Produktives (Stadt)quartier Gutleuthafen
Masterthesis Winter 2022/23

Hrsg. vom Fachgebiet Entwerfen und Stadtplanung (Prof. Dr. Martin Knöll)

Vor dem Hintergrund sich wandelnder Rahmenbedingungen und der Forderung nach einer nachhaltigen Stadtplanung mit einer stärkeren Durchmischung rückt das Leitbild der „Produktiven Stadt“ zunehmend in den Fokus aktueller Diskussionen. Neue Produktionsweisen, zunehmende Digitalisierung und Automatisierung u.a. eröffnen neue Möglichkeiten kleinteilige Nutzungsmischung in den städtischen Raum zu integrieren. Aber auch aktuelle globale Krisen (Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Klimakrise) führen uns das Erfordernis einer Transformation vor Augen.

In der Auseinandersetzung mit aktuellen ökonomischen, ökologischen und sozialen Trends entwickeln die Studierenden Visionen und alternative städtebauliche Strukturen für ein neues integriertes und zukunftsweisendes produktives Quartier.

Hierbei sollen für die Transformation des durch Gewerbe geprägten Gutleuthafens in Frankfurt nachhaltige Konzepte entwickelt werden, die sowohl die ganz eigene Identität vor Ort berücksichtigen, als auch innovative Konzepte für ein vielfältiges, produktives, urbanes und dennoch grünes und klimagerechtes Quartier hervorbringen.

ARCHIPEL 2050 – Zusammenkommen im Gutleut‘

Der Frankfurter Stadtteil Gutleutviertel ist geprägt von seiner industriellen Vergangenheit und den gegenwärtigen gesellschaftlichen und sozialen Herausforderungen, wie der Corona-Pandemie, und den daraus resultierenden Unsicherheiten und Entfremdung der großstädtischen Bevölkerung. Ausgang des Entwurfs ist eine behutsame, subjektive Betrachtung mittels der eigens entwickelten Analysemethode „atmosphärischen Vignetten“ in Bild, Video und Audio.

Das Viertel erfährt eine räumlich und soziale (ideelle) Trennung vom Rest Frankfurts. Im Viertel selbst haben sich durch die gewerblichen und industriellen Nutzungen verschiedene städtebauliche und architektonische Typologien herausgebildet. Die typologisch geprägten Bereiche werden als voneinander losgelöste Inseln, mit spezifischen Insel-Akteur:innen verstanden.

Der Entwurf zielt darauf ab, den markanten Charakter der Typologie-Inseln zu schärfen und diese sowohl auf räumlicher „Hardware“ Ebene sowie initiierender, kommunikativ-planerischen „Software“ Ebene zu betrachten. Dies wird in zwei Handlungsfeldern umgesetzt: Identifikation und Koordination.

Das Gutleutviertel soll als Archipel in sich selbst ein diverser Ort, geprägt von seinen "Inseln“, bleiben, welcher jedoch als produktive Inselgruppe untereinander und mit seiner Umgebung vernetzt ist. Die zuvor losgelösten Inseln bilden so einen Archipel aus. Sie kommen zu einem produktiven, resilienten Stadtteil zusammen, der sich durch konstanten Austausch weiterentwickelt. Es ist ein vielseitiger Raum, der sich aus kontrastreichen architektonischen und städtebaulichen Bestandteilen zusammensetzt. Diese bilden ein heterogenes Gefüge, was verschiedene Experimentierfelder, Nutzungen und Akteur:innen vereint.

Die Arbeit wurde mit dem WA-Förderpreis ausgezeichnet.

Hidden Places

In zentraler Lage und trotzdem versteckt befindet sich das Entwurfsgebiet im #Gutleutviertel in #Frankfurt. Und genauso versteckt sind auch einige Orte in dem Gebiet – die #HiddenPlaces. Mit diesem Projekt, soll darauf aufmerksam gemacht werden, sensibler mit dem Bestand umzugehen. Das Gutleutviertel soll hierbei zum Impulsgeber für andere innerstädtische Entwicklungen werden.

