Eines der außergewöhnlichsten Projekte der jüngeren Vergangenheit

Deutscher Städtebaupreis 2023 geht an das Werksviertel in München

12.06.2023

Der wichtigste bundesweite Wettbewerb für zukunftsweisende Planungs- und Stadtbaukultur geht an das Projekt Werksviertel in München. Der Fachbereich gratuliert Johannes Ernst und seinem Büro „steidle architekten“, das den Masterplan sowie mehrere Hochbauten für das neue Quartier entworfen hat.

Johannes Ernst vertrat ab dem Winter 2019/20 für zwei Jahre die Professur für Entwerfen und Wohnungsbau. Die Preisverleihung fand am 26. Mai 2023 in der Berliner Akademie der Künste statt.

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Mit dem Städtebaupreis der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) und der Wüstenrot Stiftung werden Projekte prämiert, die sich durch nachhaltige und innovative Beiträge zur Stadtbaukultur auszeichnen. Dabei sollen die Projekte den aktuellen Anforderungen an zeitgemäße Lebensformen ebenso Rechnung tragen wie den Herausforderungen an die Gestaltung des öffentlichen Raums, dem sparsamen Ressourcenverbrauch sowie den Verpflichtungen gegenüber der Orts- und Stadtbildpflege. Aus 50 Bewerbungen für den Städtbaupreis entschied sich die interdisziplinär zusammengesetzte Jury für das Werksviertel in München.

Das Werksviertel Mitte auf dem ehemaligen Pfanni­ Gelände steht für einen bisher beispiellosen Ansatz, auf Grundlage des Bestands ein buntes Nebenein­ander unterschiedlicher Nutzungen zu generieren. Die Entwicklung erfolgte über eine Reihe von Zwischennutzungen, zum großen Teil in Form von provisorischen Bauten in gestapelten Containern. Diese bilden weiterhin einen spannenden Kontrast zu den sukzessive sanierten, durch Neubau ergänzten Gebäuden. Sogar für die sehr spezifischen, technischen Bauwerke mit vorhergehender industrieller Nutzung konnte eine Nachnutzung ermöglicht werden. So birgt etwa das alte Kartoffelsilo eine Kletterhalle und ist gleich­zeitig die statische Grundlage für ein Hostel und ein darüberliegendes Hotel im Hochhaus. Eine mehrzügige Grundschule rundet das Nutzungsangebot ab. Eine Durchwegung bindet das Areal in die umgebende Bebauung ein, attraktive Freiräume waren ein zentrales Ziel der Masterplanung. An den Rändern hat sich eine eher konventionelle Büro­- und Dienstleistungsstruktur mit qualitätvollen öffentlichen Räumen entwickelt.

Es ist ein einzigartiges Stadtgefüge mit einer hohen Identität entstanden. Möglich ist diese besondere Entwicklung durch das Engagement des Grundstückseigentümers, der sich eher als ein „Betreiber“ des Areals versteht und dem Projekt immer wieder durch eigen­sinnige Detailideen eine hohe Individualität verleiht. Seien es die Schafe auf dem Dach von Werk 3, sei es die Kolonie der Blattschneidemeisen, die den mühsamen Treppenaufstieg ins 4. OG spannender machen, die Platzierung zweier Almhütten im Gelände oder der selbst entworfene Paternoster, der es auch Menschen mit Behinderung ermöglicht, einen Laden zur 24h­Versorgung zu betreiben. Viele liebevolle Details machen das Werksviertel Mitte zu einem der außer­gewöhnlichsten Projekte der jüngeren Vergangenheit.

Entwurfsverfasser/in / Gesamtplanung

  • Stadtplanung, Architektur: steidle architekten Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH
  • Landschafts­architektur: JÜHLING & KÖPPEL Landschaftsarchitekten GmbH, WGF Nürnberg GbR
  • Landeshauptstadt München, Referat für Stadtplanung und Bauordnung

Sämtliche Ergebnisse des Wettbewerbes sind unter www.staedtebaupreis.de zu finden.