Landshut, Laptop und Lederhose - Entwicklungspotentiale einer Mittelstadt in der Metropolregion München
Masterthesis Sommer 2017

Herausgegeben vom Fachgebiet Entwerfen und Stadtentwicklung(Prof. Dr. Annette Rudolph-Cleff)

Welcher Strategien bedarf es in und für Landshut, um in der Metropolregion München eine eigenständige Identität zu erhalten, oder zu kreieren, die Stadtränder und –eingänge, sowie die Uferkante der Isar attraktiv und erlebbar zu gestalten, als Baustein des großräumlichen Geflechts zu profitieren sowie zugleich der steigenden Nachfrage nach Wohnraum gerecht zu werden? Das Thema einer identitätsprägenden Handlungsstrategie für Landshut lässt weite Spielräume zu, die im Rahmen der Masterthesis genutzt werden sollen, um die Drei-Helmen-Stadt in Ihrer weiteren Entwicklung zu stärken und die erbrachten Vorschläge in Szenarien zu überprüfen. Es bleibt den Bearbeitern überlassen, Schwerpunkte in den Bereichen der Stadtidentität, des Stadtbilds (alt -neu), des Verkehrs, der Zugänglichkeit und Erlebbarkeit der Isar, den Stadtgrenzen und -eingängen oder der ergänzenden Angebote für Hotellerie, studentischem und dauerhaftem Wohnen oder aber des Stadttheaters zu setzen.

LANDSHUT TRAUT SICH

Im Rahmen der städtebaulichen Masterthesis gilt es, die Grieserwiese als ein innerstädtisches Gebiet innerhalb der kreisfreien Stadt Landshut in der Metropolregion München konzeptionell weiterzuentwickeln.

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Die Grieserwiese umfasst ein Gebiet an der Isar von ca. 10,5 ha und bildet ein Bindeglied zwischen der direkt anschließenden hochverdichteten Altstadt und den kleinkörnigeren Vierteln wie Achdorf oder West, welche sich hauptsächlich durch kleinteilige Punktbebauungen auszeichnen. Insbesondere die innenstadtnahen Viertel zeichnen sich durch vielfältige Sichtbeziehungen zu der Burg Trausnitz und dem Turm der Martinskirche aus. Des Weiteren treffen in der Innenstadt verschiedene Stadträume teilweise ohne Übergänge aufeinander und bilden hierdurch starke Kontraste zwischen beispielsweise Wald- und Stadtgebiet aus.

[…]

Die fußläufige Vernetzung des Gebietes mit umliegenden Gebieten soll neben der Promenade verbessert werden. So bildet eine neue Fußgängerbrücke eine angenehme Verbindung zu dem gegenüberliegenden Naturschutzgebiet, und weitere Wegeverbindungen binden an bestehende Wegenetze in die angrenzenden Viertel an. So wird auch der Blick vom anderen Ufer zum Thema des Entwurfes.

ANALYSE GRÜN

Die Baumalleen bilden an dieser Stelle die wichtigsten raumprägenden Elemente der Grieserwiese und sind in ihrer historischen Form zu erhalten. Der Anteil der versiegelten Fläche ist zu reduzieren und eine anderweitige Lösung für die Unterbringung der Parkplätze zu finden.

ANALYSE RAUMBILDENDE KANTEN

Insbesondere die Altstadt von Landshut definiert sich über klare Gebäudekanten und entsprechend gefasste Stadträume. Eine entsprechende Rahmung der Stadteinfahrt entlang der Wittstraße würde diesem Raum ein Rückgrat bieten und den innerstädtischen Bereich klarer fassen.

ANALYSE WEGEVERKNÜPFUNGEN

Der Isarradweg als besonderes überregionales Wegenetz bildet ein besonderes Element entlang des Entwurfsgebietes und soll gestärkt werden. Durch entsprechende Übergänge und sinnvolle Wegeverknüpfungen soll die Barrierewirkung der Wittstraße aufgehoben werden und das Gebiet auch quer zur Isar fußläufig angebunden werden.Insbesondere auf die Trennung zwischen motorisiertem und nicht-motorisiertem Verkehr, als Charakteristikum der Isarpromenade, sollte hierbei geachtet werden.

