Keine halben Sachen, sondern 100% Kreuzberg. Die komplexe Aufgabenstellung forderte die Absolventinnen und Absolventen heraus sich mit der städtebaulichen Struktur des Rathausblocks in Berlin Kreuzberg und dem darauf befindlichen Gebäudebestand der Dragoner Kaserne auseinanderzusetzen. Unter Berücksichtigung der übergeordneten Ziele einer gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung und der Vielfalt der dabei involvierten Akteure, war das Ziel eine städtebauliche Transformation unter dem Leitbild der „Kreuzberger Mischung“ aus Wohnen, Kultur und Arbeit.
Die Entwicklung des Gebietes sollte sich stark am Bestand orientieren, worunter sowohl die teilweise denkmalgeschützten baulichen Strukturen, als auch die bestehende soziale und funktionale Mischung im Gebiet zu fassen waren. Darüberhinaus war eine Ergänzung des Bestandes um weiteren Wohnungsbau, soziale Infrastrukturen und öffentliche Freiflächen notwendig, um der zentralen Lage in der Stadt Rechnung zu tragen. Die Entwicklung des Gebietes sollte sowohl seine stadtgeschichtliche Bedeutung berücksichtigen, als auch Spielräume für Innovationen eröffnen. Dabei sollten Strategien entwickelt werden, wie Bewohnerinnen und Bewohner, Eigentümerinnen und Eigentümer, Gewerbetreibende, sowie lokale Initiativen am Entwicklungsprozess beteiligt werden können.
Zur Bearbeitung der Aufgabe wurde eine intensive inhaltliche Auseinandersetzung auf drei thematischen Ebenen erwartet – Raum, Programm und Strategie – sowie deren Übersetzung in ein städtebauliches Projekt.
RAUM: Morphologie und Dichte
Durch eine intensive Auseinandersetzung mit dem „Berliner Block“ als dominante vorherrschende Morphologie sollten Lösungen für dessen Weiterentwicklung und Transformation gefunden werden. Über Umnutzungen, Transformationen und den Aufbau von Bezügen und Kontrasten sollten die strukturellen und atmosphärischen Potenziale des Gebäude- und Freiraumbestandes für das zukünftige Quartier herausgearbeitet werden. Für die Nachverdichtung des Areals sollten innovative Gebäude- und Freiraum Typologien entwickelt werden und die Erdgeschosszone als Schnittstelle zwischen Architektur und Stadt gestaltet werden.
PROGRAMM: Mischung und Atmosphäre
Im Sinne einer Weiterführung der bestehenden Mischung aus Wohnen, Kultur, Sozialem und Gewerbe sollte ein innerstädtisches Quartier entwickelt werden, in dem alle Funktionen des täglichen Lebens auf kurzem Wege erreichbar sind. Über eine intensive Auseinandersetzung mit den Anforderungen unterschiedlicher Funktionen und Wohnformen sollten durch Mischen, Gruppieren, Kontrastieren, Stapeln, etc. räumliche Lösungen für die Gestaltung diverser Nachbarschaften mit ablesbaren Identitäten und urbanem Charakter entwickelt werden.
STRATEGIE: Prozess und Regelwerke
Unter Berücksichtigung bestehender Nutzungs- und Nutzerstrukturen sollte ein prozessualer Entwicklungsansatz verfolgt werden, in dem unterschiedliche Möglichkeiten der Beteiligung, Organisation und Trägerschaft als Modelle für eine nutzergetragene Stadtentwicklung Platz finden können. Durch die Entwicklung geeigneter Strategien und Regelwerke, sollten Antworten dafür gefunden werden, wie gemeinwohlorientierte Wertschöpfungsmodelle und der auf dem Areal lastende Entwicklungs- und Verwertungsdruck in Einklang zu bringen sein könnten.
In besonderer Weise ist hervorzuheben, dass es in jeder einzelnen Arbeit vor allem auch darum gehen sollte, eine spezifische Lesart des Ortes und eine individuelle Haltung zur Aufgabenstellung zu entwickeln, um darauf aufbauend und gestützt auf eine sorgfältige Analyse eine Identität für das Quartier zu formulieren und diese gestalterisch und atmosphärisch zu belegen. Dies betrifft sowohl die städtebauliche Komposition, als auch die Entwicklung geeigneter Gebäude- und Freiraumtypologien, sowie deren Schnittstellen im Stadtraum.