Eine #produktiveStadt funktioniert nur durch die aktive Mitgestaltung und Mitarbeit der Menschen und kann nicht allein durch räumliche und bauliche Maßnahmen erreicht werden. Vor allem auf den städtischen Flächen direkt am Main müssen deswegen quartiersrelevante und allgemeinnützige Flächen entstehen. Um Flächen zu aktivieren und Potentiale zu nutzen, schlagen wir punktuelle Eingriffe, Umnutzungen, Nachverdichtung und Sharing Konzepte vor. Diese helfen der Integration bestehender Minderheiten, fördern einen interkulturellen und generationsübergreifenden Austausch und bieten Raum zur Entfaltung, Innovation und Wachstum. Es braucht sowohl Orte des Schaffens, der Kommunikation und der Aneignung sowie neutrale Vermittler und Rückzugsmöglichkeiten.

Das alte Hafengelände soll mit Hilfe eines integrativen Prozesses zu einem Aushängeschild für das Quartier werden. Der Ort dient als Magnet des Viertels und bildet ein neues Highlight entlang des verlängerten Mainuferweges.

Die aktuelle Brachfläche bietet Raum für einen Neubau ganz im Sinne der produktiven Stadt. Hier können neue Typologien und Flächenverteilungen getestet und experimentelle Konzepte von Produktion in der Stadt erprobt werden.

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Green.Habour

Der Gutleuthafen mit seinen Mainauen zählt zu den Hotspots der Artenvielfalt. Diese nutzen viele Tiere als Wanderkorridor und gelangen so in das Gutleutviertel und den dortigen Sommerhofpark. Dieser beheimatet vielerlei verschiedene Tier- und Pflanzenarten. Für den Menschen ist das Viertel Wohn- und Arbeitsplatz. Es besitzt diverse Kulturangebote, zwei Schulen und Bewohner, die durch ein hohes Maß an bürgerlichem Engagement auffallen.

Unsere Ziele für das Viertel sind deshalb: die Förderung der bestehenden Vielfalt, die Stärkung der Gemeinschaft vor Ort und die Schaffung eines Gemeinschaftsortes für Mensch, Natur und Tier. Wir fördern also die grüne Infrastruktur im Viertel und damit die bestehende Biodiversität. Die Menschen profitieren von einer verbesserten Aufenthaltsqualität.

Um Flächen neu gestalten und entsiegeln zu können, bieten wir ein breites Spektrum an Sharing-Angeboten an – Lastenräder, Roller, PKW wie auch Nutzfahrzeuge.

Auf einer zentralen Brachfläche entstehen Werkhöfe. Hier lässt sich gemeinsam Material, Werkzeug und Lagerfläche teilen. Öffentliche EGs mit Dienstleistungen und Produktion sowie Gemeinschaftswohnen in den OGs erweitern das Angebot. Begrünte Dächer und Fassaden dienen als Lärmschutz und Luftfilter – Gleichzeitig sind sie Nist- und Futterpflanzen. Die Pflege übernimmt der Garten- und Landschaftsbau direkt vor Ort. Grünschnitt und Bioabfall werden im Heizkraftwerk zur Stromerzeugung genutzt und dienen damit dem gesamten Gebiet. Um die Gemeinschaft zu stärken, wird das Mainufer renaturiert und ein Gemeinschaftsgarten angelegt. Darüber hinaus bietet das Gutleutwäldchen die Möglichkeit sich körperlich zu betätigen und fungiert als Lärmfilter zu den Gleisen.

Um von Anfang an die größtmögliche Akzeptanz der Bewohner zu sichern, dürfen diese den Entwurfsprozess mitbestimmen. Gemeinsam wird gepflanzt, gespielt und informiert. Die Menschen sollen sich schon im Entstehungsprozess mit ihrem neuen Viertel identifizieren und wissen, mit wem sie es sich teilen werden. Nur so kann ein Gemeinschaftsort entstehen.