UFERKANTE

Das Flanieren und Verweilen entlang der Isar bilden einen konzeptionellen Schwerpunkt des Entwurfes. Die attraktive Gestaltung der Promenade spielt hierbei eine ebenso wichtige Rolle, wie die Positionierung von öffentlichen Nutzungen entlang des Weges. Auch die andere Uferseite soll hierbei Beachtung finden.

SICHTBEZIEHUNGEN

Entsprechend der besonderen Blickbeziehungen zu markanten Gebäuden der Stadt werden innerhalb des Entwurfes über diese Thematik abwechslungsreiche Stadträume entwickelt.

VERKNÜPFUNGEN

Als Querachsen zur Promenade bilden fußläufige Verbindungen zur Altstadt, den angrenzenden Vierteln und Grünräumen eine konzeptionelle Grundlage für den Entwurf.

GRÜN

Das Gebiet ist im grünräumlichen Zusammenhang von Mühleninsel, Naturschutzgebiet, neu gestaltetem Grünzug und den angrenzenden grüngeprägten Wohnvierteln ein wichtiger Vermittler der innerstädtischen Grünräume.

KONZEPT GRÜN

Die sehr bewaldetenen Wohngebiete von Achdorf und Berg und der neue Grünzug entlang der Wittstraße werden über die ehemalige JVA und die Zeughausachse verknüpft. Entsprechend der weiteren Verbindung mit dem Naturschutzgebiet und den Isarauen entsteht so ein grünes Gesamtnetzwerk.

KONZEPT VERKEHR

Die beiden Teilgebiete werden durch unabhängige Ringstraßen erschlossen, an welchen sich straßenbegleitendes Anwohnerparken befindet. Entlang des Gebietes zwischen Witt- und Innerer Münchner Straße wird eine neue öffentliche Parkallee ausgebildet, um die Umnutzung der ehemaligen Parkplatzfläche auf der Grieserwiese auszugleichen. Ebenerdige Einfahrten führen von dieser Parallelstraße in die Parkdecks. Mittels dieser Erschließungsmethoden können die öffentlichen Freibereiche und halb- beziehungsweise privaten Bereiche von motorisiertem Verkehr freigehalten werden.

KONZEPT BAUABSCHNITTE

Durch die unabhängige Erschließung können die beiden Teilgebiete auf der Grieserwiese unabhängig voneinander entwickelt werden. Zu beachten ist, dass die ufernahen Gebäude primär zu realisieren sind, die rückwertigen Gebäudestrukturen sekundäre Gebiete darstellen. Sonderbauten, wie das Theater oder die Schule sind einzeln zu realisieren. Durch die Unterteilung in vier größere Blockstrukturen und die entsprechende Gliederung der Parkdecks kann auch das dritte Teilgebiet entlang der Wittstraße in einzelnen Schritten entwickelt werden.

KONZEPT NUTZUNGEN

Insgesamt soll ein von Wohnen geprägtes Gebiet entstehen, um auf die steigenden Einwohnerzahlen Landshuts zu reagieren. Entlang der städtischen Kante der Uferpromenade befinden sich im Erdgeschoss öffentlichere Nutzungen, wie Restaurants und Cafés, während in den leicht zurückgesetzten Blockstrukturen auch Erdgeschosswohnen realisierbar ist.Durch die Sockelgeschosse kann auch hier die nötige Privatssphäre realisiert werden. Entlang der Zeughausachse befinden sich viertelbezogene Nutzungen, wie Seniorentreffs oder Gemeinschaftsräume. Eine Sondernutzung entlang dieser Achse bildet ein Studentenwohnheim.

Beidseitig der Wittstraße befinden sich auf der Grieserwiese erdgeschossig Büroflächen, in dem anderen Entwurfsbereich durchgängig Bürogebäude. Dies ist auch der häufigeren Nutzung des Grünstreifens für Veranstaltungen geschuldet.

