Jakob-Wilhelm-Mengler-Preise 2021 verliehen

Drei Preise und drei Anerkennungen

13.12.2021

Im Rahmen ihrer Sitzung im Oktober 2021 hat die Jury des Jakob-Wilhelm-Mengler-Preises die Preisträger*innen bestimmt.

Die Mengler-Stiftung zeichnet jedes Jahr Arbeiten aus, „die sich durch ihre Anwendungsorientiertheit, die Durchgängigkeit der Lösung bis ins letzte Detail und ein eigenes Profil in besonderem Maße auszeichnen.“ Der Jury wurden in diesem Jahr 39 Arbeiten zur Begutachtung vorgelegt. Als externe Jurymitglieder konnte der Fachbereich dieses Mal Prof. Dipl.-Ing. Thomas Grüninger, (Grüninger Architekten BDA, Darmstadt) und Dipl.-Ing. Holger Zimmer (A Z Architekten, Wiesbaden) gewinnen. Der Jury gehörten außerdem die Wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen Dr.‐Ing. Clemens Brünenberg und Dipl.-Ing. (FH) Daniela Grotz sowie die Studierenden Adriana Arensmann B.Sc.und Lena Bader B.Sc. an. Die Einführung übernahm Studiendekan Prof. Felix Waechter.

Die Jury vergab drei Preise und drei Anerkennungen.

Die Preise

Jonas Hartwig für den Entwurf „Konsumfreie Zone“

Der Beitrag von Jonas Hartwig überzeugt durch eine klar strukturierte städtebauliche Setzung, die sich selbstverständlich in den Bestand der Göttinger Altstadt eingliedert.

Im Zusammenspiel mit den angrenzenden Bestandsgebäuden wird das Blockinnere über vier Baukörper neu strukturiert und es entstehen drei Höfe mit unterschiedlichen Öffentlichkeitsgraden.Dabei wird das dem Entwurf zugrundeliegende Raster gekonnt als gestalterisches Element eingesetzt und generiert zugleich gemeinschaftlich nutzbare Flächen. Die beeindruckende Varianz der angebotenen Wohnungstypologien, verknüpft mit zahlreichen kulturellen und sozialen Angeboten,verspricht ein durchmischtes und inkludiertes Quartier im innerstädtischen Bereich. Für die Thematik des Wohnens in der Innenstadt wird eine zukunftsfähige Antwort mit vielfältigen räumlichen und funktionalen Qualitäten gegeben. Die gestalterische Sicherheit des Entwerfers zeigt sich im Besonderen in der klaren graphischen Darstellung, der sorgfältigen Durcharbeitung bis ins Detail sowie der Angemessenheit des gewählten Materials und zeichnet den Entwurf in besonderem Maße aus.

Der Entwurf von Jonas Hartwig entstand im Wintersemester 2020/21 am Fachgebiet Entwerfen und Gebäudetypologie, Prof. Dipl.-Ing. Elke Reichel.

Lisa Böttiger für den Entwurf „„Erinnerungslücke“

Die Arbeit von Lisa Böttiger stellt eine beeindruckende analytische und konzeptionelle Leistung dar,von der eine Komposition aus vier kleinen, sensiblen Eingriffen in die vorhandene Parkanlage zeugt.Jeder dieser Eingriffe ist Teil einer großen gemeinsamen Erzählung und weist gleichzeitig inhaltliche,formale, räumliche und funktionale Eigenständigkeit auf. Ermöglicht wird dies durch die Kohärenz der Arbeit von der Analyse des Ortes, über die Verortung der einzelnen Eingriffe und deren Ausarbeitung bis ins Detail der Konstruktion und Materialität. Dieselbe Durchgängigkeit und herausragende Qualität zeigen auch die zeichnerischen Darstellungen, Visualisierungen und Modelle.Bemerkenswert und überzeugend werden Spuren der vielschichtigen Geschichte des Ortes in Lisa Böttigers Arbeit aufgegriffen, adaptiert oder transformiert und in die Gegenwart übersetzt, dabei jedoch nicht festgeschrieben, sondern der individuellen Aneignung und Fortschreibung zugänglich gemacht.

Der Entwurf „Erinnerungslücke“ von Lisa Böttiger entstand im Sommersemester 2021 am Fachgebiet Entwerfen und Raumgestaltung, Prof. i.V. Dr.-Ing. Britta Fritze.

Julia Kemkemer, Johanna Mekus und Alexander Kullack für den Entwurf „Zukunft Wohnen“

Das Entwurfsprojekt von Julia Kemkemer, Johanna Mekus und Alexander Kullack behandelt ein brandaktuelles Thema: Die Krise der Innenstädte infolge des Onlinehandels und der Covid-19Pandemie. Die Studierenden haben sich zunächst forschend dem Thema genähert, eine Zukunftsthese entwickelt und im Anschluss ihre Entwurfsidee anhand der Frankfurter Innenstadt – vom Eurotower bis zum Karstadt-Komplex an der Zeil – erarbeitet und umgesetzt.

