Ausgangspunkt & Konzeptidee
Darmstadt weist als Wissenschaftsstadt eine 20-jährige Entwicklung als stärkster Innovationsstandort und starkes High-Tech Zentrum in der Metropolregion Rhein-Main auf. Das Großbauprojekt der Anlage für Erforschung der Antiprotonen und Ionen – das sogenannten FAIR Projekt – stellt für die nahe Zukunft Darmstadts einen außergewöhnlichen Entwicklungsmotor dar.
Am FAIR wird mit dem Besuch von circa 3.000 internationalen Wissenschaftlern pro Jahr gerechnet. Ein forschungsbezogener Aufenthalt am FAIR ist zumeist mit einem Aufenthalt von mehreren Tagen bis zu einem Jahr verbunden. Da der Forschungsablauf im Schichtbetrieb erfolgt, ist eine räumliche Nähe der Wohnungen zum GSI vorteilhaft. Das vorhandene Flächenpotential der GSI in Wixhausen-Ost in Standortnähe und die relativ günstigen Grundstückspreise für Wohnbauland hier könnte neben Wissenschaftlern der GSI auch für Menschen attraktiv werden, die gerne stadtnah und gut angebunden wohnen. Die Zielgruppe reicht von jungen Familien über Studenten bis zu Beschäftigten in der kreativen Dienstleistungsbranche.
Die Entwurfsverfasser beobachten jedoch, dass das Forschungsinstitut durch seinen Standort in versteckter und solitärer Lage im Walde und an den Vororten Wixhausens seiner Bedeutung bisher nicht gerecht wird.
Entwurfsziele
Übergeordnete Ziele des Entwurfs sind deshalb den GSI Campus an Wixhausen stadtteilverträglich anzubinden, den Weg zum Campus aufzuwerten und Darmstadt als Wissenschaftsstadt zu stärken. Dies geschieht durch den Ausbau nachhaltiger Mobilität und die Aufwertung des vorwiegend von Gewerbe geprägten östlichen Teils von Wixhausen. Zudem bilden bauliche Maßnahmen in Form von Flächenkonversion und Quartierserweiterung einen neuen Wohnstandort für die Stadt Darmstadt aus.
Massnahmen
Die Umsetzung der Ziele erfolgt über eine phasenweise Entwicklung der Potentiale, die sich an den jeweiligen Bedarf orien
-tieren. Massgeblich ist die Neugestaltung der ehemaligen Messeler-Park-Straße, die auf unterschiedliche Weise zur Allée zum Universum ausgebaut und vielseitig aufgewertet wird. Diese und weitere Entwicklungsstufen wirken als Impulsgeber für weitere bauliche Maßnahmen am attraktiv gewordenen Wohnstandort Wixhausen-Ost dar.
Längerfristig entwickelt sich der Stadtteil in östlicher Ausrichtung weiter an der Allée zum Universum und bildet weitere Wohnquartiere mit Infrastruktur in den Erdgeschosszonen aus, um den verschiedenen Wohnbedürfnissen für temporäre oder längerfristige, individuelle aber auch familienorientierte Aufenthalte gerechter zu werden.
Die Phasen gestalten sich wie folgt:
1. Der neue Campus wird mit der Erweiterung der Tramlinie direkt an das ÖPNV-Netz Darmstadts angeschlossen, nicht nur um das GSI damit gut zu erschließen und damit wahrnehmbarer zu machen, sondern um auch die Mobilitätsdefizite von Wixhausen zu verbessern. Das geplante Mobilitätskonzept bietet hier zudem einen Fahrradschnellweg an. Am GSI Gelände entsteht ein Vorplatz, der sogenannte Platz der Materie, auf dem die Kehrschleife der Tram liegt.
2. Die erste bauliche Maßnahme in Form des neuen Besucherzentrums des GSI Campus am Platz der Materie, dem FAIR Forum, bildet als Bindeglied zwischen öffentlichem Raum und Campus den repräsentativen Hauptzugang zum Betriebsgelände. Der durchgrünte Campusvorplatz ist nicht nur Ankunftsort für die Straßenbahn, sondern dient zudem als Treffpunkt für Wissenschaftler und Externe.
3. In der dritten Phase werden weitere Gebäude wie der Wohnriegel mit kompakten Gästezimmer für GSI-interne WissenschaftlerInnen, die Kindertagesstätte sowie die Sporthalle, am Platz der Materie zu einem räumlichen Gebäude-Ensemble ausgebildet. Die Erdgeschosszonen bieten Fahrradstellplätze und platzorientierte, kleinere Nahversorger sowie Dienstleister.
4. Durch diese Maßnahmen soll sich die Qualität des Wohnumfelds erhöhen. Es folgen der Abriss des alten Betriebshofs der GSI und die Entwicklung eines neuen, preisgünstigen Wohnquartiers Wohnen am Hasenpfad in Kooperation mit der örtlichen Wohnungsbaugenossenschaft, der GWW. Die Ost-West ausgerichteten Zeilenbauten sind maximal viergeschossig. Sie definieren Garten- und Erschliessungsräume. Es ist ein Ort, wo sich die Bewohner kennenlernen und die Kinder auf der Straße spielen. Gemäss der Ausgangslage sollen die Neubauten als kostengünstige, grundrissflexible Häuser konzipiert sein, mit dem Fokus auf der Gebrauchstauglichkeit der Geschosswohnungen und dem Individualbereich der Bewohner.
5. Interessierte private Investoren sollen nicht nur zur Entstehung des Boardinghaus für temporäres Wohnen in kleinen Wohnungen beitragen, sondern auch den zweiten Teil des Wohnquartiers am Hasenpfad umsetzen. Die ehemalige Baustellenzufahrtsstraße wird als Quartiersstraße endgültig voll ausgenutzt.