KONZEPT DULT

Die Dult kann neu organisiert auf dem Grünstreifen stattfinden. Die Verkaufsdult befindet sich auf dem nördlichen kleineren Abschnitt des Bereichs, während sich alle Fahrgeschäfte in dem größeren Bereich befinden. Abschluss des Festes bildet das Riesenrad auf dem Theatervorplatz, welches in eine Richtung den Blick auf das Fest und die Stadt ermöglicht und in die andere den weiten Blick in die Isarauen. Die Zeughausachse wird durch die Anordnung der Festzelte zum zentralen Platz des Festes.

EHEMALIGE JVA

Die kleinen Zellen der ehemaligen JVA und die Eingliederung Landshuts in den Isarradweg und dem damit verbundenen Touristenaufkommen bieten die Möglichkeit der Umnutzung des Gebäudes zu einem günstigeren Fahrradhotel. Da viele Fahrradtouristen meist nur eine Nacht in einem Ort verbringen, sind die kleinen Zimmergrößen ideal. Auch für Familien oder kleinere Gruppen kann durch das Zusammenlegen mehrerer Zellen ein Angebot geschaffen werden. Ergänzend wird ein innenliegender Fahrradraum angeboten, um auch bei schlechtem Wetter für Fahrradtouristen attraktiv zu sein. Der Freibereich innerhalb der Gefängnismauern wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und durch einen entsprechenden Übergang mit dem Isarradweg verknüpft. Zudem bildet die Öffnung eine direkte Wegeverbindung in die Altstadt mit einem diesen Bereich prägenden Blick über den Dreifaltigkeitsplatz.

MUSEUM

Der Neubau des Museums wird als dreigeschossiger Neubau die Stadteinfahrt definieren. Im Erdgeschoss befindet sich ein großer Multifunktionssaal, welcher über das dem Grünraum zugewandte Foyer erschlossen werden kann und in seiner Gänze seitlich zur Isar geöffnet werden kann. So gibt es die Möglichkeit bei gutem Wetter den Innen- und Außenraum fließend ineinander übergehen zu lassen. Das sich in den Fluss drückende Deck begrenzt diesen Bereich und bildet die Einbindung in die Isarpromenade. Die beiden oberen Geschosse beheimaten eine Ausstellung zur Landshuter Hochzeit, in welchen die vielen Kostüme und Requisiten aus dem nur nach Anmeldung zu besichtigende Zeughaus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Zudem können hier auch Workshops zum Nähen oder Schneidern mit den Ehrenamtlichen des Zeughauses veranstaltet werden.

PARKDECK

Durch den topographischen Versprung zwischen Witt- und Innerer Münchner Straße bietet sich die Realisierung von ebenerdig befahrbaren Parkdecks an. Da in den Erdgeschossen der Bestandsgebäude entlang der Inneren Münchner Straße bereits Garagen untergebracht sind, kann das Deck entsprechend angeschlossen werden. Somit können den Anwohnern und den Beschäftigten der Bürogebäude private Parkplätze angeboten werden. Die Decks werden von der parallel zur Wittstraße verlaufenden Parkallee erschlossen und sind somit von der Bundesstraße entkoppelt. Auf die oberen Ebenen führen Rampen beziehungsweise eine große Freitreppe. Diese halböffentlichen Bereiche gliedern sich in private Vorbereiche der Anwohner und eine gemeinschaftliche Fläche. Durch einen entsprechenden Deckenaufbau kann die obere Ebene bepflanzt werden. Jeder Hof verfügt zudem über einen größeren Durchbruch in die Parkplatzebene, welcher zum Einen eine natürliche Belichtung des Parkens ermöglicht und zum Anderen größeren Bestands- und neu gesetzten Bäumen direkten Bodenanschluss bietet. Durch die Tiefe der Parkebene können größere Flächennutzungen wie ein Supermarkt unauffällig an der Tunneleinfahrt integriert werden.

Die Wohnungen orientieren sich zur Inneren Münchner Straße und können durch den Geländeversprung teilweise in Maisonette-Typologie realisiert werden, was einerseits die Varianz des Wohnens und andererseits eine bessere Belichtung ermöglicht.

