Die psychische Gesundheit der städtischen Bevölkerung (Urban Mental Health) gewinnt vor dem Hintergrund der zunehmenden Urbanisierung, verschiedenen Umweltfaktoren sowie der damit einhergehenden Veränderungen für die Lebensqualität der Menschen verstärkt an Bedeutung. Innenstädte verzeichnen diesen Wandel besonders deutlich, ebenso wie die Notwendigkeit innovative Konzepte für die zukünftige Entwicklung zu erarbeiten. Diesen Wandel als Chance zu sehen, Innenstädten aus einer Community Health-Perspektive auch neue gesundheitsfördernde Funktionen zuzuschreiben und ihr Potential als therapeutische Landschaften zu ermitteln, steht im Fokus des Projektvorhabens. Community Health nimmt hierbei die Vielfalt der Gesellschaft in Blick und bezieht dabei insbesondere marginalisierte Bevölkerungsgruppen ein.
Im Zusammenwirken mit städtischen Sozialräumen und Städtebau ist urbanes Leben durch bestimmte Verhaltensweisen, sozioökonomische und sozialpsychologische Gegebenheiten gekennzeichnet. Diese können weitreichend auch das psychische Wohlbefinden von Menschen beeinflussen – sowohl gesundheitsschädigend als auch gesundheitsförderlich. In diesem Zusammenhang spricht man in der Geographie von therapeutischen (Stadt-)Landschaften.
Dabei können z.B. Gestaltungselemente entwickelt werden, die es ermöglichen, sich mit einem größeren Grad an Komfort, Selbstbestimmtheit und Sicherheit im öffentlichen Raum zu bewegen. So können durch Stadtgestaltung Barrieren in der Bewältigung des Alltags beseitigt und kompensiert werden, z.B. durch herabgesetzte Bordsteine, clevere Beleuchtung oder den Einsatz von Grün- und Wasserflächen.
In Innenstädten, die das räumliche, politische und kulturelle Herz der europäischen Stadt und ihres Umlandes darstellen, scheinen sich die gesundheitsgefährdenden Effekte in ihrem Ausmaß zu potenzieren. Dies ist u.a. mit Betriebsamkeit, Hektik, Reizdichte und damit einhergehendem Stress sowie einer Vielzahl pathogen ausgeprägter Umweltfaktoren (z.B. Lärm oder Luftverschmutzung) verbunden, die die psychische Gesundheit direkt oder indirekt negativ prägen können. So fallen Stadtbewohner*innen im Vergleich zu den auf dem Land lebenden Menschen durch eine höhere Prävalenz hinsichtlich verschiedener psychischer Beeinträchtigungen und Erkrankungen auf. Eine unnatürliche Lichtexposition kann beispielsweise ein erhöhtes Risiko für Depressionen mit sich bringen. Auch die Entwicklung von Angststörungen ist in der Stadt deutlich höher.
Im Rahmen des Forschungsprojektes fokussiert sich die Juniorforschungsgruppe auf ursächliche Zusammenhänge zwischen der psychischen Gesundheit von verschiedenen Communities und der Gestaltung und Nutzung von Innenstädten. Dabei sollen Ansätze abgeleitet werden, die das psychische Wohlbefinden in Innenstädten fördern.
In diesem Zusammenhang sollen nicht nur verschiedene Belastungsfaktoren und der Umgang damit, sondern auch Empowermentprozesse sowohl von diversen Communities als auch Sozialraumaktuer:innen sowie die passenden Strategien der Stadtgestaltung für die Förderung psychischer Gesundheit in Innenstädten betrachtet werden.
Die Junior-Forschungsgruppe Urban Community Mental Health (UCoMH) wird von der Heller Stiftung im Deutschen Stiftungszentrum für 3,5 Jahre gefördert und ermöglicht drei Wissenschaftlerinnen die Qualifikation in Promotionen bzw. einer Post-Doc Phase. UCoMH ist angesiedelt am Fachbereich Gesundheitswissenschaften der Hochschule Bochum für Wirtschaft, Technik, Gesundheit sowie dem Fachbereich Architektur der TU Darmstadt. Sprecherin der Junior-Forschungsgruppe ist die Gesundheitspsychologin Prof. Dr. Anna Mikhof. Weiterhin beteiligt sind Prof. Dr. Heike Köckler als Professorin für Sozialraum und Gesundheit sowie Prof. Dr.-Ing. Martin Knöll als Professor für Entwerfen und Stadtplanung. Die Nachwuchswissenschaftlerinnen Leonie Wieners und Clarissa Heiler haben ihre Tätigkeit in Bochum und Lanqing Gu in Darmstadt aufgenommen. Die Forschung findet in Zusammenarbeit mit Verwaltung und Sozialraumrakteur:innen vorrangig am Beispiel der Innenstadt von Herne statt.
Koordination
Fachbereich Gesundheitswissenschaften der Hochschule Bochum
- Prof. Dr. Anna Mikhof
- Prof. Dr. Heike Köckler
In Kooperation mit
Fachgebiet Entwerfen und Stadtplanung, TU Darmstadt
- Prof. Dr.-Ing. Martin Knöll
Junior-Forschungsgruppe
- Lanqing Gu (TU Darmstadt)
- Clarissa Heiler (Hochschule Bochum)
- Leonie Wieners (Hochschule Bochum)
Laufzeit
Januar 2025 – Juni 2028