Georg Friedrich Koch

Georg Friedrich Koch

(*1920 in Preußisch-Börnecke später: Groß-Börnecke – †1994 in Waschenbach bei Darmstadt) Lehrte an der TH Darmstadt von 1969-1989, ordentlicher Professor für Kunstgeschichte 1970-1988

Werdegang

Koch studierte zwischen 1939 und 1948 Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und Archäologie in Leipzig und Göttingen, wo er 1948 bei Heinz Rudolf Rosemann promovierte. Ab 1949 war er wissenschaftlicher Assistent am Kunsthistorischen Institut der Universität Leipzig, 1952 wechselte er an die Universität Rostock, wo er sich 1956 mit einer Arbeit über die Geschichte der Kunstausstellung habilitierte. Bis 1958 hielt er den Lehrbetrieb am von der Schließung bedrohten Kunsthistorischen Institut in Rostock aufrecht. Auf seine ‚Republikflucht‘ im Jahr 1958, die der Hamburger Kunsthistoriker Wolfgang Schöne maßgeblich unterstützte, folgten ab 1959 die Umhabilitierung sowie weitere Jahre als Privatdozent an der Universität Hamburg. Anschließend, von 1963 bis 1969, war er außerplanmäßiger Professor für Kunstgeschichte ebendort. Von 1962 bis 1969 betreute er als Vertrauensdozent internationale Studierende im Emil Wolff Haus, einem Wohnheim der Universität Hamburg. 1970 wurde Koch schließlich auf die ordentliche Professur für Kunstgeschichte in Darmstadt berufen, die er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1988 innehatte. Koch war im Studienjahr 1980/81 Dekan und im Studienjahr 1981/82 Prodekan des Fachbereichs Architektur. Koch war außerdem ständiges Mitglied im Bibliotheksausschuss.

Qualifikationsschriften

Koch wurde 1948 an der Universität Göttingen mit einer Arbeit über die „Entwicklung der Rocailledekoration in den Kirchenbauten Oberbayerns“ promoviert (Untertitel: „Ein Beitrag zur Geschichte des volkstümlichen Rokoko in Süddeutschland“). Der Titel seiner an der Universität Rostock entstandenen Habilitationsschrift lautet „Die Geschichte der Kunstausstellung von den Anfängen bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts“ (erschienen bei De Gruyter, 1967).

Internationaler Kunstkongress Wien, 4.- 10.September 1983
Internationaler Kunstkongress Wien, 4.- 10.September 1983

Forschung

Kochs Forschungsschwerpunkte lagen in der Frühen Neuzeit (der Renaissance) und der frühen Moderne (dem Klassizismus), mit Ausflügen zurück ins Mittelalter und nach vorn in die Gegenwart. Zur historischen Herleitung oder Kontextualisierung seiner Forschungsgegenstände griff Koch auch regelmäßig bis in die Antike zurück, betrachtete diese Zeit aber, anders als einige seiner Vorgänger, nicht als seinen genuinen Zuständigkeitsbereich.

In der Gesamtschau treten zwei Forschungskomplexe besonders hervor: die Geschichte der Kunstausstellung und die Auseinandersetzung mit Karl Friedrich Schinkel. Zu beiden Komplexen entstanden verschiedene Aufsätze und je eine umfangreiche Monografie (die Schinkel-Monografie „Karl Friedrich Schinkel. Die Reisen nach Italien: 1803-1805 und 1824“ erschien erst posthum, 2006). Im Zusammenhang mit Schinkel und dem Klassizismus zeigt sich ein besonderes Interesse Kochs an rezeptionsgeschichtlichen Fragen. Er befasste sich hier unter anderem mit Schinkels Rückgriffen auf antike oder auch gotische Architektur, zugleich interessierte ihn die spätere Rezeption oder auch Indienstnahme Schinkels in der nationalsozialistischen Architektur Albert Speers. Ein dritter Forschungskomplex Kochs, der heute weitestgehend in Vergessenheit geraten ist, ist die Geschichte ephemerer Festarchitekturen beziehungsweise der Inszenierung von Festaufzügen.

Koch war in seiner Gegenstandswahl eher Spezialist als Generalist. Er stütze seine Arbeiten auf eine akribische Quellenarbeit und trug beeindruckend umfangreiche Quellenkorpusse zusammen, die sowohl Bild- als auch Textquellen umfassen. Für die Schinkel-Monografie studierte Koch dessen umfangreiche Tagebuchaufzeichnungen, die er zu diesem Zweck in mühevoller Arbeit eigenhändig transkribierte. Im Zentrum dieser Studien stand immer die Analyse der Anregungen, die Schinkel auf seinen Reisen sammelte, in Skizzen festhielt und in ganz anderen Kontexten dann in seinen eigenen Architekturentwürfen verarbeitete.