ZEUGHAUSACHSE

Die Zeughausachse bildet das wichtigste Rückgrat des neuen Wohnviertels und stellt gleichzeitig die Grünverbindung zwischen der Isar über die Wittstraße hinaus dar. An dieser Stelle erstreckt sich der Naturraum bis zum Ufer und lädt zum Verweilen ein. Zudem bietet sich hier eine freie Blickbeziehung zum Zeughaus als prägendes Bestandsgebäude aus. Entlang der Achse befinden sich entsprechend ihrer zentralen Lage stadtteilinternere Gemeinschaftsnutzungen, wie Seniorentreffs oder eine Kita sowie lokale Angebote, wie beispielsweise ein Friseur. Diese Nutzungsanordnung soll die beiden Teile des Entwurfes miteinander verbinden. Das zentrale Café im Zeughaus bildet zudem einen Anlaufpunkt für die Bewohner und bietet durch die Anordnung eines größeren Freibereiches mit Wasserspiel einen attraktiven Stadtraum abseits der Promenade. Dieser Raum wird zusätzlich durch eine kleine Freilichtbühne gegliedert und bereichert. Durch ihre Anordnung kann bei kleineren Veranstaltungen die Isar Kulisse sein, bedarf es größeren Platz für Publikum dient das Zeughaus als Kulisse.

WOHNBLÖCKE

Um die öffentlichen Räume zu fassen und die Raumwirkungen klar definieren zu können, gestalten sich die Baukörper in Blocktypologien. Diese bieten zudem die Möglichkeit, den Bewohnern in dieser innerstädtischen Lage einen halböffentlichen Raum zu bieten. Um zwischen den Körnigkeiten von Altstadt und Einfamilienhausvierteln zu vermitteln, werden die Blöcke gebrochen. So entsteht zudem ein halböffentliches Wegenetz innerhalb der Einheiten. Zudem erhalten die Gebäude Satteldächer, um sich der stadtübergreifenden Gestaltung in Landshut anzupassen. Dies ist insbesondere unter dem Gesichtspunkt von Bedeutung, dass es von vielen Aussichtspunkten die Möglichkeit gibt, die fünfte Fassade der Stadt zu sehen. In einem letzten Schritt werden die Gebäude in ihrer Maßstäblichkeit gebrochen, indem mit kleinen Versätzen von 30cm ein lebendiges Bild generiert wird, welches sich in die Ansicht der Uferpromenade einfügt.

Die Grundrisse sind so orientiert, dass Wohn- und Essbereiche wo möglich zu den Innenhöfen orientiert sind und mit vorgelagerten privaten Freibereichen in Form von Terrassen, Balkonen und Loggien das Gemeinschaftsgefühl der Bewohner stärken soll. Den Terrassen vorgelagert befindet sich noch ein den Bewohnern zur Gestaltung zur Verfügung stehender privater Vorgartenbereich.

Die Hofgestaltung orientiert sich an dem Prinzip der Entsiegelung. Die mittleren Bereiche sind mit Sitzstufen gerahmte Vertiefungen, in welchen sich natürlichere höhere Gräser entwickeln können. Entsprechend dem Prinzip einer natürlichen Versickerung, kann diese Fläche bei Starkregenereignissen als Rückhaltung fungieren. Die Entwässerung der Dachflächen wird für jeden Block in einer Brauchwasseranlage gesammelt und somit nutzbar gemacht.Holzdecks ergänzen die Bespielbarkeit der Höfe für die Bewohner. Hier kann gespielt oder entspannt werden.

© Anna Heer & Carolin Simon

© Anna Heer & Carolin Simon

© Anna Heer & Carolin Simon

© Anna Heer & Carolin Simon

© Anna Heer & Carolin Simon

Landshut

Die Stadt Landshut befindet sich nordöstlich von der bayerischen Hauptstadt München und gilt zugleich als Zentrum des unterbayerischen Hügellandes. Es handelt sich sowohl um eine wirtschaftsstarke Region, als auch um einen Verknüpfungspunkt, weswegen sie als eine Pendler- sowie Autostadt gilt. Die erste Universität in Bayern macht Landshut auch zu einer Hochschul- sowie Sportstadt.
Die Identität des Ortes wird von einer traditionell in einem 4-Jahren-Zyklus durchgeführten Veranstaltung mit Festspielen gestärkt – die Landshuter Hochzeit. Sie findet auf der sog. Grieserwiese statt, neben welcher sich ebenso die größte versiegelte Fläche im Zentrum Landshuts befindet.
Das historische Stadtbild wird von einem gotischen Stadtgrundriss geprägt, der noch immer in der Körnigkeit der Altstadt zu finden ist. Mit einer überwiegenden Blockrandbebauung weist sie eine homogene Stadtstruktur auf, die durch eine Mehrzahl an Satteldächern ergänzt wird.

