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„Housewives and Architects“

Marie-Elisabeth Lüders' Umgang mit der Neuen Architektur vom Topfdeckel bis zur Siedlung

1926 hielt die Frauenrechtlerin Marie-Elisabeth Lüders (1878-1966) auf der Jahrestagung des Deutschen Instituts für Normung (DIN) einen Vortrag im Anschluss an einen Vortrag des Architekten Walter Gropius (1883-1969) über „Normierung und Wohnungsnot“. In der Verbesserung von Haushaltsordnungen sah Lüders die drängende Wohnungsnot der Nachkriegszeit und die drohende ökonomische Katastrophe, die es zu überwinden gelte, in einer „dringenden Zusammenarbeit“ von „Produzenten, Händlern, Hausfrauen und Architekten, wie sie das DIN anstrebt.“ Die Normung von Töpfen und Pfannen stand ebenso auf der Aufgabenliste wie die von architektonischen Elementen wie Türen, Fenstern und Treppen, was die Verbesserung des Haushalts (und damit der Frauenarbeit) zu einer dezidiert architektonischen Herausforderung, ja Notwendigkeit machte. Als Mitglied der Reichsforschungsgesellschaft für wirtschaftliches Bauen an der Seite von Gropius steuerte Lüders das, was als modernistische „Siedlung“ bekannt wurde: nicht als Architektin, sondern als Betriebswirtin. Dieser Artikel beabsichtigt, die techno-wissenschaftlichen (und männlichen) Geschichten sowohl der Standardisierung als auch der Neuen Architektur um ein Reframing dessen zu erweitern, was „architektonische Elemente“ aus dem Blickwinkel eben jener „Hausfrauen“ ausmachte, die die moderne Architektur vom Topfdeckel an nach außen prägten.

Initiative: Prof. Dr. Anna-Maria Meister