FoodTura – Campus der Zukunft in Rom
Masterthesis Sommersemester 2025

Herausgegeben vom Fachgebiet Entwerfen und Gebäudetechnologie (Prof.in Anett-Maud Joppien)

In einer Welt des Überflusses, in der genug Nahrungsmittel produziert werden, darf Hunger keinen Platz haben. Im Zentrum der globalen Herausforderung der Ernährungskrise steht das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) in Rom.

Das Projekt verfolgt das Ziel, einen seit Jahrzehnten verlassenen Ort – eine alte Getreidespeicheranlage namens „Granaio dell‘Urbe“ – zu revitalisieren, neu zu erfinden und städtebaulich sowie funktional mit dem Quartier und der Stadt zu vernetzen. Das Gebäude und seine Umgebung sollen die notwendige globale Plattform für den neuen WFP-Campus bilden.

Campus World Food Programme

Living Infrastructure – Campus für urbane Agrikultur, Wasserintelligenz und Ernährungssicherheit

Der Entwurf schlägt einen neuen Hauptstandort des World Food Programme (WFP) am Tiberufer in Ostiense vor – einem römischen Industriequartier im Wandel. Herzstück ist das Skelett eines ehemaligen Getreidesilos, das zu einem technisch-agrikulturellen Campus transformiert wird. Der Entwurf verbindet Bestand, Innovation und nachhaltige Produktion.

Das WFP engagiert sich weltweit in Ernährungs- und Katastrophenhilfe, oft in Regionen mit Wasserknappheit. Der bewusste Umgang mit Wasser bildet daher das architektonische Leitmotiv. Das Silo bleibt in seiner Struktur erhalten, wird jedoch mit Pflanztrögen in Form umgedrehter Pyramiden für urbane Landwirtschaft ergänzt. Eine leichte Stahlaufstockung mit textiler Hülle dient als Regenwasserfänger. Das gesammelte Wasser wird in Tanks gespeichert, zusätzlich filtert das Untergeschoss Tiberwasser, gespeist durch solarbetriebene Pumpen. Die sichtbare Technik und eine Ausstellung machen den Wasserkreislauf erlebbar.

Die Pflanztröge sind modular bestückbar: je nach Saison kann der Raum zwischen Landwirtschaft, Forschung und Veranstaltungen wechseln. So wird das Gebäude zu einem atmenden Agrar-Organismus. Ein tieferliegender Hof mit Foyer und Kantine öffnet sich zum Testgarten.

Das übrige Raumprogramm ist in einem flachen Sockelbau um den Hof organisiert, wodurch das Silo als Hauptkörper hervorsticht. Ein zusätzlicher Baukörper mit Markthalle und Wohnen markiert den Übergang zum Quartier. Die Markthalle ist offen, durchlässig und vielfältig nutzbar.

Die Aufstockung des Silos und der Wohnbau erscheinen als schwebende Volumen, die sich vom massiven Sockelbau abheben. Gemeinsam bilden sie die vertikalen Endpunkte des Campus und schlagen eine Brücke zwischen Funktion, Technologie und Stadtraum.

Il filo verde

Die Masterthesis FOODTURA entwickelt ein architektonisches Konzept für ein ehemaliges Industrieareal in Rom. Im Zentrum steht die Transformation des historischen Getreidespeichers ‚Granaio dell’Urbe‘, welcher durch Neubauten ergänzt wird und so einen neuen Campus für das World Food Programme schafft. Alle Baukörper werden durch einen umlaufenden Sockel eingefasst, der als verbindendes Element auf Straßenniveau fungiert und das Gebiet städtebaulich neu verknüpft.

Das bestehende Stahlbeton-Skelett erhält eine neue, eingerückte Fassade, wodurch der Bestand sichtbar bleibt und zugleich ein baulicher Sonnenschutz entsteht. Hier werden Büros, Vertical-Farming, sowie öffentliche Nutzungen untergebracht. Ein Konferenzsaal und ein Wohngebäude für die Mitarbeiter*innen & Gäst*innen brechen den Sockel auf und bilden gemeinsam mit dem Bestand ein Ensemble.

