Das Darmstädter Modell

„Der Darmstädter Studiengang versteht Architektur als Einheit von Hochbau und Städtebau (Darmstädter Modell). Der Fachbereich wird hieran weiter festhalten und sieht sich nicht zuletzt durch die beruflichen Erfolge der Absolventinnen und Absolventen bestätigt. Konsequent bleiben wir bei der breiten Auffächerung der Lehrangebote und weitgehenden Individualisierung der Methoden und Wege, aber auch bei den gemeinsam formulierten Anforderungen an qualifizierte Ausbildung.“ Aus dem Vorwort zum Almanach Architektur 1990–1992 des damaligen Dekans Prof. Jürgen Bredow.

Was ist das «Darmstädter Modell» ?

Der in den 1970 Jahren von den neu berufenen wie von den erfahrenen Hochschullehrern gemeinsam getragene Grundgedanke dieser Konzeption bestand in der Absicht, allen Studierenden möglichst früh die Entfaltung ihrer individuellen Potentiale und persönlichen Neigungen zu ermöglichen. Dies bedeutete eine möglichst frühe Konfrontation mit dem gesamten Spektrum der künstlerischen, technischen, geschichts- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächer, die in der Fakultät für Architektur und anderen Einrichtungen der Technischen Hochschule angeboten wurden – mit einem verpflichtenden Fächerkanon in den ersten Semestern und wachsender Wahlfreiheit in der Entscheidung für eigene Schwerpunkte im Verlauf des weiteren Studiums.

Deutlich bildeten sich ab Anfang der 1970er Jahre jene fünf Lehrgebiete heraus, die auch dem Strukturplan vom April 2000 und der neuen Studienordnung vom September 2002 noch ihre Grundlage gaben, fünf (bzw. mittlerweile sechs) Fächergruppen, die in Verpflichtung auf die Gleichzeitigkeit von Forschung und Lehre nun allerdings nicht mehr als „Lehrgebiete“, sondern als „Fachgruppen“ benannt sind – eine Bezeichnung, die, nach der Berufung von Thomas Sieverts 1971 auf die zweite Städtebau-Professur neben der von Guther, bereits für die kooperierenden Fachgebiete der Professoren Max Guther, Rolf Romero und Thomas Sieverts als „Fachgruppe Stadt“ eingeführt worden war.

Die aktuelle Struktur
2008 wurde an der TU Darmstadt das Bachelor- und Master-System eingeführt, 2013 erstmals überarbeitet: Die nächste Aktualisierung ist für 2021 geplant. Weiterhin steht „der/die Generalist*in“ als Leitbild im Mittelpunkt des Studiengangs: Also keine frühe Spezialisierung, sondern in beiden Studienabschnitten B. Sc. und M. Sc. die Forderung, immer Hochbau UND Städtebau mit jeweils eigenen Entwürfen zu absolvieren.

Durch individuelle Themenwahl können die Studierenden innerhalb eines Studiengangs die Schwerpunkte zwischen beiden Ausrichtungen von Semester zu Semester modifizieren. Außerdem bleibt es dabei, dass alle Professor*innen des Fachbereichs die gemeinsame Prüfungskommission für alle Master-Thesis-Aufgaben bilden. Man macht seinen Abschluss also nicht „bei Herrn X oder Frau Y“, sondern immer „am FB 15“. Neben den drei in jedem Semester zur Auswahl gestellten Entwurfsthemen soll zukünftig auch die Option der „Freien Thesis“, also einer individuellen, von einzelnen selbst formulierten Themenstellung, wieder gestärkt werden.

Positive Evaluation des Fachbereich durch externe Kommission

Die Studienprogramme des Fachbereichs wurden im Jahr 2017 von einer externen Gutachterkommission positiv bewertet. Die Kommission setzte sich aus namhaften Persönlichkeiten der Architekturlehre zusammen.

„Besonders wird vom Fachbereich der integrative Ansatz sowohl im Hinblick auf den Maßstab (Gebäude-Stadt) als auch die zentralen Aspekte von Architektur (Gestalt-Funktion-Konstruktion) sowie der Nachhaltigkeit (Ökologie-Ökonomie-Sozio-Kulturelles) betont. Dieser integrative Ansatz im Rahmen des «Darmstädter Modells» wird von der Kommission als sehr positiv bewertet.“ (Evaluationsbericht 20.12.2017, S. 4)

„Der Fachbereich Architektur der Technischen Universität Darmstadt wird traditionell mit einem starken Fokus auf den architektonischen und städtebaulichen Entwurf in Verbindung gebracht. Der integrative (Entwurfs-)Ansatz, maßstabsübergreifend den gebäudebezogenen und städtebaulichen Entwurf als ein gemeinsames Betätigungsfeld zu sehen und die Lehre der technischen Disziplinen (Fachgruppen «Konstruktion» und «Gebäudetechnik») zu einem wesentlichen Teil in die Entwurfslehre zu integrieren (Darmstädter Modell) wird von der Evaluationskommission sehr begrüßt. Dies gilt auch für die starke Integration der künstlerisch ausgerichteten Fachgruppe ‚Gestalten und Darstellen’. Daneben erscheint die Lehre auch im Bereich der Historischen Grundlagen, wie Archäologie sowie Architektur- und Kunstgeschichte, sehr stark.“ (ebd. S. 13)