Architekturschule Campus TU Dresden
Masterthesis Winter 2016/17

Herausgegeben vom Fachgebiet Entwerfen und Raumgestaltung (Prof. Anna Jessen)

„Nur wenigen Architekten war es vergönnt, eine Ausbildungsstätte für den fachlichen Nachwuchs, eine Bauschule, zu errichten. Heinrich Hübsch in Karlsruhe schuf das Polytechnikum, Josef Durm dort auch die spätere Architekturfakultät, Felix Duban die Ècole des Baux-Arts in Paris oder Charles Rennie Mackintosh die ‚School of Art‘ in Glasgow. Stets galten diese Bauaufgaben als eine besondere Herausforderung, denn das Ergebnis sollte Vorbild sein, ein Schulbeispiel der Architektur und ein richtungsweisendes Manifest ihrer Lehrer.“ -Manfred Klinkott, 1996.

Ein gutes öffentliches Haus zu entwerfen, eine Schule, und diese unverwechselbar an ihrem Ort zu verankern, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Der Entwurf einer Architekturschule evoziert Erwartungen und Sehnsüchte, die weiterreichen zur Frage, was Architektur ausmacht, wie sich das Architektonische heute ausdrücken kann und soll.

Städtebau

Die geplanten Volumen sollen zusammen als starke Setzungen gesehen werden, die den Zugang des Campus der Universität Dresden in einer Abfolge von drei Plätzen erlebbar machen, somit bilden sie zusätzliche ein Gelenk an der Schnittstelle der beiden Teile des Universitätscampus in Dresden aus. Die Teilung in zwei Volumen ermöglicht es den neu entsanden Platz von beiden Seiten zu bespielen und hier auch eine neue Mitte des Architekturfachbereichs auszubilden. Durch die Ausbildung eines Hochpunktes im Osten wird der Strassenraum gefasst, eine Ankommenssituation geschaffen und ein Auftakt für den Campus ausgebildet. Durch die Konzentration, die Zweiteilung und die Anordnung der Volumen bildet sich eine Abfolge dreier Plätze aus, die von sehr unterschiedlichen Charakteren geprägt sind.

Plätze

Im Nordosten befindet sich der erste der drei Plätze, der sich durch seinen Baumbestand auszeichnet. Daran anschließend befindet sich der zweite Platz, der den städtischsten Charakter aufweist und von allen vier Seiten von Gebäuden gesäumt ist. Hierbei sind die beiden Gebäude der geplanten Architekturfakutät von größter Bedeutung. Um diesen Platz in einer besoneren Art zu prägen besitzt er einen runden Brunnen, der die Mitte zwischen den beiden geplanten Volumen ausbildet. Diese Mitte soll Treffpunkt, Schnittstelle und Identität zugleich darstellen. Der dritte der drei Plätze schließt sich an das Hörsaalzentrum an und besitzt eher den Charakter einer Liegewiese.

Architektur

Bei der Organisation der Gebäude galt es ein sehr hohes Maß an Verwandtschaft zu erreichen und zugleich deutliche Unterschiede auszuweisen, um den beiden sehr unterschiedlichen Charakteren der Gebäude gerecht zu werden. In dem ersten Volumen zur Straße hin befindet sich ein Teil der Universitätsbibliothek, die Verwaltung und ein Bauforschungszentrum. Es zeichnet sich durch eine rationale und effiziente Struktur aus. Das Zweite Volumen beinhaltet sämtliche Arbeitssäle, alle Fachgebiete, ein Cafe, die Werkstätten und einen öffentlichen Copyshop und entwickelt dadurch eine ganz offene Struktur, die durch die Ausbildung einer offenen Mitte und seines sehr technischen Charakters einen Ort der Arbeit und des Schaffens darstellt. Die Erschliessung erfolgt jeweils über die Mitte, einmal jedoch über einen massiven Kern und in dem anderen Volumen durch ein offenes Atrium, das sowohl die primäre Erschließung als auch einen Begegnungsort und Ort des Zusammenkommens sowie der Präsentation darstellt. Durch die aussenliegende Entfluchtung kann dieser Raum auch intensiv nutzbar gemacht werden und muss keine Anforderungen der Entfluchtung erfüllen. Die Erschliessung wird dadurch ein wesentlicher Bestandteil des Entwurfes, der den Charakter des jeweiligen Gebäudes entscheident prägt. Die Kontrastierung verschiedener Themen, wie die Ausbildung der Mitte in massiv und leer, die Fassaden und die Nutzungseinheiten lassen trotz Unterschiede eine Gemeinsamkeit erkennen.