Potentiale und Defizite

Zu den relevantesten Defizite gehören der starke Bevölkerungszuwachs und die daraus resultierende Wohnungsnot, der hohe Versiegelungsgrad, die Mehrzahl an Leerständen, die Lärmemissionen von der stark befahrenen Wittstraße sowie der Mangel an privaten und halböffentlichen Gärten für die im EG residierenden Einwohner.
Die stadträumliche sowie die landschaftliche Situation vor Ort bietet ein großes Potential zur Umgestaltung und Aufwertung des Areals. Die unmittelbare Lage am Fluss macht das zu beplanende Gebiet zu einem hochwertigen Lebensraum für die Bewohner. Der rasante Bevölkerungszuwachs und die starke urbane Verdichtung schreien förmlich nach Freiräumen.
Die Grieserwiese, welche als Kaltluftsammelgebiet gilt, stellt ebenso eine wesentliche Chance für die bessere Durchlüftung und Verbesserung der Aufenthaltsqualität des Areals. Die bereits bestehenden Blickbeziehungen zum Isarsteg sowie zur Burg stellen eine gute Voraussetzung für das Schaffen eines attraktiven Wohnangebots.

Entwurf

Grundlage des Entwurfs ist die Idee der Wiederaufwertung des Gebietes durch eine Mischnutzung und die ihr angewandten attraktiven Freiräume. Ein wichtiges Merkmal ist der grüne Zug, der sich vom Berg bis zur Insel entlang des Flusses erstreckt. Dadurch entsteht eine durch spannende, vielfältige, systematisch gestufte Räume geprägte Verbindung zwischen dem Berg und der Isar.
Ein weiterer Aspekt ist die Betrachtung des Gebietes als Stadteingang. Der Neubau einer Stadthalle sowie die vier daneben entstehenden Gebäudekomplexe mit Mischnutzung entlang der Witt- und der Inneren Münchner Straßen, stellen das Eingangstor der Stadt Landshut.
Die neue Stadthalle würde somit die Bedeutung Landshuts als Oberzentrum stärken. Die Dienstleistungen sowie die Nahversorgungseinrichtungen werden an der stark befahrenen Wittstraße angeordnet, während sich das Wohnen eher an der verkehrsberuhigteren Inneren Münchner Straße orientiert.
Eine neu durchdachte Wegeführung macht das Erkunden des Gebietes für die Einwohner spannend und attraktiv, indem sie das neue Quartier mit der umgestalteten Grieserwiese verbindet.
Die stärkere Vernetzung des Areals mit seinen angrenzenden Bereichen, aber auch mit der gesamten Stadt, besteht aus einer Mehrzahl neuer Grünstrukturen, Fuß- und Radwegen. Darüber hinaus besteht eine Vernetzung der Vegetationsbereiche sowie eine Minimierung der Versiegelung. Kaltluftschneisen ergänzen das Wohngebiet und machen es zu einem gut durchlüfteten, attraktiven Lebensort.

