Kurzbiographie
1890 als jüngste von zwei Töchtern in Darmstadt geboren
1917 nach der Ausbildung im Bereich Hauswirtschaft 1915, begann sie ihr Studium der Kunstgeschichte, Klassischen Archäologie und geschichtlichen Hilfswissenschaften zunächst ein Semester an der TH Darmstadt, dann in Bonn
1922 die Beendung des Studiums bei Rudolf Kautzsch in Frankfurt am Main mit einer Promotion
1922 bis 1937 Kunstgeschichte Assistentin bei Professor Paul Hartmann an der TH Darmstadt (Betreuung der großen Kunsthistorischen Lehrdiasammlungen)
1929 Habilitation an der TH Darmstadt, damit die erste habilitierte Kunsthistorikerin in Deutschland
seit dem WiSe 1929/30 – hat in jedem Semester eine Vorlesung gehaltet (Themen: die deutsche, französische und englische Malerei und Plastik des 19. Jh. und Berühmte Kunststätten)
1934 bis 1938, außerordentliche und außenplanmäßige Professorin (Fach Kunstgeschichte)
ab 1937 arbeitete sie in Berlin an dem „Institut für wissenschaftliche Projection“ von Dr. Franz Stoedtner
1946 übernahm sie die Leitung des Instituts und übersiedelte es 1948 nach Düsseldorf, wo sie die Geschäfte bis 1958 weiterführte
1959 heiratete sie den Maler und Holzschneider Carl Thiemann und siedelte nach Dachau über, wo sie bis zu ihrem Tod 1987 lebte und arbeitete
sie nimmt einen wichtigen Platz in der kunsthistorischen Wissenschaftsgeschichte ein, zugleich zeigt ihre bislang nicht bekannte Mitläuferschaft während des Nationalsozialismus, dass noch mehr Forschungsbedarf zur ambivalenten Rolle von Frauen in Frauenbewegung, Politik und Wissenschaft besteht
am 24. April 2002 wurde in Arheilgen, einem Stadtteil von Darmstadt, ein Weg nach Ottilie Rady benannt
Publikationen
Ottilie Rady: Das Künstlerfest von 1852 auf dem Auerbacher Schloss, Frankfurt am Main 1926.
Ottilie Rady: Johann Baptist Scholl d.J., ein hessischer Bildhauer, Zeichner und Maler der Spätromantik, Darmstadt: Eduard Roether Verlag 1965 (= Habilitationsschrift).
Ottilie Rady: Das Carl–Thiemann–Haus: Ein Künstlerhaus zu Dachau Hermann–Stockmann–Strasse 20, Dachau: Steigenberger 1972.
Ottilie Rady: Das weltliche Kostüm von 1250–1410: nach Ausweis der figürlichen Grabsteine immittelrheinischen Gebiet (= Dissertation an der Universität Frankfurt am Main 1922), Dachau:Bayerland 1976.
Ottilie Thiemann-Stoedtner: Carl Thiemann: Der Mensch – der Künstler, Dachau: BayerlandSteigenberger 1978.
Artikel in der Dachauer Zeitschrift Amperland: u.a. – Dachau, Ort der Künstler, 4 (1968); Ein Haus in Dachau aus der Zeit des Jugendstils, 5 (1969); Der Dachauer Maler Richard Graef, 10 (1974).
Majda Kostreba
Christiane Salge: Ottilie Rady, 150 Jahre Kunstgeschichte an der TU Darmstadt, in: Lisa Beißwanger/Alexandra Karentzos/Christiane Salge (Hg.): Zwischen Enklave und Vernetzung: Kunstgeschichte an der Polytechnischen Schule, der TH und der TU Darmstadt, Heidelberg 2022, S. 111–144, 265–301.
https://books.ub.uni-heidelberg.de//arthistoricum/catalog/book/890/chapter/.
Verena Krippner: Zwischen Frauenbewegung und Faschismus, in: KulturGut – Aus der Forschung des Germanischen Nationalmuseums, Heft 78 (III Quartal 2023), S. 5–10.