Peggy Guggenheim Collection, Venedig
Masterthesis Winter 2018/19

Hrsg. vom Fachgebiet Entwerfen und Baukonstruktion (Prof. Felix Waechter)

Siebzig Jahre nachdem die Galeristin und Kunstmäzenin Peggy Guggenheim 1948 auf der 24. Venedig Biennale ihre Sammlung der modernen Kunst des 20. Jhd. im griechischen Pavillon zeigt, wird der Palazzo ‚Venier dei Leoni’ als Planungsort zur Diskussion gestellt. Auf dem bestehenden Sockelfragment oder anstelle des Sockels ist ein neues Museum für die Sammlung von Peggy Guggenheim zu entwerfen. Im Kontext des Historischen soll ein Ort bestimmt werden, der das Zusammenspiel von Wasser, Körper, Licht und Raum feiert. Durch die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Kunstwerken sollen für die Exponate spezifische Ausstellungsräume entworfen werden, die der Bedeutung einer der wichtigsten Sammlung von Kunstwerken der Moderne gerecht werden.

Dabei gilt auszuloten, welche Wechselwirkungen zwischen Raum und Exponat bestehen. Gleichzeitig sollen die Ausstellungsräume dem Besucher eine individuelle Begegnung mit den Werken kubistischer, abstrakter und surrealistischer Kunst ermöglichen.

Der Entwurf besteht aus zwei Baukörpern, einer davon ist das Museum, der andere ist das Haus der Künstler. Dazwischen formen die Umgebungsgebäude und der Kanal einen Platz. Zusammen mit dem zurückhaltenden Baukörper des Museums entsteht so eine ruhige Atmosphäre. Das Erdgeschoss des Museums ist zurückgesetzt, einerseits wird so das Erscheinungsbild der Südfassade erleichtert andererseits rahmt der Platz auf der Südseite und der Kanal auf der Nordseite das Museum ein.

Der Platz integriert sich nicht nur harmonisch mit dem Erdgeschoss, sondern führt auch weiter zum nördlichen Kanal. So soll eine öffentliche und freundliche Situation geschaffen werden.

Viele Elemente des Neubaus wirken wie ein Echo auf das Konzept des Museums als Stadtpalast und als urbane Villa. Die Bestandsfassade wurde als Symbol erhalten und ein „erweiterter Palast“ auf moderne Weise neu entworfen.

Der Lichthof teilt das Museum in zwei Volumen. Die eine Seite beherbergt die Ausstellungen, die andere bedient die Nebenfunktionen des Museums. Im Ausstellungsgeschoss teilt das monumentale Treppenhaus und der Lichthof den Raum auf natürliche Art und Weise auf. Im Erdgeschoss verbindet das Foyer die öffentlichen Räume wie das Café, Shops und einen Vortragsraum. Im dritten Obergeschoss befindet sich die Didaktik des Museums und ist einfach von den Ausstellungsräumen zu erreichen.

Die Fassade des Kubus besteht aus einer kleinteiligen, verputzten Steinstruktur und verweist so auf historische Gebäude in Italien. Die raue Oberfläche des Kubus reagiert außerdem auf das ständig bewegende Wasser des Kanals. Zudem verleiht die kleinteilige Steintextur der an sich schweren Steinfassade Leichtigkeit und auch der Farbton des Neubaus passt sich dem der Bestandsmauer an. Durch die Fenster öffnet sich der Blick auf Venedig und verbindet das bildnerische Venedig und die Welt der Kunst. Das Atelier wurde mit rotem Sichtbeton verkleidet welches mit den Umgebungsgebäuden Venedigs harmoniert.

© Yuchao Li

© Yuchao Li

© Yuchao Li

© Yuchao Li

© Yuchao Li

© Yuchao Li

Yi Liu

© Yi Liu

© Yi Liu

© Yi Liu

© Yi Liu

© Yi Liu

© Yi Liu

© Yi Liu

© Yi Liu

Das Grundstück der Peggy Guggenheim Collection am Canal Grande verweist mit dem Rumpf eines nie fertig gestellten Palazzos auf die geschichtsträchtige Vergangenheit dieses Ortes. Der Sockel in weißem istrischen Kalkstein und die kleinteilige Bebauung auf der Rückseite zeugen von der Aneignung des Ortes durch die Mäzenin für sich und ihre Sammlung, ohne jedoch der heutigen Bedeutung der Kunstwerke gerecht zu werden. Der Neubau versucht in selbstbewusster Selbstverständlichkeit die Situation zu klären. Das Fragment des Bestandes wird als Taktgeber für einen Neubau genutzt, der sich in Gestalt und Anmut am Typus der Palazzi orientiert. Im Gleichklang mit den sakralen Bauten der Nachbarschaft und dem Dogenpalast in Sichtweite wird ein Museumskörper geschaffen, der als fast monolithischer Körper die signifikante Kunstsammlung am Kanal deutlich macht. Die Rückseite mit der einst kleinteiligen Bebauung wird genutzt, um einen großzügigen Eingangsplatz mit Garten und kleinerem Künstlerhaus zu ermöglichen.

An die Erschließung über den Platz, dem sich neben dem Haupteingang auch Café und Buchladen zu wenden, folgt eine einladende Treppe in das erste Obergeschoss des Hauses. Das ebene Foyer wird in der Vertikalen erweitert und beginnt durch eine großzügige Bibliothekssituation und eine zweigeschossige Stadtloggia den Dialog mit dem großen Kanal. Von hier eröffnet sich das Panorama der Stadt und das Haus wird zum Schaufenster für Kunst und für die Stadt. Die Loggia wird nicht nur öffentlicher Ort, sie ermöglicht vielfältige Nutzung mit dem Veranstaltungsraum und der Museumsdidaktik. Es entsteht Austausch, Vielfalt und räumlicher Reichtum durch Ausblicke und direkte Funktionsüberlagerung. Das Museum und die eigentliche Ausstellung finden hier ebenso ihren Anfang, durch das vertikale Durchwandern des Gebäudes gelangen die Besucher in den einer Schatztruhe gleichenden Aufbau.

© Tobias Wowra

© Tobias Wowra

© Tobias Wowra

© Tobias Wowra

© Tobias Wowra

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