Hrsg. vom Fachgebiet Entwerfen und Stadtentwicklung (Prof. Dr. Annette Rudolph-Cleff)
Die Stadt ist ein Postkartenidyll, reich an historischer Bausubstanz und malerisch in der Hügellandschaft des Frankenwaldes gelegen. Kronach blickt auf eine über tausendjährige Geschichte zurück, die erste urkundliche Erwähnung als urbs crana datiert aus dem Jahr 1003. Kronach ist auch Namensgeber für ihren berühmten Sohn Lucas Cranach (der Ältere), der im Hause seines wohlhabenden Vaters, des Bürgers Hans Maler, seine erste künstlerische Ausbildung erhalten hat. Er hatte 6 Schwestern und drei Brüder, und diese Malerkinder scheinen einige Aufregung im friedlichen Ort verursacht zu haben, wenn man den Gerichtsakten aus dem Jahr 1495 über das schlechte Betragen der Maler-Kinder Glauben schenkt.
Kronach gehörte von 1122 bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum katholischen Hochstift Bamberg und war im Besitz der Bamberger Fürstbischöfe. Erst mit der Säkularisation des Hochstifts Bamberg fielen Kronach und seine Festung 1803 an das Kurfürstentum Bayern.
Die Festung Rosenberg trohnt als barockes Bollwerk über der Stadt, sie hat ihre Ursprünge im 13. Jahrhundert und blickt auf eine lange Geschickte von der ersten Festung über die mittelalterliche Schutzburg bis zum später ergänzten Renaissanceschloss zurück.
Mit Wehranlagen und Wallgräben wachte sie über die Handelsrouten nach Thüringen und in den Frankenwald. Allen Bedrohungen während des Bauernkrieges und des sogenannten Markgrafenkrieges konnte Kronach trotzen. Die wiederholten Belagerungen und Angriffe im Dreißigjährigen Krieg, im sogenannten „Schwedenkrieg“ in den Jahren 1632 bis 1634 konnten die Kronacher erfolgreich abwehren. Bezeichnenderweise wurde die Festung Rosenberg nie gewaltsam eingenommen.
Herausforderungen waren – zwischen Reformationszeit und Westfälischem Frieden – die konfliktträchtige Nähe zum protestantischen Sachsen und wiederholte Kampagnen der Hexenverfolgung. Durch ihre Lage abseits der Großstädte und mangels bedeutender Industrieanlagen bzw. strategischer Ziele überstand die Stadt auch den 2. Weltkrieg unbeschadet. Der historische Kern ist daher außergewöhnlich vollständig und unversehrt, die meisten neueren Ergänzungen darin wurden zudem behutsam eingepasst und sind von hoher architektonischer Qualität. Durch die Gebietsreform von 1978 wuchs Kronach mit der Eingliederung umliegender Gemeinden sprunghaft auf 18.500 Einwohner an, heute sind es noch 16.815 (2019).
Mit dem Ziel, einen Lucas-Cranach-Campus zu errichten und sich damit als Hochschulstandort zu etablieren, steht die Stadt aktuell vor neuen Herausforderungen. Die Zielgröße von 1600 Studierenden auf 16.000 Einwohner ist für die Stadt ein großer Schritt. Nicht nur neue Gebäude, neue Nutzungen und Wegebeziehungen, auch eine neue Bevölkerungsgruppe will damit in das gewachsene Gewebe eingeflochten werden. Die Transformation zur Hochschulstadt stellt zweifelsfrei eine große Chance dar, ermöglicht durch die bayrische Landespolitik, ist aber zugleich auch eine heikle Aufgabe: Wenn schon die Malerkinder den Kronacher Bürgerinnen und Bürgern zu wild waren – vielleicht wird es ja den Studierenden gelingen, Kronach nun doch noch einzunehmen? Die anstehende Veränderung löst nicht nur hoffnungsfrohe Erwartungen aus…
In unserer städtebaulichen Masterthesis-Aufgabe geht es um Lösungen für den Lucas-Cranach Campus im Stadtgefüge: um Konversion, Innenentwicklung und Integration.
Ausgezeichnet mit einem WA-Förderpreis