© Dena Khan & Nuria Safi

© Dena Khan & Nuria Safi

© Dena Khan & Nuria Safi

© Dena Khan & Nuria Safi

© Dena Khan & Nuria Safi

© Dena Khan & Nuria Safi

© Dena Khan & Nuria Safi

© Dena Khan & Nuria Safi

Einleitung

Sowohl im Hinblick auf die letzten Jahre als auch auf die Zukunft spricht man vielerorts von zunehmender Landflucht und der damit einhergehenden Urbanisierung der Großstädte sowie den entstehenden Schrumpfregionen im ländlichen Raum. Gerade Regionen und Städte, die nur wenig Lebensqualität und Entwicklungsmöglichkeiten bieten, müssen mit einem massiven Einwohnerverlust rechnen. Doch Landshut, als mittelgroße Stadt mit einer aktuellen Einwohnerzahl von etwa 70.000, ist in den letzten Jahren auch um etwa 10% gewachsen und soll in Zukunft sogar noch weiter wachsen. An dieser Stelle gilt es also die allgemein benannten Prognosen für Deutschlands Stadtentwicklung differenzierter zu betrachten. Neben der Anziehungskraft der Großstädte, die weiterhin für Schrumpfregionen sorgt, weisen seit ein Paar Jahren Metropolregionen wie München neue Tendenzen auf: „Angesichts explodierender Mieten und Immobilienpreise können weniger Familien ihre Wohnungswünsche in der Großstadt realisieren“, sagt Antonia Milbert, Regionalforscherin am Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in Bonn. So entstehen in Regionen wie der EMM neue Chancen für die umliegenden mittelgroßen Städte. Besonders die mittelgroßen Städte in den Speckgürteln der boomenden Metropolen könnten von der aktuellen und zukünftigen regionalen Entwicklung profitieren, tragen aber gleichermaßen in der Bereitstellung von Wohn- und qualitativem Lebensraum eine überregionale Verantwortung.

Hierbei ist es besonders wichtig, dass sich diese Städte dieser Aufgabe annehmen, um zu verhindern, dass Agglomerations räume wie die Europäische Metropolregion München in ein strahlendes Zentrum und eine Peripherie zerfallen, das nur ein trostloses Sammelbecken für Perspektivlose ist

Die Städter werden weltweit älter. Das Statistische Bundesamt prognostiziert für Deutschland 2050, dass über 30 Prozent der Gesamtbevölkerung 65 Jahre oder älter sein werden, aber nur gut 1% der Wohnungen in Deutschland ist für ältere Menschen geeignet. Eine alternde Stadtbevölkerung verlangt neue Versorgungsstrukturen und Mobilitätskonzepte. Mit dem demographischen Wandel in den Städten wachsen auch die Märkte für zahlreiche mobile Dienst-, Versorgungs- und Serviceleistungen. Wer nicht mehr alles alleine kann, aber weitestgehend unabhängig leben möchte, braucht Hilfe – ganz gleich ob beim Einkaufen oder beim Reisen. Darüber hinaus leben Menschen zunehmend in kleinen Lebensgemeinschaften, oft mit wenigen Kindern, möglicherweise als allein Erziehende. Und diese Lebensgemeinschaften sind sehr viel stärker auf die städtische Infrastruktur angewiesen: den Laden, den Arzt, die Schule und den Kindergarten in der Nähe, aber auch das Kino und das Theater für den Abend. Wie gestaltet sich also heute eine Stadt wie Landshut auf langfristige Sicht als attraktiv? Welche Formen an Wohnraum werden benötigt und was macht eine Stadt wie Landshut heute und in Zukunft lebenswert für breite Bevölkerungsschichten als auch attraktiv für Tourismus? Es stellt sich also die Frage wie Landshut, als Mitglied in der EMM, seine eigenständigen, lokalen Schwerpunktsetzungen formuliert, um sich über die Region hinaus als attraktiven Wohnort zu definieren.

Städte sind nicht nur Wohnorte,sie sind auch Arbeitsorte und Handelsplätze

Für menschen, besonders die Bewohner der jeweiligen Stadt bedeutet ein attraktives Wohnumfeld in erster Linie, dass die Stadt alltagstauglich sein muss. Nutzungen wie etwa Wohnen, Arbeiten, EInzelhandel, Kultur, Bildungseinrichtungen, Kindertagesstätten, soziale und öffentliche Einrichtungen, Gastronomie und Tourismus, sollten sich in schnell erreichbarer Umgebung befinden. Die Stadt der kurzen Wege, wie wir sie aus traditionellen Altstadtstrukturen kennen, erlebt heute und in Zukunft eine Renaissance. Bedürfnis nach geografischer Nähe für Jung und Alt: Sowohl für den Senior, mit seinem eingeschränkten Bewegungsradius, als auch für die alleinerziehende Mutter werden sich die Nutzungsdurchmischung und Erreichbarkeit zu Fuß als attraktiv erweisen. Im Anbetracht der analysierten Gesellschaftstrukturen, sollte der Focus somit auf bezahlbaren als auch familienfreundlichen aber vor allem barrierefreien/ -armen Wohnraum gelegt werden. Es soll ein qualitativer, innenstadtnaher Wohnort geschaffen werden, der eine Vielfalt an Altersgruppen, Einkommensschichten und Nutzerkonstellationen ermöglicht.