Ziel ist es, Ernährung – das Hauptthema des WFP – als gestaltendes Motiv im öffentlichen Raum sichtbar zu machen. Forschung, Produktion und Bildung werden räumlich und symbolisch miteinander verknüpft, indem sich der ‚filo verde‘ über das gesamte Gelände zieht – eine Röhre zur Mikroalgenzucht. Sie verbindet Gewächshäuser, Versuchsfelder und Innenräume miteinander, macht Forschung sichtbar und weckt dadurch das Interesse der Besucher*innen.

Die Verwendung von Recyclingbeton, lokalem Travertin und Metall nimmt Bezug auf den Ort und seine industrielle Vergangenheit. Das Gebiet wird großflächig entsiegelt, Dächer begrünt und eine Regenwassernutzung wird angedacht.

Il filo verde versteht sich als ökologischer und sozialer Impulsgeber – ein Modell für die Transformation des urbanen Raums im Zeichen globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und Ernährungssicherheit.

Re:Granaio

Im Spannungsfeld zwischen Geschichte und Zukunft verwandelt sich das Ex Granaio dell’Urbe in das neue Hauptquartier des World Food Programme – ein Ort globaler Ernährungssicherheit, lokaler Öffentlichkeit und gemeinschaftlicher Produktion. Das erhaltene Betonskelett eines ehemaligen Getreidespeichers wird zum Träger eines offenen Entwurfs, der Versorgung, Bildung, Wohnen und Arbeit verwebt.

Herzstück ist eine vertikale, öffentlich zugängliche Landschaft, die Bestand und Neubau verbindet. Offene Plattformen und flexibel ziehbare Vorhänge schaffen Räume für Workshops, Coworking, gemeinsames Kochen und Begegnung. Eine zentrale Großküche versorgt Kantine, Veranstaltungen und die tägliche Gemeinschaftsverpflegung – sichtbar, effizient, integrativ.

Das Gelände wird zu einem urbanen Ökosystem, das globale Nothilfe und lokale Selbstversorgung vereint: Gemeinschaftsgärten, Testfelder und ein öffentlicher Park vernetzen sich mit einer Markthalle am Tiberufer. Ein verfahrbarer Kran verbindet Produktion, Distribution und Alltag – vom Garten bis ins Labor.

Der Bestand bleibt lesbar und wird in roher Struktur weitergebaut. Zwischen die Stützen spannen sich geschützte Büroräume, Sichtachsen durchziehen das Gebäude. Der Kopfbau erhält mit einer transluzenten Polycarbonat-Fassade eine neue Identität.

Der Neubau bietet Wohnraum für Studierende, Young Professionals und WFP-Mitarbeitende. Eine textile Haut umhüllt das Ensemble als Sonnenschutz und kommunikative Schicht. Ganz oben öffnet ein stützenfreier Konferenzsaal den Blick auf den Gazometro – ein architektonisches Gegenüber zur industriellen Nachbarschaft.

Ausgezeichnet mit dem Fachbereichspreis für die beste Masterthesis.

“Giardino Cereale”

Die Umwandlung des „Ex Granaio della Urbe“ in Rom in den neuen Hauptsitz des World Food Programme verfolgt einen architektonischen und städtebaulichen Umbau unter der Prämisse, dass das nachhaltigste Gebäude immer jenes ist, das bereits existiert.

Die Leitprinzipien des Entwurfs basieren darauf, die vorhandene Bestandsflächen maximal zu nutzen, mit einer minimalistischen Erweiterung, die die bebaute Fläche auf ein Minimum beschränkt. Zugleich wird die versiegelte Betonwüste des Grundstücks freigelegt und in einen öffentlichen Garten für die Gemeinschaft verwandelt, der das ökologische, soziale und kulturelle Engagement des WFP widerspiegelt.

Die Umhüllung und Erweiterung des Baukörpers durch eine zweite Fassade aus Stahlträgern stellt eine Neuinterpretation des ursprünglichen Skeletts dar. Sie verbindet den Altbau mit den neuen Konstruktionen, während dessen Struktur und Materialität weiterhin sichtbar bleiben.

Der neue Campus befasst sich mit der Umnutzung eines historischen Gebäudes unter Berücksichtigung der Anforderungen seiner Umgebung im aktuellen Kontext und unter Anerkennung der Verantwortung gegenüber dem Bestand in praktischer, funktionaler und symbolischer Hinsicht.