Fassade

Beide Fassaden bestehen grundsätzlich aus dem gleichen Raster, allerdings spiegeln sie auch hier den unterschiedlichen Charakter des Gebäudes wieder. Das westliche Volumen zeichnet sich durch seinen offenen Charakter aus und durch seine umlaufenden Austritte entsteht keine harte Fassade, sondern lässt Innen und Außen verschwimmen. Das westliche Volumen besitzt einen massiveren Charakter, somit wurde auch die Fassade massiver ausgebildet. Sie besitzt eine Füllung, die eine Brüstung darstellt und so auch der anderen Nutzung im Innenraum gerecht wird.

Materialisierung

Beide Gebäude sollen in Stahlbeton ausgeführt werden und bilden dadurch eine sehr starke Struktur aus. Der Ausbau der Räume findet dann nachgeordnet statt. Der Ausbau ist in Trockenbauweise ausgeführt und stellt als Leichtbau einen Kontrast zum Massivbau dar.

© Isabella Mugavero

© Isabella Mugavero

© Isabella Mugavero

© Isabella Mugavero

© Isabella Mugavero

© Isabella Mugavero

,Der hohe prägnante Baukörper bildet eine weit sichtbare Landmarke, die dem Hochschulgelände stadtübergreifend eine Adresse gibt.

Das neue Gebäude für den Fachbereich Architektur besteht im Wesentlichen aus zwei gegensätzlichen Baukörpern, einem hohen schlanken Turm und einer flachen Versuchshalle. Erschlossen wird das Gundstück von Norden über einen großen Vorplatz. Ein weiterer Platz, der sich zwischen Turm und Halle aufspannt leitet zur Wiese hinter dem Hörsaalgebäude und bildet somit die Mitte dieser Raumsequenz.

Der signifikante Turm wird von Norden erschlossen und bringt alle repräsentativen Funktionen wie Foyer, Café und Bibliothek an den Straßenraum. Desweiteren beinhaltet er die Verwaltung, sowie alle Fachgebiete und Arbeitssäle. Die Tragstruktur aus einem alle Nebennutzungen beinhaltenden Stahlbetonkern, an der Fassade liegenden Stahlbetonstützen und weit spannenden Unterzugsdecken ermöglicht eine flexible Grundrisszonierung und 360°-Panorama auf jeder Etage. Durch Ausschnitte in den Deckenscheiben entstehen zweigeschossige Gemeinschaftsbereiche und eine vertikale Verknüpfung der Ebenen. Auf dem Dach befindet sich ein großer Freibereich, welcher neben einem einmaligen Ausblick über Dresden vor allem Platz für individuelles Arbeiten bietet.

Auskragende Deckenscheiben und eine in der Tiefe gestaffelte Stützenstruktur fungieren als Filter zwischen Innen und Außen und lösen den Baukörper in eine feine, fast transparente Struktur auf.

Um den Raumbedarf einer Architekturschule zu komplettieren wird den effizienten und kompakten Grundrissen des Turms der hohe leere Raum der Versuchshalle entgegengestellt.

Die Arbeit wurde mit dem Fachbereichspreis im Wintersemester 2016/17 ausgezeichnet.

