Jakob-Wilhelm-Mengler-Preise 2023 verliehen

27.11.2023

Im Rahmen der Eröffnung der Sichten-Ausstellung am 20. November 2023 wurden die Preisträger:innen des Jakob-Wilhelm-Mengler-Preises ausgezeichnet.

Die Mengler-Stiftung zeichnet jedes Jahr Arbeiten aus, „die sich durch ihre Anwendungsorientiertheit, die Durchgängigkeit der Lösung bis ins letzte Detail und ein eigenes Profil in besonderem Maße auszeichnen.“ Der Jury wurden in diesem Jahr 35 Arbeiten zur Begutachtung vorgelegt. Als externe Jurymitglieder konnte der Fachbereich dieses Mal Dipl. Ing. Arch. Marlène Witry (Schürrmann + Witry Architekten, Stuttgart) und Prof. Dipl.-Ing. Architekt Ulrich Hamann (Hochschule Kaiserslautern) gewinnen. Der Jury gehörten außerdem die Wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen Dr.‐Ing. Clemens Brünenberg und Dipl.-Ing. (FH) Daniela Grotz sowie die Studierenden Helene Stüben B.Sc. und Malte Spalink B.Sc. an. Die Einführung übernahm Studiendekan Prof. Felix Waechter.

Die Jury vergab drei Preise und zwei Anerkennungen.

Die Preise

Fabian Bachmann für den Entwurf „Zauberberg“

Die Arbeit Fabian Bachmanns besticht durch die Klarheit des Konzepts, Ruhe und Stärke der Form sowie exzellente Ausarbeitung in Plan und Modell.

Die intelligente Struktur sitzt als Raumfachwerk auf wenigen monolithischen Fußpunkten. Positioniert auf einem Berggrat reagiert der schmale Baukörper subtil auf die Landschaftsform der Bergwelt. Die Absenkung des schützenden Daches setzt einen spannenden Akzent als Auftakt und Eingang des Sanatoriums. Trotz des strengen Rhythmus des Grundriss zeigt Fabian Bachmann eine spielerische Varianz der Innenraumgestaltung und kreiert einen atmosphärischen Kontrast von gemeinschaftlichen Bereichen und privaten Rückzugsraum.

Der Entwurf entstand im Wintersemester 2022/23 am Fachgebiet Entwerfen und Baukonstruktion, Prof. Dipl.-Ing. M. Arch. Felix Waechter.

Carla Joraschky, Larissa Quanz und Hannah Zimmermann für den Entwurf „Go with the flow“

Die ausgezeichnete Arbeit „Go with the Flow“ überzeugt durch eine klare Haltung und eine durchgängig hohe Qualität auf den Ebenen Konzept, Durcharbeitung und Darstellung.
Die gewählten Maßnahmen bestätigen die formulierten Absichtserklärungen und die Ernsthaftigkeit der Planungen – während eine verspielte und doch präzise grafische Sprache Charakter und Atmosphäre transportiert.
Nicht zuletzt besticht die Arbeit von Carla Jorschky, Larissa Quanz und Hannah Zimmermann so durch eine von „Vorne bis Hinten“ logische und nachvollziehbare Erzählung, der es Spaß macht zu folgen.

Der Entwurf entstand am Fachgebiet Entwerfen und Stadtplanung, Prof. Dr.-Ing. Martin Knöll.

Monja Kulla für den Entwurf „Depot Nouveau“

Die Entwurfsaufgabe von „Depot Nouveau“ sah vor, ein innerstädtisches Parkhaus in Darmstadt umzunutzen. Funktional sollte das Gebäude nun einen Ort beherbergen, der besondere Gegenstände oder Techniken speichern, archivieren und ausstellen kann. Die Preisträgerin wählte dafür ein zunächst sehr ungewöhnliches Thema: Eine Algenfarm.
Durch klare Zuordnungen von Zonen, neuen Räumen und neuen Elementen wie die das Gebäude durchziehenden und bekrönenden Glasrohren schafft Frau Kulla einen innovativen und gelungenen Beitrag zur Konversion leerstehender Parkhäuser. Die Gebäudestruktur wird clever für die Kreislaufproduktion der Algen von der Zucht bis zum Endprodukt genutzt – inklusive eines durchdachten Energiekonzeptes. Die Algenproduktionsbereiche fungieren gleichzeitig als Ausstellungsgegenstand wie räumliches Trennelement zwischen öffentlich und nicht öffentlich zugänglichen Bereichen. Der Entwurf besticht durch seine gelungene Inszenierung des gewählten Themas und den dadurch entstehenden Angebotsmehrwert für die Darmstädter Innenstadt.

