Herausgegeben vom Fachgebiet Entwerfen und Nachhaltiges Bauen (Prof. Christoph Kuhn)
Das neue Modehaus ist ein Ort, an dem Mode entworfen, erprobt, produziert, präsentiert, verkauft, repariert, recycelt und archiviert wird. Das detaillierte Programm spiegelt diese heterogenen und hybriden Anforderungen an die zu entwerfenden Räume. Das Haus ist gleichsam Büro, Atelier, Werkstatt, Wohnung, Showroom, Store und kommunikativer Treffpunkt für Mitarbeiter, Kunden und Besucher. Ziel ist es, eine funktionale und räumliche Organisation zu entwickeln, die das Zusammenwirken und den Austausch zwischen all diesen Bereichen fördert und positive Synergien erzeugt. Kreative, handwerkliche und administrative Prozesse müssen sich stärkend ergänzen und nicht behindern. Flächen sollen angemessen sparsam, effizient und flexibel genutzt werden, die Räume differenzierte und inspirierende atmosphärische Qualitäten entstehen lassen.
Der Ort, am Übergang vom historischen Stadtkern zum neuen Hafenquartier, bietet mit seinem rauen, gewerblich geprägten Umfeld vielfältige Anknüpfungspunkte und Reibungsflächen.
Der sich im Rhythmus von Ebbe und Flut bewegende Wasserspiegel des Hafenbeckens prägt als lebendige Projektionsfläche einen besonderen Stadt- und Naturraum mit dem MAS Museum als vertikalen Ankerpunkt. Wie interagiert das Modehaus mit diesem vielschichtigen Kontext, wie gestalten sich Übergänge und gezielte Durchlässigkeit zwischen Öffentlichkeit und Modehaus mit positiver Wirkung für beide?
Die Größe des Grundstücks lässt Spielraum für Freiräume, die als integraler Bestandteil des Gebäudekonzeptes genutzt werden sollen. Das bestehende alte Zollgebäude kann erhalten und Teil einer neuen Gebäudestruktur werden oder einem kompletten Neubaukonzept weichen. In beiden Fällen ist eine konsistente Strategie im Hinblick auf Ressourceneinsatz und Energieeffizienz gefragt. Zu klären ist ebenso der Anschluss an das südlichangrenzende Youth Cultural Center „Het Bos“. Im thematisch angelegten Spannungsfeld von (Bau)Körper und Bekleidung, von permeabler Stofflichkeit und hermetischer Materialität bedarf die Beziehung von Tragendem und Verhüllendem besonderes Augenmerk. Dies gilt gleichermaßen für ihren funktionalen und technischen Aufbau wie ihre visuelle, haptische und taktile Wahrnehmung nach Innen und Außen. Die Modewelt diskutiert kritisch die ungebrochene Entwicklung zum ressourcenverschwendenden und klimaschädlichen Rhythmus der Fast Fashion. Modehäuser und Bekleidungsindustrie postulieren die dringend notwendige Veränderung zum nachhaltig verlangsamten Konzept der Slow Fashion. Wo liegt die architektonische Antwort im Konflikt zwischen einer anpassungsfähigen Schnelllebigkeit und einer bewahrenden Dauerhaftigkeit? Welches Gewand trägt Slow Architecture? Als „Bauherren“ stehen zwei zukunftsweisende Mode-Designer aus Antwerpen zur Auswahl: Für Shuting Qiu oder Brandon Wen entwerfen Sie das Modehaus. Ihr/sein Modekonzept ist Ausgangspunkt und Rahmen für Ihr Architekturkonzept. Alternativ wählen Sie ihre Favoritin/Favoriten selbst.