Die Arbeit beeindruckt durch ihre tiefe inhaltliche Dichte und ihre umfangreiche Auseinandersetzung der aktuellen städtebaulichen Situation sowie verschiedener Gebäudetypen, die in ihrer ursprünglichen Nutzung weit vom Wohnen entfernt sind. Die gesamte Arbeit ist komplex, jedoch nachvollziehbar und einem stringenten Konzept folgend. Durch die Umgestaltung des öffentlichen Raumes zum „Urban Jungle“ wird geschickt auf stadtklimatische Belange reagiert und die soziale Interaktion der Nutzer*innen zeitgleich gefördert. Die Umnutzung markanter Bestandsgebäude wie dem Eurotower oder das Karstadt-Areal gelingt durch minimale bauliche Eingriffe oder punktuelleNachverdichtung an notwendigen und möglichen Stellen. Das Wohnen in zukünftigen und neu gedachten Innenstädten wird sehr gut vorstellbar. Es entsteht ein spannendes und durchdachtes Gesamtgefüge, was durch die gewählte Darstellung und den hohen Detaillierungsgrad überzeugend vermittelt wird.

Der Entwurf „Zukunft Wohnen“ von Julia Kemkemer, Johanna Mekus und Alexander Kullack entstand im Wintersemester 2020/21 am Fachgebiet Entwerfen und Städtebau, Prof. i.V. Verena Schmidt.

Die Anerkennungen

Paul Oechsner für „WohnProduktion Karlsruhe“

Der Entwurf von Paul Oechsner thematisiert den Umbau einer ehemaligen Maschinenhalle aus demJahr 1912 auf dem Fabrikareal Seebold der Badischen Maschinenfabrik in Karlsruhe-Durlach. Das Konzept beinhaltet die Verknüpfung des Produktionsbetriebs einer Industriebäckerei mit einem gemeinschaftlichen Wohnkonzept.

Die „WohnProduktion“ stellt einen hervorragenden Beitrag zu aktuellen architektonischen und gesellschaftlichen Herausforderungen wie z.B. der Weiterentwicklung/ Transformation bestehender Bausubstanz, des kreativen Miteinanders unterschiedlicher Funktionen und Typologien, derEntwicklung neuer, gemeinschaftlicher Wohnformen sowie der nachhaltigen und synergetischen Nutzung von Energieströmen dar.

Die Vielzahl der Entwurfsinhalte wird in überzeugender Weise miteinander verknüpft und einausgesprochen prägnantes Erscheinungsbild entwickelt, welches zudem professionell dargestellt und präsentiert wird. Die Arbeit wird daher einstimmig mit einer Anerkennung gewürdigt.

Der Entwurf „WohnProduktion Karlsruhe“ entstand im Wintersemester 2020/21am Fachgebiet Entwerfen und Wohnungsbau, Prof. Dipl.-Ing. Johannes Ernst.

Philipp Schmitz für den Entwurf „Gutenberg Museum“

Der Entwurf ist ein sehr wertvoller Beitrag zum Thema „Gutenberg Museum“ in Mainz.Beeindruckend konsequent nutzt der Entwurfsverfasser die Buchdruckletter immer wieder alsKonzept und Motiv der einzelnen Bearbeitungsstufen. Sowohl in der Fassaden- als auch in der Innenraumgestaltung werden die Letter und die Typografie immer wieder als gestalterisches Mittel dezent zitiert. Hierdurch gelingt es dem Verfasser, den Baukörper zu gliedern und maßstäblich in denstädtebaulichen Kontext zu integrieren. Es macht Spaß, die Arbeit tiefergehend zu studieren.Ein Entwurf, der durch seine Inhalte und Präsentation in einem Realisierungswettbewerb sehr große Chancen auf einen vorderen Rang hätte.

Der Entwurf „Gutenberg Museum“ von Philipp Schmitz entstand im Sommersemester 2021 am Fachgebiet Entwerfen und Baugestaltung, Prof. Dipl.-Ing. Wolfgang Lorch.

Eva Birnstiel für den Entwurf „BesucherZentrumHellerau“

Die Arbeit von Eva Birnstiel ist eine höchst gelungene Auseinandersetzung mit dem Thema Erinnerungskultur. Sie formt den Negativraum eines imaginär konstruierten Dorfplatzes mit Häusern Heinrich Tessenows und Hermann Muthesius‘ um in einen neuen Ausstellungsraum, der somit dezidiert auf den Kontext und die spezifischen Eigenheiten der Siedlung Hellerau eingeht. Durch die versetzte Montage entsteht ein spannungsgeladenes Wechselspiel zwischen Masse und Raum, das die Besucherschaft mal innen, mal außen wähnt. Somit findet Eva Birnstiel eine in höchstem Maße eigenständige Position zu den Themen Besucherzentrum, Erinnerung, Identität und Metapher, die sie gekonnt miteinander verwebt und zu einem überzeugenden Raumkörper entwirft.

Der Entwurf „BesucherZentrumHellerau“ von Eva Birnstiel entstand im Sommersemester 2021 am Fachgebiet Entwerfen und Raumgestaltung, Prof. i.V. Dr.-Ing. Tom Schoper.

Der Jakob-Wilhelm-Mengler-Preis

Der nach dem bekannten Darmstädter Bauunternehmer Jakob Wilhelm Mengler benannte Preis wird seit 1994 jährlich an Studierende des Fachbereichs Architektur vergeben.

Prämiert werden Arbeiten, die sich durch ihre Anwendungsorientiertheit, die Durchgängigkeit der Lösung bis ins letzte Detail und ein eigenes Profil in besonderem Maße auszeichnen.

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