Der Entwurf entstand im Wintersemester 2022/23 am Fachgebiet Entwerfen und Gebäudetypologie, Prof. Dipl.-Ing. Elke Reichel.

Anerkennungen

Friedrich von Bieberstein für den Entwurf „Pisé-Haus“

Die Arbeit von Friedrich von Bieberstein besticht durch Ihre Einfachheit –sowohl im Städtebau mit der Setzung drei einzelner Baukörper, als auch in der technischen Ausformulierung der Stampflehmkonstruktion.
Das vorgegebene Baufeld des König-Konrad Platz am Rand der Kleinstadt von Weilburg an der Lahn zeichnet sich durch eine grosse, leere Freifläche aus. Obwohl sich der Platz an prominenter Lage zwischen dem Landtor, den terrassenartig angelegten Barockgärten und der Bundesstrasse befindet, scheint der Raum unternutzt. Die vorgeschlagenen, monolithischen Baukörper schaffen eine differenzierte Platzabfolge und gliedern sich nahezu selbstverständlich in die umliegende Bebauung ein.
Das Programm sieht neben einer Herberge, einer Werkstatt und einem Restaurant auch ein Forum vor, in welchem über die Lehmbautradition der Kleinstadt informiert werden soll. Während sich die Funktionen von Herberge und Restaurant eher zurücknehmen und die Reihe der strassenbegleitenden Bestandsbebauung fortschreiben, wird das Forum mit Werkstatt relativ zentral auf dem Platz verortet und markiert eine klare Adresse für die Öffentlichkeit. Auch im Ausdruck wird hier unterschieden: während das Forum die Lehmbaueise freistellt und die Dämmung über eine zweischalige Lehmwand löst, werden die anderen zwei Baukörper aussen gedämmt und verputzt. Insgesamt entsteht ein städtebauliches Ensemble, welches man sich gut an diesem Ort vorstellen kann.
Die Eingangsräume der drei Bauten gut verortet und weisen im Inneren grosse doppelgeschossige Räume mit einer geschwungenen Lehmwand auf. Auch wenn hier eine Differenzierung bei den drei Baukörpern denkbar gewesen wäre, besticht der Raum durch seinen Wiedererkennungswert und seine Grosszügigkeit.

Der Entwurf entstand im Sommerersemester 2022 am Fachgebiet Entwerfen und Industrielle Methoden der Hochbaukonstruktion, Prof. i.V. Dipl.-Ing. Florian Latsch.

Rebecca Stein für den Entwurf „Unabreißbar / Base Production“

Rebecca Stein Steins Arbeit zur Umnutzung eines U-Boot-Bunkers in Bordeaux zeigt einen visionären Lösungsansatz für die (Re-)Integration eines blinden Flecks in das Gewebe der Stadt. Die Themen Mobilität und Materialkreisläufe bilden den Ausgangspunkt ihrer Interpretation der Produktiven Stadt. Überzeugend werden in dieser Arbeit die bestehenden problematischen baulichen Gegebenheiten umgedeutet: räumlich und formal wird auf dem Bunkerdach eine Gegenwelt zur maßstabslosen Basis des Bunkers geschaffen, zugleich wird aus den Spezifika des Bestands ein neues Nutzungskonzept entwickelt, welches beide Sphären zu einer funktionalen Einheit werden lässt.
Mit gestalterischer Sicherheit wird der Kontrast zwischen der schweren, massiven Basis und der leichten, gar spielerisch wandelbaren Struktur darauf in den Zeichnungen und im Modell herausgearbeitet.

Der Entwurf entstand im Wintersemester 2022/23 am Fachgebiet Entwerfen und Raumgestaltung, Prof. Dipl.-Ing. ETH Johanna Meyer-Grohbrügge.

Der Jakob-Wilhelm-Mengler-Preis

Der nach dem bekannten Darmstädter Bauunternehmer Jakob Wilhelm Mengler benannte Preis wird seit 1994 jährlich an Studierende des Fachbereichs Architektur vergeben.

Prämiert werden Arbeiten, die sich durch ihre Anwendungsorientiertheit, die Durchgängigkeit der Lösung bis ins letzte Detail und ein eigenes Profil in besonderem Maße auszeichnen.

Mehr erfahren