Kurzbiographie
1921–1926 Studium der Architektur an der Technischen Hochschule Darmstadt
1921 Beitritt zum Deutschnationalen Jugendbund
1929 Dissertation zum Thema „Straße, Platz und Hauptbau: Ihre gegenseitigen ästhetischen Beziehungen“ an der TH Darmstadt
1926–1932 Assistent an der TH Darmstadt (u.a. bei Karl Roth)
1930 Habilitation, danach Privatdozent für Städtebau an der TH Darmstadt
1932-1933 Vertretung des ordentlichen Professors Baukunst V (TH Darmstadt)
1933 Privatdozent für Städtebau (TH Darmstadt)
1933 Beitritt zur NSDAP und SA
1933 verantwortlich für die sog. „Lieser-Affäre“: Mit Unterstützung der nationalsozialistischen Studierenden der Architekturabteilung und des NS-Studentenbundes versuchte Lieser, die Berufung von Karl Gruber zum April 1933 zu verhindern. Lieser verfasste für die Gauleitung der NSDAP eine Denkschrift über den Lehrkörper der Architekturabteilung, u. a. griff er die Professoren Karl Gruber, Paul Meissner, Ludwig Wagner-Speyer, Augusto Varnesi und Paul Hartmann, sehr scharf politisch und persönlich an. Der Hochschulsenat der Technischen Hochschule Darmstadt entzog Lieser daraufhin die Lehrbefugnis, beantragte seine Entlassung und schloss die Hochschule. Lieser konnte sich jedoch auf die Unterstützung des Gauleiters Jakob Sprenger und des NS-Studentenbundes verlassen und in kürzester Zeit sah sich der Senat der Technischen Hochschule Darmstadt gezwungen, die Maßnahmen gegen Lieser wieder rückgängig zu machen.
1934 Privatdozent wie zuvor; Lehrauftrag Einführung in die Gestaltung einfacher Bauten für Architekten und Hochbaukonstruktionen für Bauingenieure (TH Darmstadt)
1934 außerordentlicher Professor Städtebau
1934 Kanzler der Technischen Hochschule Darmstadt
1934 Führer der Dozentenschaft (TH Darmstadt)
1935 Mitglied des Denkmalrats
1935–1937 Prorektor (TH Darmstadt)
1935-1938 Denkmalpfleger Provinz Oberhessen
1936 Landesleiter Hessen-Nassau der Reichskammer für bildende Künste
1937 ordentlicher Professor wie zuvor (TH Darmstadt)
1937–1944 Rektor (TH Darmstadt)
1944 Aufnahme in die vom Ministerium von Joseph Goebbels geführten „Gottbegnadeten-Liste“ (Liste der für das NS-Regime wichtig erscheinenden deutschen Künstler)
1945 Entlassung vom Staatsdienst
1948 Einstufung als „Mitläufer“ im Entnazifizierungsverfahren
ab 1948 Arbeit als freier Architekt
1990 gestorben in Darmstadt
Werkauswahl
1929 Rathaus in Ober-Ramstadt
1938–1939 Neubau des Instituts für Cellulosechemie (Vierjahresplaninstitut) der Technischen Hochschule Darmstadt, Alexanderstraße 10
1938–1942 Neubau des Eduard-Zintl-Instituts der Technischen Hochschule Darmstadt (heute: Piloty-Gebäude), Hochschulstraße 10
1959–1961 Henninger Turm, Frankfurt a. M.
Publikationen
Karl Lieser, Straße, Platz und Hauptbau: ihre gegenseitigen ästhetischen Beziehungen, Heidelberg 1929
Laetitia Rausch
Technische Hochschule Darmstadt, Personal- und Vorlesungsverzeichnis (1930–1945).
Michael Grüttner: Studenten im Dritten Reich, Paderborn 1995.
Melanie Hanel: Normalität unter Ausnahmebedingungen: die TH Darmstadt im Nationalsozialismus, Darmstadt 2014.
Schriften der hessischen Hochschulen. Technische Hochschule Darmstadt: Rektoratsübergabe am 17. Dezember 1937.
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Lieser (abgerufen am 22.04.2024).
https://dfg-vk-darmstadt.de/Lexikon_Auflage_2/LieserKarlEmil.htm#:~:text=Lieser%20studierte%20von%201921%20bis,1930%20an%20der%20THD%20habilitiert. (abgerufen am 07.05.2024).
Bundesarchiv R 55/20252, Gottbegnadetenliste, online unter: https://invenio.bundesarchiv.de/invenio/direktlink/63e49426-8455-4934-9191-09800a5a0b61/ (abgerufen am 27.05.2024).
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/rsrec/sn/bio/register/person/entry/lieser,+wilhelm.

Karl Lieser, Rathaus in Ober-Ramstadt, 1929 (Repro aus: (Repro aus: Wilhelm Schlinck (Hrsg.) Hundert Jahre Technische Hochschule Darmstadt 1836 bis 1936 – Ein Bild ihres Werdens und Wirkens, Darmstadt 1936).

Entwurfsaufgabe bei dem Dozenten Karl Lieser, „Einführung in die Gestaltung einfacher Bauten. Am einräumigen Bau werden die Elemente des Raumes: Fußboden, Wand und Decke in ihren gegenseitigen Beziehungen klar gemacht. Es folgen mehrräumige Bauten, als Überleitung zum Städtebau“, vor 1935 (Repro aus: Wilhelm Schlinck (Hrsg.) Hundert Jahre Technische Hochschule Darmstadt 1836 bis 1936– Ein Bild ihres Werdens und Wirkens, Darmstadt 1936).