Gemeinwohlorientierte Stadt. Urbanes Wohnen in Erlaa
Masterarbeit Sommer 2020

Herausgegeben vom Fachgebiet Entwerfen und Städtebau (Prof. i. V. Andreas Krauth/ Verena Schmidt)

Im Sommersemester 2020 blicken wir nach Wien.
Das Entwicklungsgebiet „In der Wiesen“ grenzt südlich an den Wohnpark Alterlaa an. Teile des Gebiets sind bereits bebaut bzw. aktuell im Bau. Die Masterthesis sich auf das größte Teilgebiet „In der Wiesen Mitte“ (ca. 29 ha). Mit diesem Areal verbindet sich das Potential, nicht nur Lücken zu füllen, sondern ein zusammenhängendes Quartier mit einer starken räumlichen, programmatischen und gestalterischen Vision zu entwickeln.

Aufgabe ist der kontextspezifische Entwurf eines verdichteten Wohnquartiers mit ergänzenden Nutzungen aus den Bereichen Gewerbe, soziale Infrastruktur und Landwirtschaft. Die städtebauliche Setzung soll den Maßstäben der Umgebung gerecht werden und ein angemessenes Verhältnis von Freiraum zu Bebauung entwickeln. Es sollen Qualitäten geschaffen werden, die vielen Menschen zugute kommen und die ein positives Neben- und Miteinander fördern. Dies bezieht sich sowohl auf den übergeordneten Maßstab des Quartiers als auch auf konkrete Gebäude- und Freiraumtypen.

Der Entwurf hat zum Ziel, den immer komplexeren Wohnbedürfnissen der Menschen zu entsprechen. In Wien Liesing wurde dabei eine vitale Umgebung vorgefunden, die bereits in großen Teilen gut erschlossen ist. Das entworfene Gebiet soll zum neuen Zentrum und wichtiger Kontenpunkt für das Netzwerk öffentlicher Räume Liesings werden und somit die gesamte Region aktivieren. Axial werden verschiedene öffentliche Räume, deren Nutzung alle landwirtschaftlich geprägt sind, angeordnet.

Dieses Agrarmodell wird um ein Community-Modell erweitert in dessen Entwicklung es immer mehr Aktivitätsmöglichkeiten gibt. So gibt es nicht nur Ackerland, Supermärkte und Restaurant, sondern auch Interessengruppen und Forschungszentren in der Gemeinde. Somit bekommen die Einwohner*innen die Möglichkeit an der zukünftigen Entwicklung aktiv mitzuwirken.

In vier Entwicklungsphasen, werden sowohl die landwirtschaftlich geprägten Flächen als auch die Aktivitäten der Community kultiviert und intensiviert. In der ersten Phase wird offenes Ackerland zur Nutzung geboten. In der zweiten Phase wird dies um Gewächshäuser ergänzt. In der dritten Phase gibt es ein Produktionszentrum, in dem die Menschen Geschäfte, Gemeinschaftskantinen, Restaurant usw. finden können. In der letzten Phase wird die Landwirtschaft im Zusammenhang mit nachhaltiger Entwicklung und Recycling gedacht. Es gibt ein landwirtschaftliches Experimentierzentrum, ein Ausstellungszentrum für neue landwirtschaftliche Produkte und Aquaponicsysteme. Weiterhin werden Dachfarmen betrieben, die über Sonnenkollektoren und Regenwassernutzungssysteme verfügen. Gleichzeitig werden die Funktionen des zentralen Platzes mit der Entwicklung der Gemeinschaft komplexer.

Die Wohnformen zeichnen sich durch gemeinschaftliche Raumangebote aus. Öffentliche Räume und Einrichtungen sind anpassungsfähig, um den Bedürfnissen der Bewohnerschaft zu tragen. Die gemeinschaftliche Lebensform, soll sich nicht nur in der landwirtschaftlichen Produktion, sondern auch in vielen damit verbundenen Aktivitäten weiterentwickeln: Landwirtschaft, Leben und mehr.

Der Entwurf „Erlaa Bunt Verbunden“ vernetzt vorhandene Strukturen und schafft neue gemeinwohlorientierte Angebote. Zentrales Element ist ein großer Quartierspark, der vorhandene Freiraumangebote erweitert und eine durchgehende grüne Verbindung bis zur U-Bahnhaltestelle im Süden ausbildet. Um den Quartierspark werden vier neue Teilquartiere angeordnet, die durch unterschiedliche Nutzungen, verschiedene Charaktere und Schwerpunkte erhalten. Das Kreativquartier bildet einen zentralen Baustein mit neuem Zugang zur Hochbahn. Hier laden zahlreiche kulturelle Angebote zum Mitwirken und Verweilen ein. Im Norden des Kreativquartiers schließt unmittelbar der Bildungscampus an, der durch seine lockere Bebauungsstruktur Synergien mit der umliegenden Wohnbebauung ausbildet. Der Entwurf zeichnet sich durch differenzierte Freiraumangebot aus. Neben dem Park wird eine Aktivmeile östlich des Bildungscampus verortet, die zahlreiche Sportmöglichkeiten für alle Generationen bietet und zum Bewegen anregt. Die von Osten nach Westen laufende Quartierspromenade wird im Erdgeschoss mit unterschiedlichen gewerblich genutzten Flächen und Dienstleistungen bespielt. Das mittig liegende Band dient als konsumfreie Aufenthaltszone und Begegnungsfläche für Alle. Parallel im Süden der Quartierspromenade verläuft das Gartenband, welches zum gemeinschaftlichen Gärtnern für Anwohner*innen und Besucher*innen einladen soll und neben einem Treffpunkt, auch einen Ort zur Selbstversorgung bietet.