Historische Kontinuität + moderner Wandel

Der gebürtige Landshuter und verstorbene Bundespräsident Dr. Roman Herzog nannte in seiner Rede am 12. Februar 1998 anlässlich der Eröffnung der neuen Messe in München den gelungenen Wandel des agrarisch geprägten bayerischen Bundeslandes in einen hochentwickelten Wirtschaftsstandort eine Symbiose aus Laptop & Lederhose. Er versinnbildlichte so die Einheit von Tradition und Moderne.

Unser Areal zwischen Wittstraße und Innerer München bildet mit seiner Lage zwischen kulturellem Erbe der Altstadt und Achdorf als Zukunftsvision für uns den Auftakt in beide Richtungen. Die Grieser Wiese soll ihren Platz im städtischen Raum als Bühne Landshuts stärker artikulieren. Der Erhalt der Veranstaltungen Dult und Landshuter Hochzeit soll Identität fördern und eine Besinnung auf Tradition verdeutlichen. Weiterhin sollen Diese durch kontemporäre und zukunftsweisende Events ergänzt werden. Mit der allmählichen Reduzierung des ruhenden Verkehrs auf der Fläche zum Naturraum Isar, soll hier schließlich ein städtischer Freiraum als Bühne für das öffentliche Leben entstehen. (siehe Phasenmodell) In vielen Städten verändert sich auch das Verständnis von Landschaft. Landschaft ist kein unberührter Naturraum vor den Toren der Städte, sondern wird ein wichtiger Bestandteil mitten in der Stadt, der zu einer hohen Lebensqualität und einem besseren Stadtklima führt.

Sich schnell wandelnde gesellschaftliche Strukturen benötigen mehr denn je Wohngebäude, die diesen Wandel möglichst flexibel mitgehen können. […]

Im Kontext der Individualisierung und Differenzierung der Lebensstile, der gewandelten Haushaltsstrukturen, des demografischen und ethnischen Wandels und der zunehmend flexibilisierten Arbeitswelt wachsen dabei besonders auch die Nutzeranforderungen für den Wohnungsbau. Diesen können vereinheitlichte Grundrissmuster mit festgelegten Raumnutzungen häufig nicht mehr entsprechen. Flexible Wohnangebote gewinnen an Bedeutung. […]

Vertiefer Wohnmodelle

Neben einer Vielfalt an Wohnmodellen, sollen in dem Quartier Gries zusätzliche räumliche Angebote geschaffen werden, die vornehmlich interdisziplinäres Arbeiten zwischen Handwerkern, Unternehmen und Bewohnern fördern: „Immer aktueller wird die Notwendigkeit an Interdisziplinarität zu komplexen Problemstellungen. Das könnten z.B. Forschungsverbünde zwischen Sozialwissenschaftlern, Materialforscher und Elektroingenieuren sein, die über Fakultätsgrenzen hinweg miteinander kooperieren, um innovative Lösungen zu entwickeln.

Adaptives Phasenmodell

Um ein Höchstmaß an Planungssicherheit zu erreichen, muss das Prinzip der Flexibilität auf allen Ebenen der Stadtplanung, Nutzungsstruktur und Wohnformen als höchstes Gebot gelten. Nur eine hohe Flexibilität ermöglicht, dass die Städte langfristig auch in der Zukunft attraktiv bleiben. Die Zukunft der westlichen Städte liegt in einer sukzessiven Optimierung der bestehenden Strukturen – dem permanenten Update der Stadt. Dieser flexible Stadtentwicklungsvorschlag soll sich in einem Phasenmodell verankern, welches den Bewohner Landshuts in die weitere Ausformulierung, Anpassung und evtl. sogar Modifikation involviert.