Die neue Deutsche Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom bildet die Ergänzung zu dem in unmittelbarer Umgebung situierten, denkmalgeschützten Bestand des Goethe Instituts. Ziel ist es einen eigenständigen und identifikationsstiftenden Typus einer Botschaft zu entwickeln, der die Beziehung zwischen Deutschland und dem Heiligen Stuhl widerspiegelt.. Das Grundstück liegt in dem Quartiere Solario in dem ein durchmischter Charakter unterschiedlicher Gebäudetypen herrscht. Auf der einen Seite gliedern sichprachtvolle Solitäre an und auf der anderen befindet sich eine klassische sehr elegante Blockrandbebauung.Der Bauplatz knüpft an beide Bautypologien an und ist von zwei Seiten durch Straßenzüge begrenzt. Aufgrund dessen stand das Weiterdenken der Straßenfluchten im besonderen Fokus. Es entsteht ein Volumen aus zwei Baukörpern, ein auffälliger Solitär und ein sich einfügender Riegel, verbunden durch das gemeinsame Erdgeschoss.
Der nördlich situierte Baukörper ist ein achtgeschossiger Turm. Dieser befindet sich an der obersten Grundstücksgrenze und gliedert sich in die Reihe der Solitäre und setzt sich somit in die direkte Blickachse Richtung Rom Innenstadt. Durch die Positionierung läuft die Haupterschließungsachse direkt auf den Baukörper zu und erzeugt eine signifikante Geste des Empfangens und der Repräsentation nach außen. Dieser Ausdruck wird dadurch verstärkt, dass die Straßenflucht durch den Baukörper hindurch weiter geführt wird und so eine Durchwegung ermöglicht. Der Besucher wird in diese neu erzeugte Wegeführung direkt in das Gebäude geleitet. Der Eingang in den öffentlichen Teil der Botschaft liegt im Bauteil verbindenden gemeinsamen Erdgeschoss. Hier befinden sich ein Foyer und ein Veranstaltungssaal mit direkter Blickbeziehung zum Goethe-Institut. Überdacht, in der Durchwegung liegend, befindet sich der Eingang mit Schleuse für die Kanzlei und die Residenz. In den ersten drei Geschossen erstreckt sich die Residenz mit Hauptempfangsraum, weiteren Empfangsräumen und Bibliothek. Ab dem vierten Geschoss befindet sich die Kanzlei mit den dazugehörigen Büroflächen. Die Apartments werden durch den gegenüberliegenden Eingang erschlossen, um eine schnelle und unabhängige Erreichbarkeit zu gewährleisten.
Als Gegenstück zu dem Turm gibt es den südlich gelegenen Baukörper, der sich hin zum Wohnen und der Blockrandbebauung im Viertel Solario orientiert. Dieser beherbergt das Wohnen der Botschafterin/ des Botschafters, den Speisesaal und einen Wirtschaftstrakt. Die gezielte Trennung von Wohnen und Arbeiten stellt die Privatsphäre der Botschafterin/ des Botschafters sicher und ermöglicht ein eigenständiges Nebeneinander.
Über das Herzstück, dem „Hortus Conclusus“ über dem Erdgeschoss liegend, sind die beiden Baukörper zusätzlich miteinander verbunden. Dadurch entsteht eine Verknüpfung zwischen dem Hauptempfangsraum und dem Speisesaal, sodass sich die Residenz im ersten Obergeschoss über die gesamte Grundfläche erstreckt und Blickrichtungen für die Besucher in alle Richtungen eröffnet werden. Ziel der Grundrissgestaltung ist eine formale Lesbarkeit der Grundrisse sowie ein fließender, offener und zusammenhängender Raum in allen Nutzungsbereichen der Botschaft. Somit ergeben sich Flächen der Kommunikation, die sowohl im Bereich der Residenz als auch in der Kanzlei von großer Wichtigkeit sind.
Um dem skulpturalen Ausdruck des Entwurfs gerecht zu werden, tritt das Gebäude von innen wie von außen in Stahlbetonbauweise in Erscheinung. Eine Kerndämmung bewerkstelligt diesen Ausdruck, sodass das Gebäude zum Teil aus Ortbeton und zum Teil aus Betonfertigteilen konstruiert ist. Um diesen Ausdruck auch in der Fassade weiter zu führen, gibt es nur wenige flächige Öffnungen. In den Kanzleigeschossen ist das Fassadenbild durch einen Schleier aus Betonlisenen ergänzt, welche die großen Fensteröffnungen überdecken und somit gleichzeitig die Funktion des passiven Sonnenschutzes übernehmen.
Sarah Papperitz