Das Feld der Architektur spielte für Koch bereits vor seinem Ruf nach Darmstadt eine wichtige Rolle, zunächst im Zusammenhang mit Kirchendekor im Rahmen seiner Dissertation. 1960 veröffentlichte er dann einen Beitrag zum „Schlossbau des 16. Jahrhunderts in Mitteldeutschland“ in einer Festschrift für seinen Lehrer Heinz Rudolf Rosemann. 1966 erschien sein erster Aufsatz über „Karl Friedrich Schinkel und die Architektur des Mittelalters“. Diese Schriften dürften für seine Berufung an eine Architekturfakultät ausschlaggebend gewesen sein.

Lehre an der TH Darmstadt

In seinen ersten Darmstädter Jahren bot Koch zwei, ab dem Sommersemester 1974 drei bis vier Lehrveranstaltungen im Semester an. Die häufigsten Lehrformate waren Vorlesungen, Übungen und Seminare. Koch brach mit dem bis dato etablierten turnusmäßigen Vorlesungszyklus von der Antike bis in die Gegenwart. „Kunst des 19. Jahrhunderts“ (SoSe 1974) oder „Kunst und Architektur nach dem 30-jährigen Krieg“ (WiSe 1977/78) und spezifischeren Themen, wie „Die Backsteinarchitektur im Mittelalter“ (SoSe 1976), „Die Kathedrale“ (WiSe 1981/82) oder „Impressionismus“ (SoSe 1982).

Bei der Themenwahl für seine Seminare, die oft, aber nicht immer, an die Vorlesung desselben Semesters anknüpften, brachte Koch auch seine persönlichen Forschungsschwerpunkte ein. Zugleich achtete er sichtlich auf eine ausgewogene Mischung aus bildender Kunst, Architektur und Architekturtheorie und thematisierte auch deren Schnittstellen in Veranstaltungen wie „Das Zusammenwirken der Künste im Barock“ (WiSe 1983/84). Einige Seminarthemen kehrten mehrfach wieder, zum Beispiel „Museum und Ausstellung“ (im WiSe 1975/76; SoSe 1982 und SoSe 1988). Ein zweites wiederkehrendes Thema ist die Gartenarchitektur in den Seminaren „[D]ie Gartenkunst vom 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert“ (SoSe 1975); „Gartenkunst seit dem Barock: Der architektonische Garten“ (WiSe 1977/78) und „Kunstnatur und Landschaftspark“ (SoSe 1984). Von einer ganz direkten Bezugnahme auf den Kontext des Architektur-Fachbereichs zeugt die ebenfalls wiederkehrende Veranstaltung „Die Bauhütte“ (Seminar WiSe 1974/75; Übung im WiSe 1976/77), später „Die Bauhütte im Mittelalter“ (WiSe 1981/82).

Im Lehrprogramm fallen die in unregelmäßigen Abständen terminierten Exkursionsseminare auf, die zur Vorbereitung größerer Exkursionen dienten. Zu den Reisezielen gehörten unter anderem die Provence (SoSe 1975) und Sizilien (WiSe 1984/85). Eine Rom-Exkursion von 1973 ist bezeugt, aber nicht im Lehrprogramm enthalten. Regionale Exkursionen oder Übungen vor Originalen sind hingegen keine überliefert.

Für die Exkursionen sowie für einige Übungen und Seminare werden in den Verzeichnissen neben Koch auch weitere Lehrende aus den Bereichen Kunstgeschichte und Archäologie angegeben, darunter in den 1970er-Jahren Hanno-Walter Kruft und in den 1980er-Jahren Ekkehard Mai und Michael Groblewski. Koch gestaltete seine Lehre also nicht nur in enger Abstimmung, sondern auch Zusammenarbeit mit seinen Mitarbeitern und den Mitarbeitern des Archäologischen Instituts. Die insgesamt häufigsten Kooperationen gab es aber mit Heiner Knell, der ab 1971 die ordentliche Professur in der Kunstgeschichte mit Schwerpunkt klassische Archäologie innehatte.

(Lisa Beißwanger)

Bibliografie Georg Friedrich Koch (PDF zum Download) (wird in neuem Tab geöffnet)

Lehrveranstaltungen im Fach Kunstgeschichte, Amtszeit Koch 1970 – 1989 (wird in neuem Tab geöffnet)

Quellen:

Archive: Georg Friedrich Koch, Wissenschaftlicher Nachlass, Universitätsarchiv Darmstadt. Noch nicht inventarisiert (Stand: Januar 2021). Personal- und Vorlesungsverzeichnisse im Universitätsarchiv der Technischen Universität Darmstadt. Dokumente (insbesondere zur Republikflucht) im Rostocker Professorenkatalog „Catalogus Professorum Rostochiensium“, online: http://cpr.uni-rostock.de/resolve/id/cpr_person_00002778?tab=documents (Zugriff: 23.01.2021).

Zeitzeug*innen: Michael Beye, Ulrike Koch-Brinkmann, Frank Oppermann, Lukas Scheid.

Vorgänger: Hans Gerhard Evers / Nachfolger: Wolfgang Liebenwein