© Oliver Legat

© Oliver Legat

© Oliver Legat

© Oliver Legat

© Oliver Legat

© Oliver Legat

© Oliver Legat

© Oliver Legat

© Oliver Legat

„Am Ende aber, wenn das Bauwerk Teil des Lebens wird, kommen nicht messbare Qualitäten ins Spiel. Fortan dominiert das Geistige seiner Existenz.“ (Louis Kahn, 1901 – 1974) Die Architekturuniversität ist Lebensort und Ort der Lehre. Beides findet seinen Ausdruck im Sichtbaren und im Fühlbaren. Als Lebensort für die Studierenden entfaltet das Gebäude ein Eigenleben, dass das Studium prägt. Der kreative Schaffensprozess und der tägliche Austausch der Studierenden stehen im Mittelpunkt und verleihen ihm ein spürbar autonomes Charisma. Dem gegenüber steht der Ort der Lehre. Hier werden durch didaktische Strukturen die Grundlagen der Architektur gelehrt und durch den Entwurfsprozess ermittelt. Beides verlangt nach einem eigenen Raum.

Ausgangslage des Entwurfs ist die Entwicklung zweier souveräner Gebäude, die die jeweilige Nutzung in spezifische Raumsequenzen übersetzen: die Universität als Studentengebäude nimmt die Arbeitssäle der Studierenden auf, das Institut als Lehr- und Forschungsort bietet Raum für die Fachgebiete.

Eingebettet auf dem Hauptcampus der Technischen Universität in Dresden spannen beide Gebäude mit den Beständen ein neues Campus Areal auf. Im Kräftefeld des 1910 erbauten Beyer-Baus ordnen sie sich an Flanken des Baufelds an und bilden einen grünen Platz, der den Blick auf den Beyer-Bau erhält. Die neu geschaffene Parkanlage vermittelt dabei zwischen den säumenden Gebäuden und bildet den dritten Raum des Entwurfs. Erschlossen wird das Areal über den östlich gelegenen Verkehrsknotenpunkt Fritz-Förster-Platz und dem westlich verlaufenden Wegenetz des Campus.

Das Universitätsgebäude bildet den östlichen Abschluss des Geländes und positioniert sich zwischen dem historischen Beyer-Bau und dem Hörsaalgebäude der TU Dresden. Seine runde Grundform vermittelt dabei städtebaulich zwischen den Abschlüssen der Gebäudeformen beider Nachbarn und verleiht ihm eine Selbstständigkeit als Landmarke, die sich aus den bestehenden Gebäudesilhouetten hervorhebt. Es bildet gleichzeitig die Mitte des neuen Campusplatzes. Die Grundrissstruktur ergibt sich aus der Rotation von Kreisen, die in den Obergeschossen die Arbeitssäle der Studierenden und im Erdgeschoss das Café, die Werkstatt und den Copyservice aufnehmen. Die stehende Ziegelfassade greift dabei das Thema des Beyer-Baus auf.

Das Institutsgebäude bildet die südliche Flanke des Parks und schließt räumlich das Baufeld. Als flaches Gebäude markiert es den Übergang zur flachen Bebauung der angrenzenden Campusgebäude und ordnet sich dem Beyer-Bau unter. Es ist dem Hörsaalgebäude vorgelagert und bildet mit ihm einen kleinen Vorplatz zum Campuspark aus. Die innere Struktur wird durch fünf Atrien dominiert, die als Präsentationsräume genutzt werden können und von den Fachgebieten umschlossen werden. Lichthöfe bilden dabei den räumlichen Mittelpunkt der Lehrstühle. Die Stahlfassade mit vorgehängtem Ziegelband unterstreicht die Horizontalität des Körpers und greift das Mauerwerksthema in abstrahierter Form auf, ohne sich mit dem Fassadenthema des Universitätsgebäudes zu vermischen.

© Stefan Uhrig

© Stefan Uhrig

© Stefan Uhrig

© Stefan Uhrig

© Stefan Uhrig