Kautzsch, PDF (wird in neuem Tab geöffnet)

Lehrveranstaltungen im Fach Kunstgeschichte, Amtszeit Kautzsch 1903 – 1910 (wird in neuem Tab geöffnet)

Vorgänger: Johann Georg Schäfer / Nachfolger: Wilhelm Pinder